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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz


Chronologisch Thread 
  • From: alex AT twister11.de
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz
  • Date: Mon, 27 Aug 2012 02:08:52 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Trotzdem würde ich gerne noch genauer darüber sprechen, denn du nennst mein Denken und das Denken anderer trotzdem "Goldmünzendenken" und ich fühle mich missverstanden. Deshalb würde mich interessieren was du genau zu "Zahlungsmittelmenge" denkst, vorallem unter dem Gesichtspunkt, dass jeder Teilnehmer die realen Mechanismen der Geldordnung bzw. die Theorie dahinter verstehen würde und trotzdem sein Vertrauen in die Geldordnung bzw. in das Geld nicht verliert. (Wenn ich irgendwo "anschreiben lasse", (zb. Lieferantenkredit), so kann ich in der Praxis nicht mit jeder Form von "Gutschrift" bezahlen, sondern nur mit jenen Gutschriften die als Zahlungsmittel allgemein akzeptiert sind. Diese kann ich doch zu jedem beliebigen Zeitpunkt theoretisch abzählen, oder?)

Nehmen wir das Beispiel der Tafel auf dem "Plus" und "Minus" notiert werden; das kommt nach meinem Verständnis dem Wesen das Geldes am nächsten, nur dass ich bei Geld keinen Saldo bei jemandem bestimmten habe, sondern bei der Allgemeinheit. "Geld haben" bedeutet also eigentlich "ich kriege noch was" oder besser "ich will noch was haben".

Ja, ok. Tafel mit "Plus" und "Minus".

Ein KAUF erzeugt beispielsweise einen solchen SALDO.
[Beispiel: Person A leistet an Person B für 100 => Person A bekommt +100 und Person B -100 auf der Tafel angeschrieben]

Wie du richtig festgestellt hast, ist in unserem System das Geld, als das ich die +100 des A bezeichnen würde, kein "de jure Anspruch" auf andere Güter.
=> Du nennst es deshalb "Saldo bei der Allgemeinheit". Ich würde es "de facto Anspruch" gegenüber der Allgemeinheit nennen.
(Weil mein "Guthaben" meinen Anspruch auf den Teil der in der Wirtschaft hergestellten Waren und Dienstleistungen darstellt)
=> Des weiteren ist Geld gleichzeitig ein "de jure Anspruch" gegenüber einer Geschäftsbank oder der Zentralbank, jedoch nicht auf Waren und Dienstleistungen.

...das macht es etwas verwirrend.

Es existieren real, um im Beispiel der TAFEL zu bleiben, außerdem 2 verschiedene Arten von Geld!
1. Tafelguthaben mit denen man bezahlen kann (also das was das Geschäftsbankengeld oder das Bargeld repräsentiert)
2. Tafelguthaben mit denen man nicht bezahlen kann (also zb. Lieferantenkredite oder Festgeld oder Staatsanleihen, usw...)

Wie würdest du as Tafelbeispiel oben erweitern um diesen Sachverhalt nicht außen vor zu lassen?




 
Nun zur Frage der "Menge"

1. Stellen wir uns mal vor, dass es keinen "gemeinsamen Nenner" gäbe, sondern in der Tat nur untereinander "angeschrieben" wird - wäre es unter diesen Umständen sinnvoll, einen wie auch immer geartete "Geldmenge" zu definieren?

ZU 1
Dein Modell unterscheidet nicht zwischen Nichtzahlungsmittelgeld (zb. Lieferantenkredit) und Zahlungsmittelgeld (zb. Geschäftsbankensichteinlagen).
Wenn man in dem Modell von dir oben bleiben würde, würde es bedeuten, dass ich mit der "Weitergabe" bzw. "Verrechnung" meines Lieferantenkredites bei demjenigen bei dem ich einkaufe "bezahlen" kann. So gesehen kann in diesem Modell JEDER JEDERZEIT Geld schöpfen und bezahlen.

Habe ich kein Geld, dann kaufe ich einfach auf "Lieferantenkredit". Wenn ich bezahlen will und vorher Lieferantenkredit gewährt habe, so kann ich mit Lieferantenkredit bezahlen, usw....

