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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
  • Date: Sat, 30 Jan 2016 18:20:40 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Wolfgang,

aus Deiner Mail habe ich einen Abschnitt genommen, der zu meiner Grundsatzfrage führt:

Weshalb muss das Zentralbankgeld als Mittelpunkt unseres Geldsystems angesehen werden?

Ich bin der Meinung, dass es auch ohne Zentralbankgeld geht, dieses also nicht grundlegend ist, um die wesentlichen Funktion des Geldsystems zu ermöglichen. Mehr dazu weiter unten im Text.

Am 30.01.2016 um 10:39 schrieb moneymind:
...................................

Im theoretischen Modell der "Wicksellchen Idealbank" (ohne Bargeld) ist auch ein Austausch nur auf Basis von Forderungen und Verpflichtungen denkbar.

Ja.

Teilt sich die Wicksellche Idealbank in viele Einzelbanken auf, die untereinander im Wettbewerb stehen, würde auch ein reines Kreditsystem ohne Bargeld funktionieren.

Jein; nur dann, wenn Restsalden nicht fällig gestellt, sondern grundsätzlich prolongiert werden (nur für die Restsalden nach Clearing braucht man Zahlungsmittel). Das setzt ganz andere Handlungsmotive, weil sich jeder dann plötzlich wachsende Netto-Schulden leisten könnte und wollte, während Gläubiger nicht mehr bereit wären, Netto-Gläubigerpositionen einzugehen (die sie ja nie durchsetzen könnten). Im Endeffekt würde das darauf rauslaufen, daß für alle Subjekte nur noch direkter Barter wieder sinnvoll wäre.
An dieser Stelle ein Einwand. Überweisungen innerhalb einer Bank wären nach wie vor problemlos möglich. Innerhalb eines Bankenverbandes, wie z. B. den Sparkassen könnte man sich ein gewisses Vertrauen untereinander auch noch vorstellen. Was geschieht aber zwischen zwei Banken oder Bankverbänden, welche sich gegenseitig misstrauen? Überweisungen des Tages werden aufgerechnet aber noch nicht ausgeführt. Sind Restsalden zwischen zwei Banken entstanden, können diese aufgrund des fehlenden gegenseitigen Kredites nicht ausgeglichen werden.
Beim Settlement der Londoner Banken 1770 geschah der Ausgleich mittels Börsen mit Goldmünzen.
Dies könnte man sich auch mit Gold vorstellen, also einem Zahlungsmittel bestehend aus wertvoll erachteter Ware.
Klar bleibt jedoch auch, dass die Summe der Restsalden über alle Banken = 0 ist. Weshalb sollte dann nicht auch eine gewisse Kreditlinie unter den Banken vereinbart werden?
Eine zentrale Clearing- und Settlementstelle wäre für die Verrechnung sicher höchsteffektiv, jedoch für das System theoretisch nicht zwingend erforderlich. Überschreitet eine Bank ihre Kreditlinie, so wird von ihr keine Überweisung mehr angenommen oder aber nur Überweisungssalden mit einer Forderung an die empfangende Bank werden akzeptiert. Eine Bank im Defizit kann also bestimmte Überweisungen ihrer Kunden nicht mehr ausführen. Sie muss gegebenenfalls Vermögenswerte versilbern, bevor sie wieder mitspielen darf. Somit wäre auch ein Land, welches auf große Einkaufstour ginge, schnell zahlungsunfähig gegenüber dem Ausland. Keynes hatte hierzu auch entsprechende Regularien in seinem Bancor-Vorschlag, um überbordende Schuldsen oder Guthaben zu verhindern.

Die Basis für ein solches Bankensystem ohne Bargeld und ohne Zentralbank wären demnach Geschäftsbanken, welche Kredite gegen Bankguthaben vergeben wollen und Bankkunden, welche bereit sind, sich zu verschulden. Weiterhin sind Sparer erforderlich, damit die Banken nicht zusammenbrechen.

Das ein solches System mit Zentralbanken bedeutend besser zu organisieren wäre, steht außer Zweifel. Daraus kann man mE jedoch nicht ableiten, das Zentralbanken grundlegend für unser Geldsystem sind. Folglich kann auch das Zentralbankgeld nicht der Dreh- und Angelpunkt unseres Geldsystems sein, sondern bestenfalls eine Erleichterung im Zahlungsverkehr darstellen.

Beste Grüße
Rudi Müller


Bessere Idee daher m.E.: Clearing Union (Keynes). Hab aber noch immer nicht im einzelnen durchdacht, wie die die Handlungsmotive der Leute insgesamt verändern würde.

Es müsste unter den Banken lediglich eine Einigkeit darüber erzielt werden, auf welche "Verrechnungseinheit" man sich einigt, um gegenseitige Forderungen aufzurechnen. Diese Verrechnungseinheit könnte aus einer rein fiktiven Währung bestehen, wie beispielsweise der "Bancor" von Keynes.

Ja, s.o.
Aber tatsächlich wurde im Mittelalter ein zweistufiges System ohne Zentralbank, wie von Dir nachfolgend beschrieben, benutzt. Siehe auch:

Ja.

http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Mehrbankensystem

Danke!

Gruß
Wolfgang






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