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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
- Date: Sat, 30 Jan 2016 07:10:33 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Wolfgang,
einige Deiner Ausführungen kann ich nicht ganz verstehen. Die Fragen unten im Text.
Am 29.01.2016 um 19:08 schrieb moneymind:
These: die Frage, "was ist Geld"? ist für die Tonne.1 und 2 sind klar, was kann ich mir unter 3 praktisch vorstellen?
Wir brauchen ein Verständnis für:
1) Eigentumsrechte (denen KEIN Schuldner gegenübersteht)
2) Forderungen auf abstrakten Vermögenswert (denen ein Schuldner gegenübersteht)
3) NICHT-zivilrechtliche Formen des Austauschs (die die für 1/2 typischen Kreislaufparadoxa nicht aufweisen)
(ZB für den Gläubiger) Die Aussage in der Klammer bedeutet was?
"Geld" kann man nur funktional definieren, als allgemeines Tauschmittel, "Wertaufbewahrungsmittel" (d.h. Tauschmittel für die Zukunft), und Zahlungsmittel (bei nicht direktem, sondern zeitverschobenem Tausch).
"Geld" kann es innerhalb oder außerhalb einer zivilen Rechtsordnung geben. Beispiele für ein "außerhalb":
- "Zigarettenwährung" (Zigis als allg. Tauschmittel) bei zusammengebrochener Rechtsordnung nach dem Krieg
Innerhalb einer zivilen Rechtsordnung gibt es Kreditverhältnisse und Kreditzahlungsmittel, die - neben Clearing - eine Möglichkeit der Erfüllung von Forderungen darstellen. Kreditzahlungsmittel stellen eine Teilmenge der Menge aller Forderungen dar. Ihnen steht ein Schuldner gegenüber, dessen Verbindlichkeit die Forderung (ZB für den Gläubiger) darstellt.
Gesamtwirtschaftlich existiert netto kein Kreditgeldvermögen (da Forderung-Verbindlichkeit = 0).Weshalb müssen sie immer hierarchisch aufgebaut sein? Das eine vertrauenswürdige Institution oberhalb der Geschäftsbankenebene mit einer eigenen Verrechnungseinheit den Ausgleich unter den Banken vereinfacht, ist unbestritten, aber nicht zwingend erforderlich.
Zu Beginn gab es auch "Warenzahlungsmittel" (Eigentumsrechte an Münzen z.B.), die nur aktiv aber von niemandem passiv verbucht wurden (daher Eigentumsrechte), Kreditzahlungsmittel aber ebenso.
Kreditsysteme sind immer hierarchisch aufgebaut (siehe die exzellente Erklärung von Perry Mehrling: What is Monetary Economics About? ->google).
In einfachster Form gibt es Kreditzahlungsmittel als Zahlungssubstitute und Warengeld (Eigentumsrechte an Münzen) als letztendliches Zahlungsmittel.Das kann man sich so vorstellen, ist jedoch nicht unumgänglich. Im theoretischen Modell der "Wicksellchen Idealbank" (ohne Bargeld) ist auch ein Austausch nur auf Basis von Forderungen und Verpflichtungen denkbar. Teilt sich die Wicksellche Idealbank in viele Einzelbanken auf, die untereinander im Wettbewerb stehen, würde auch ein reines Kreditsystem ohne Bargeld funktionieren. Es müsste unter den Banken lediglich eine Einigkeit darüber erzielt werden, auf welche "Verrechnungseinheit" man sich einigt, um gegenseitige Forderungen aufzurechnen. Diese Verrechnungseinheit könnte aus einer rein fiktiven Währung bestehen, wie beispielsweise der "Bancor" von Keynes. Aber tatsächlich wurde im Mittelalter ein zweistufiges System ohne Zentralbank, wie von Dir nachfolgend beschrieben, benutzt. Siehe auch:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Mehrbankensystem
Beste Grüße
Mumken
Das ist ein zweistufiges Zahlungsmittelsystem ohne Zentralbank und (noch) ohne Geschäftsbanken (die sich dann als multilaterale Clearingstellen für Wechsel entwickelt haben, siehe dazu fürs Mittelalter Markus A. Denzel: La Practica Della Cambiatura).
Schon das wird von Arnes zirkulärer Gelddefinition nicht mehr erfaßt. Eigentumsrechte auf Münzen sind keine Anrechte auf Eigentumsrechte an Münzen, sondern wie jedes Eigentumsrecht ein Ausschlußrecht gegenüber allen anderen Rechtssubjekten und dem Staat, das natürlich bestimmte Tauschmöglichkeiten bietet.
Das kümmert Arne aber gar nicht, da die Realität bei ihm der Theorie zu folgen hat, nicht umgekehrt ;-)
Er fühlt sich ganz wohl in seinem idealistischen Zirkel, einer alten Sackgasse europäischen Denkens, die ganz unterschiedliche Funktionen erfüllt (hat).
Grüße
Wolfgang
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 27.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 28.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 28.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 28.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 27.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
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- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
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