ABER:
1. Auch in diesem Modell könnte man zu jedem Zeitpunkt die Summe der Guthaben messenund die Summe der Schulden. Diese würden sich zu jedem Zeitpunkt entsprechen. (Unabhängig von der Sinnhaftigkeit, wäre es also Möglich eine konkrete Zahl anzugeben)
2. Im Zeitverlauf kann man nun beobachten ob die Wirtschaftsleistung in jeder Periode mit gleichbleibendem "aggregierten Guthabenstand" erwirtschaftet wird oder mit steigendem. (Sind also die aggregierten Tafelguthaben aller Teilnehmer zb. in jeder Periode 100 oder wachsen sie zb. auf 1000 oder 10.000? usw..)
3. Wenn ein Gelderzeuger nun auch noch Zinsen zahlen muss, dann scheint es mir einen Unterschied zu machen ob die Geldmenge in jeder Periode 100 ist oder ob sie in jeder Periode wächst, bei gleichbleibender oder schwächer wachsender Wirtschaftsleistung. 


=> Es ist also vorstellbar eine "Geldmengenmessung" zu jedem beliebigen Zeitpunkt durchzuführen. (Gemäß 1.)
=> Es ist auch vorstellbar, dass es für Wirtschaftsteilnehmer unter gegebenen Wirtschaftsbedingungen einen Unterschied macht ob die "Geldmenge" wächst oder nicht (Gemäß 3.)



 
Und wenn ja, zu welchem Zweck?

Erstmal würde ich die "Geldmenge" bzw. den "Gesamtgeldbestand" messen, weil es möglich wäre ihn zu messen und das unabhängig davon ob es einen Zweck gibt oder nicht. Oft erkennt man Muster in Daten erst dann wenn man sie genauer betrachtet. Der Zweck, wenn du also einen brauchst wäre der zu untersuchen ob es irgendwelche Zusammenhänge zwischen "Geldmenge" und anderen Größen gibt die man bisher nicht kennt.
(Quasi so wie man mit Wetterstationen Daten aufnimmt um nach Wettermodellen zu suchen)

 
Welchen Nutzen stiftet diese Information?

Das ist unklar so wie das meistens in der Forschung ist. Was wir man alles mit dem Teilchenbeschleuniger in der Schweiz herausfinden?
Das ist schwer zu sagen. Ich meine aber, es lassen sich unter gegebenen Wirtschaftlichen Bedingungen nur durch die Veränderung der "Geldmenge" bestimmte Effekte erzeugen. (Zb. wenn ich mit einem LKW Falschgeld  jeden Tag den den ALDI bei mir um die Ecke leerkaufe.)
Das hat einen realen Effekt.
Einen anderen Effekt hat es, wenn meine Bank aus welchen Gründen auch immer mir eine unendliche Kreditlinie einräumt und ich jeden Tag damit den ALDI leerkaufe.
Werden sich in der Folge die Preise erhöhen?
Werden sich weitere ALDI-Filialen ansammeln?
Müssen andere Supermarkteinkäufer hungern oder weitere Strecken zu anderen Supermärkten auf sich nehmen?

Egal was genau passiert. Der Effekt wurde dadurch ausgelöst, dass die Geldmenge sich verändert hat.

Spannend fände ich auch das Verhältnis zwischen "stillgelegtem Guthaben" und "tilgungspflichtigen Schulden".

 
Welche Bedeutung hat es für die Leute?

So wie du auf der Tafel "Geldguthaben" erzeugt hast, ist es duch Forderung-Verbindlichkeits-Paare entstanden.
Nimmt man nun noch die Annahme hinzu, dass Verbindlichkeiten eine Tilgungsfrist und vielleicht auch einen zu zahlenden Sollzins besitzen, dann kann es für Wirtschaftsteilnehmer vielleicht (wäre zu untersuchen) einen Unterschied machen, wieviel Geld insgesamt in Umlauf ist, weil es sich auf ihre persönliche "Belastung" auswirkt.

 
Wenn A dem B drei Brote schuldet, dann ist es völlig unerheblich, ob C dem D zwei oder drei Mal den Rasen mähen muss; es bleibt bei drei Broten, bis drei Brote geliefert wurden.

Das ist wahr. In diesem Beispiel betrachtest du aber auch 2 getrennte Währungen. Die BROTWÄHRUNG und die RASENMÄHWÄHRUNG :-)
Wenn A dem B drei Brote schuldet und C dem D zwei Brote schuldet, dann wird es schon interessanter.
Noch interessanter wird es wenn insgesamt nur 1 Brot vorhanden ist oder 10 Brote vorhanden sind.
Auch spielt es eine Rolle ob A, B, C und D alle Brote backen können oder nur einer der Teilnehmer Brote backen kann.

