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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016


Chronologisch Thread 
  • From: Jürgen <jack_r AT arcor.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
  • Date: Sun, 31 Jan 2016 22:33:06 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Moin,

> "Geld" kann man nur funktional definieren, als allgemeines Tauschmittel,
> "Wertaufbewahrungsmittel" (d.h. Tauschmittel für die Zukunft), und
> Zahlungsmittel (bei nicht direktem, sondern zeitverschobenem Tausch).
Den Punkt den ich hier sehe ist, was sind die grundlegenden Eigenschaften,
die für die Funktion von Geld wichtig sind? Meine Behauptung ist, dass
alles, was eben die Definition verbriefter, handelbarer Rechtsanspruch
erfüllt auch alle Funktionen von *Geld* erfüllen kann. So ist für die
Verwendung *allgemeines Tauschmittel* wichtig, dass jeder das *Geld*
beliebig weitergeben werden kann (=handelbar).

> (..)Schon das wird von Arnes zirkulärer Gelddefinition nicht mehr erfaßt.
> Eigentumsrechte auf Münzen sind keine Anrechte auf Eigentumsrechte an
> Münzen, sondern wie jedes Eigentumsrecht ein Ausschlußrecht gegenüber
> allen anderen Rechtssubjekten und dem Staat, das natürlich bestimmte
> Tauschmöglichkeiten bietet.
In Arnes Definition gilt in erster Linie *Geld*=*Zentralbankgeld* (sein Anker)
und alles, was davon abgeleitet werden kann ist auch *Geld* (sein
Rekursionsschritt).
Deswegen muss Arne auch bei Münzen zurück zur Zentralbank.
Eine *klassische Münze, bei der ihr Materialwert zentral ist, oder die von dir
auch erwähnten Wechselsysteme im Mittelalter können von Arnes Defintion
nicht erfasst werden. Deswegen auch meine Kritik an seinem *Rekursionsanker*,
der eben viel zu eingeschränkt ist.
Was an Arnes Definition m.E. passt ist, dass man, wenn man erst einmal eine
*Art Geld* hat, davon weitere Derivate bilden kann, die die Funktionen von
Geld ebenso erfüllen und damit sich von Geld nicht mehr unterscheiden lassen.
Nur sehe ich eben *Zentralbankgeld* als einzige und auschliessliche Basis
als zu kurz gegriffen an.


bye
Jürgen


On 2016-01-29 18:08:53, moneymind wrote:
> These: die Frage, "was ist Geld"? ist für die Tonne.
>
> Wir brauchen ein Verständnis für:
>
> 1) Eigentumsrechte (denen KEIN Schuldner gegenübersteht)
> 2) Forderungen auf abstrakten Vermögenswert (denen ein Schuldner
> gegenübersteht)
> 3) NICHT-zivilrechtliche Formen des Austauschs (die die für 1/2 typischen
> Kreislaufparadoxa nicht aufweisen)
>
> "Geld" kann man nur funktional definieren, als allgemeines Tauschmittel,
> "Wertaufbewahrungsmittel" (d.h. Tauschmittel für die Zukunft), und
> Zahlungsmittel (bei nicht direktem, sondern zeitverschobenem Tausch).
>
> "Geld" kann es innerhalb oder außerhalb einer zivilen Rechtsordnung geben.
> Beispiele für ein "außerhalb":
>
> - "Zigarettenwährung" (Zigis als allg. Tauschmittel) bei zusammengebrochener
> Rechtsordnung nach dem Krieg
>
> Innerhalb einer zivilen Rechtsordnung gibt es Kreditverhältnisse und
> Kreditzahlungsmittel, die - neben Clearing - eine Möglichkeit der Erfüllung
> von Forderungen darstellen. Kreditzahlungsmittel stellen eine Teilmenge der
> Menge aller Forderungen dar. Ihnen steht ein Schuldner gegenüber, dessen
> Verbindlichkeit die Forderung (ZB für den Gläubiger) darstellt.
> Gesamtwirtschaftlich existiert netto kein Kreditgeldvermögen (da
> Forderung-Verbindlichkeit = 0).
>
> Zu Beginn gab es auch "Warenzahlungsmittel" (Eigentumsrechte an Münzen
> z.B.), die nur aktiv aber von niemandem passiv verbucht wurden (daher
> Eigentumsrechte), Kreditzahlungsmittel aber ebenso.
>
> Kreditsysteme sind immer hierarchisch aufgebaut (siehe die exzellente
> Erklärung von Perry Mehrling: What is Monetary Economics About? ->google).
> In einfachster Form gibt es Kreditzahlungsmittel als Zahlungssubstitute und
> Warengeld (Eigentumsrechte an Münzen) als letztendliches Zahlungsmittel.
>
> Das ist ein zweistufiges Zahlungsmittelsystem ohne Zentralbank und (noch)
> ohne Geschäftsbanken (die sich dann als multilaterale Clearingstellen für
> Wechsel entwickelt haben, siehe dazu fürs Mittelalter Markus A. Denzel: La
> Practica Della Cambiatura).
>
> Schon das wird von Arnes zirkulärer Gelddefinition nicht mehr erfaßt.
> Eigentumsrechte auf Münzen sind keine Anrechte auf Eigentumsrechte an
> Münzen, sondern wie jedes Eigentumsrecht ein Ausschlußrecht gegenüber allen
> anderen Rechtssubjekten und dem Staat, das natürlich bestimmte
> Tauschmöglichkeiten bietet.
>
> Das kümmert Arne aber gar nicht, da die Realität bei ihm der Theorie zu
> folgen hat, nicht umgekehrt ;-)
>
> Er fühlt sich ganz wohl in seinem idealistischen Zirkel, einer alten
> Sackgasse europäischen Denkens, die ganz unterschiedliche Funktionen erfüllt
> (hat).
>
> Grüße
> Wolfgang
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik




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