ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
- To: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
- Date: Sun, 31 Jan 2016 12:22:42 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
> Am 30.01.2016 um 18:20 schrieb Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>:
>
> Hallo Wolfgang,
>
> aus Deiner Mail habe ich einen Abschnitt genommen, der zu meiner
> Grundsatzfrage führt:
>
> Weshalb muss das Zentralbankgeld als Mittelpunkt unseres Geldsystems
> angesehen werden?
>
> Ich bin der Meinung, dass es auch ohne Zentralbankgeld geht, dieses also
> nicht grundlegend ist, um die wesentlichen Funktion des Geldsystems zu
> ermöglichen. Mehr dazu weiter unten im Text.
>
> Am 30.01.2016 um 10:39 schrieb moneymind:
>> ...................................
>>
>>> Im theoretischen Modell der "Wicksellchen Idealbank" (ohne Bargeld) ist
>>> auch ein Austausch nur auf Basis von Forderungen und Verpflichtungen
>>> denkbar.
>>
>> Ja.
>>
>>> Teilt sich die Wicksellche Idealbank in viele Einzelbanken auf, die
>>> untereinander im Wettbewerb stehen, würde auch ein reines Kreditsystem
>>> ohne Bargeld funktionieren.
>>
>> Jein; nur dann, wenn Restsalden nicht fällig gestellt, sondern
>> grundsätzlich prolongiert werden (nur für die Restsalden nach Clearing
>> braucht man Zahlungsmittel). Das setzt ganz andere Handlungsmotive, weil
>> sich jeder dann plötzlich wachsende Netto-Schulden leisten könnte und
>> wollte, während Gläubiger nicht mehr bereit wären,
>> Netto-Gläubigerpositionen einzugehen (die sie ja nie durchsetzen könnten).
>> Im Endeffekt würde das darauf rauslaufen, daß für alle Subjekte nur noch
>> direkter Barter wieder sinnvoll wäre.
> An dieser Stelle ein Einwand. Überweisungen innerhalb einer Bank wären nach
> wie vor problemlos möglich. Innerhalb eines Bankenverbandes, wie z. B. den
> Sparkassen könnte man sich ein gewisses Vertrauen untereinander auch noch
> vorstellen. Was geschieht aber zwischen zwei Banken oder Bankverbänden,
> welche sich gegenseitig misstrauen? Überweisungen des Tages werden
> aufgerechnet aber noch nicht ausgeführt. Sind Restsalden zwischen zwei
> Banken entstanden, können diese aufgrund des fehlenden gegenseitigen
> Kredites nicht ausgeglichen werden.
> Beim Settlement der Londoner Banken 1770 geschah der Ausgleich mittels
> Börsen mit Goldmünzen.
> Dies könnte man sich auch mit Gold vorstellen, also einem Zahlungsmittel
> bestehend aus wertvoll erachteter Ware.
> Klar bleibt jedoch auch, dass die Summe der Restsalden über alle Banken = 0
> ist. Weshalb sollte dann nicht auch eine gewisse Kreditlinie unter den
> Banken vereinbart werden?
> Eine zentrale Clearing- und Settlementstelle wäre für die Verrechnung
> sicher höchsteffektiv, jedoch für das System theoretisch nicht zwingend
> erforderlich. Überschreitet eine Bank ihre Kreditlinie, so wird von ihr
> keine Überweisung mehr angenommen oder aber nur Überweisungssalden mit
> einer Forderung an die empfangende Bank werden akzeptiert. Eine Bank im
> Defizit kann also bestimmte Überweisungen ihrer Kunden nicht mehr
> ausführen. Sie muss gegebenenfalls Vermögenswerte versilbern, bevor sie
> wieder mitspielen darf. Somit wäre auch ein Land, welches auf große
> Einkaufstour ginge, schnell zahlungsunfähig gegenüber dem Ausland. Keynes
> hatte hierzu auch entsprechende Regularien in seinem Bancor-Vorschlag, um
> überbordende Schuldsen oder Guthaben zu verhindern.
>
> Die Basis für ein solches Bankensystem ohne Bargeld und ohne Zentralbank
> wären demnach Geschäftsbanken, welche Kredite gegen Bankguthaben vergeben
> wollen und Bankkunden, welche bereit sind, sich zu verschulden. Weiterhin
> sind Sparer erforderlich, damit die Banken nicht zusammenbrechen.
>
> Das ein solches System mit Zentralbanken bedeutend besser zu organisieren
> wäre, steht außer Zweifel. Daraus kann man mE jedoch nicht ableiten, das
> Zentralbanken grundlegend für unser Geldsystem sind. Folglich kann auch das
> Zentralbankgeld nicht der Dreh- und Angelpunkt unseres Geldsystems sein,
> sondern bestenfalls eine Erleichterung im Zahlungsverkehr darstellen.
>
Hallo Rudi,
der Dreh- und Angelpunkt besteht darin, wie man offene
Forderungen/Verbindlichkeiten rechtsverbindlich nachweißt. Die klassische Art
ist, dass man diese Forderungen/Verbindlichkeiten verbrieft (= Banknoten,
Münzen) oder verbucht (= Giralgeld).
Angenommen Wirtschaftssubjekte beherrschen die Grundrechenarten, können sich
eine Zahl merken und sind absolut ehrlich. Unter diesen Bedingungen könnte
man ein Währungssystem aufbauen, das hocheffizient wäre und auch ohne die
übliche Bankeninfrastruktur auskäme. Bezahlt wird indem der eine den zu
bezahlenden Betrag von seinem Konto abzieht und der andere den Betrag auf
seinem Konto addiert.
Gruß
Arne
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 29.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, moneymind, 30.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Rudolf Müller, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Jürgen, 31.01.2016
- Re: [AG-GOuFP] Anmerkung zu Tauschwert und Nominalwert Was: Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016, Arne Pfeilsticker, 18.01.2016
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.