Wenn zb. nur A Brote backen kann, dann würde ich spontan sagen das es einen Unterschied macht (ohne genau sagen zu können worin der Unterschied besteht), ob niemand irgendwem anders Brote schuldet, oder ob B dem C 10 Brote und dem D 5 Brote schuldet.

In dieser SItuation erhält A Macht aus den herrschenden Verhältnissen.




 

2. Stellen wir uns nun vor, dass sich alle auf einen "gemeinsamen Nenner" einigen,

ZU 2
ok.
 
 
meinethalben die berühmte Goldmünze.

Schlechtes Beispiel. Eine Goldmünze entsteht schuldenfrei. Aber meinetwegen....
 
Nun werden keine Waren mehr notiert, sondern nur noch Beträge. Wenn A nun seine Schuld nicht mehr in Broten begleichen darf, sondern B auf Goldmünzen besteht, dann muss sich A irgendwoher Goldmünzen besorgen; aus der Natur seiner Profession heraus, wird das wohl nur möglich sein, indem er jemand anderem Brot verkauft und im Gegenzug Goldmünzen erhält; die Zahl der insgesamt vorhandenen Goldmünzen beschränkt nun also die Möglichkeit seine Schulden begleichen zu können.

Also nochmal zur Klarstellung:
Es geht nicht um eine BESCHRÄNKUNG der Geldmenge. Natürlich sollte die Geldmenge grade NICHT BESCHRÄNKT sein, also jederzeit ausdehnbar oder schrumpfbar sein. Trotzdem spielt aber die aktuell verfügbare Geldmenge eine Rolle, auch wenn sie sich ständig anpassen kann.

Wenn ein Schwimmbard mehr Gäste bekommt oder meinetwegen ein Kinderschwimmbad war und die Kinder Erwachsen wurden und deshalb das Becken vergrößert wird, dann braucht es auch MEHR WASSER als vorher. Wenn es weniger Gäste werden lohnt es sich vielleicht ein Becken zu verkleinern oder stillzulegen und es braucht entsprechend weniger Wasser.
Trotzdem ist zu jedem Zeitpunkt eine konkrete Wassermenge messbar und abhängig von den aktuellen Rahmenbedingungen hätte es auch reale Effekte wenn die Wassermenge sich stark verändert.
Entweder das Becken läuft über, oder die Schwimmer tun sich am Beckengrund weh wenn sie ins Becken springen.



An dieser Stelle ist der "Goldmünzendenker" geistig stehen geblieben; wenn der eine Goldmünzen bunkert, behindert er damit automatisch die anderen, weil sie ihre Geschäfte nicht mehr erledigen können.

Also wenn du darauf hinaus willst, das ein "Wasserhorter" (um im Beispiel oben zu bleiben) die anderen in der heutigen Zeit nicht mehr stört, weil es kein Problem ist neues Wasser in das Becken zu pumpen und es abzupumpen, wenn der Horter entscheidet es zurückzugeben, dann hast du Recht, aber! :-)

1. Wer genau ist in der Lage Wasser nachzupumpen und abzupumpen und welche Interessen hat er oder sie?
2. Wie wirken sich Eigenschaften der Geldentstehung, wie "Tilgungsfristen von Schulden" und "Sollzinsen" dabei aus?


 
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und der Möglichkeit seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Grundsätzlich gilt: Je größer die Goldmenge, desto einfacher der Handel. Je mehr gebunkert wird, desto mehr muss nachgeschoben werden. In dieser Welt ist die Geldmenge also bedeutsam.

Du meinst:
Je mehr Gold gebunkert wird, desto mehr muss nachgeschoben werden. (Ja, kann ich nachvollziehen)

Ist es nicht in unserer Fiatmoney-Welt in der es nur um Vertrauen geht trotzdem sehr ähnlich?
Je mehr Zahlungsmittel gehortet bzw. gespart wird, desto mehr muss wie Zins- und Tilgungspflichtigem Darlehen an frischen Zahlungsmitteln nachgeschoben werden...

 

3. Jetzt kommt der entscheidende Schritt: Die Leute schreiben nicht mehr beieinander an,

ZU 3
In der Realität oder in der Modellwelt?
Denn Lieferantenkredite bzw. Forderungs-Verbindlichkeitsverhältnisse gibt es nach wie vor, wobei diese Forderungen in der Regel kein Zahlungsmittel sind.
 
sondern es gibt nur noch eine zentrale Tafel auf der alle Ansprüche in "Einheiten" notiert werden. Eigentlich ist man jetzt wieder bei 1., aber man notiert diesmal ganz abstrakt, dass man noch so etwas wie einen "Anspruch" an die Allgemeinheit - ausgedrückt in inhaltslosen "Einheiten" - hat.

Also wenn alle auf einer Zentralen Tafel anschreiben gibt es keine Einheit mehr?
Sind nicht die Anschriften auf der zentralen Tafel von anderer Qualität als alle anderen Anschriften sonstwo die es nicht gibt?
Ist die "EINHEIT" nicht also "zentrale Tafel"? => zB. Ich habe 100 "zentrale Tafel Einheiten" Guthaben...


 
Was bedeutet das nun?

Ich bin gespannt. (Also auch wenn wir wie du sagst angeblich wieder bei [1.] sind, so kann ich doch die Summe aller zentraler Tafelguthaben bilden und dadurch auf eine "Gesamtmenge" kommen, die man meinetwegen nicht so nennen muss). ...und das erstmal unabhängig davon welche Bedeutung diese Zahl hat.
 

a) In der Gesamtschau kann keiner mehr sagen, was wer eigentlich von wem will.

Wie meinst du das? Hat das mit der Realität zu tun?
Ist nicht jedes Geld, egal ob Zahlungsmittel oder nicht, gleichzeitig auch die Verbindlichkeit von anderen?
Kannst du mir in der Realität, egal ob Lieferantenkredit oder Geschäftsbankguthaben, etc... einen Fall sagen in dem es nicht einen konkreten Schuldner gäbe?

Wie gesagt, meiner Meinung nach rührt die Verwirrung von der Tatsache, das MANCHE GUTHABEN (zb. Bargeld und Sichteinlagen) sowohl Zahlungsmittel als auch Forderungen sind.
Als Forderung lauten sie gegen jemand konkreten.
Als Zahlungsmittel basieren sie nur auf Vertrauen.

Andere Forderungen hingegen sind keine Zahlungsmittel (zb. Lieferantenkredite)

 
Welche Bedeutung hat die Summe unter diesen Umständen überhaupt noch?

Wenn nicht festgelegt ist gegen wen man als Guthabenhalter eine Forderung hat, dann hat die Summe vermeintlich erstmal keine Bedeutung.
Wenn die Schulden auf der zentralen Tafel ebenfalls keinen konkreten Gläubiger haben, bzw. sie weder zinzzahlungspflichtig sind noch eine Tilgungsfrist besitzen, dann hast du Recht. Die Zahl ist irrelevant. Wenn aber Schulden eine Tilgungsfrist oder Zinszahlungspflicht besitzen, dann muss es offensichtlich auch konkrete Gläubiger geben.... mir ist also noch unklar was du meinst.

Könntest du also unter allen Anregungen das Modell nochmal genauer definieren?
Also unter:

1. Die Einheit der Guthaben nennt sich "zentrale Tafel" (Denn diese Kennung unterscheidet die Guthaben auf der Tafel Eindeutig von allen anderen)
2. Manche Guthaben gelten als Zahlungsmittel und andere nicht.
3. Nach welchem Schema kommen vorhandene Guthaben überhaupt erstmals auf die Tafel? (Diesen Prozess hast du bisher nicht definiert)
4. Du sagst es gäbe keine konkreten Schuldner und Gläubiger. (Meinst du damit, Schulden sind nicht Tilgungspflichtig und zinsfrei?)


 
b) Wie bei 1. kann es A und B erneut egal sein, was C und D machen. Wenn es im Verhältnis zwischen A und B ein Delta gibt, wird es notiert. Ob C und D ihr "Geld" einsetzen oder nicht, spielt keine Rolle

Ok... fällt mir schwer zu folgen, weil ich aufgrund von Unklarheiten nicht exakt interpretieren kann was du hier meinst.
 

Wir leben heute in einer Zwitterwelt, in der de facto 3.

Das verstehe ich auch nicht. Es gibt doch noch "Lieferantenkredite" usw...
Was genau meinst du? [Es gibt doch grundsätzlich die Unterscheidung zwischen Zahlungsmitteln und Forderungen die nicht Zahlungsmittel sind]
 
vorliegt, aber wir tun so als lebten wir in 2.


Mir ist auch unklar was du unter "gemeinsamem Nenner" verstehst.


 
Wir machen uns unglaublich viel Gedanken um die Geldmenge und ihrem Verbleib, dabei spielt das echt keine Rolle mehr.

Verdammt... wie mich diese Aussage WAHNSINNIG MACHT :-)
Also wir haben extrem viele Überschneidungen in unseren Ansichten wie ich bereits festgestellt habe und selbst in dieser Email sehen wir vieles gleich.
Trotzdem hast du mich in den Punkten EINS bis DREI in den Formulierungen abgehängt.
Irgendwie konnte ich nicht mehr folgen. Vielleicht ist es eine gute Idee das "Tafelmodell" ein wenig genauer auszuarbeiten, bis wir für alles was in der Realität eine wesentliche Rolle spielt eine Repräsentation gefunden haben mit der wir beide Leben können.
Habe versucht einige Anregungen zu geben. (Also für meine Belange reicht sogar eine einzelne Bank als zentrale Tafel im ersten Schritt aus).

Ich würde aber gerne folgendes genauer definiert haben:
A - Forderungen die nicht Zahlungsmittel sind (im Sinne von zB. Liefernantenkrediten)
B - Forderungen die Zahlungsmittel sind (im Sinne von zB. Sichteinlagen) ...wobei eine Sichteinlage meinetwegen blos eine Forderung auf eine Sichteinlage ist
C - Eine Festlegung davon WER unter WELCHEN Umständen berechtigt ist die Tafelbilanz zu verlängern oder zu verkürzen.
D - Klären ob es tilgungsfristige und zinspflichtige Schulden gibt und wie sie genau entstehen bzw. bei wem oder an wen sie getilgt werden müssen.

(Ich glaube dann kann ich schon viel besser deine Aussagen nachvollziehen)



Geld ist heute nichts weiter als eine abstrakte Größe, der jeglicher Informationsgehalt fehlt, weil sowohl der konkrete Inhalt als auch er konkrete Bezug zu Subjekten oder Transaktionen verloren gegangen ist. Was 1€ heute oder in Zukunft bedeutet, kann keiner sagen, daher ist es irrational ihm einen "Wert" zuzuschreiben.

Das finde ich nicht. Der Wert eines EURO besteht im Umfang der Güter die man für ihn kaufen kann.
Das ist natürlich ein MOVING TARGET und jede Geldordnung der es gut gelingt dieses MOVING TARGET in einer Art zu bewegen, dass es sich nicht bewegt, bzw. im Idealfall die Kaufkraft sogar ausweitet, scheint mir eine gute Geldordnung :-)

Zumindest aber kann man doch sagen, dass ein EURO der eine Fahrkarte kaufen oder ein Eis kaufen oder eine Tafel Schokolade kaufen kann..
...mehr WERT, als ein EURO der soviel kaufen könnte wie es derzeit EIN CENT kann.

 
Alles, was man sagen kann, ist, dass man sich von 1€ irgendwann von irgendwem irgendetwas kaufen kann. Das ist so etwas von blumig, dass man auch einfach darauf verzichten kann, dem Euro mehr zuzuschreiben als das, was offenkundig ist: Es ist ein Betrag.

Irgendwem ist der Besitzer des 1€.
Irgendwas ist alle jenes, was den Preis von 1€ trägt.
Natürlich ist das ein MOVING TARGET und es verändert sich und es gibt viele verschiedene Dinge die 1€ als Preis ausweisen, aber trotzdem spielt es eine Rolle, ob ich im Verlauf einer Woche 1000% Inflation habe und jenes was vorher den Preis 1€ besaß nun den Preis 10€ besitzt.
Nach deiner Aussage in der 1€ blos ein BETRAG ist, ist diese Preisentwicklung unwichtig.

Ich stimme zu, dass der Wert ein MOVING TARGET ist und das es keinen einklagbaren Anspruch auf Waren gibt.
Trotzdem scheint mir die Vereinfachung auf die "Betragssichtweise" zu extrem.

Immerhin gibt es Gründe, warum es das Ziel der "Preisstabilität" in GESETZESFORM geschafft hat.
Ist es denn nicht ein erstrebenswertes Ziel die Preise so konstant wie möglich zu halten?

 
Kein Schwein weiss, aus welchem "Forderungs-Verbindlichkeitsverhältnis" sich der konkrete Euro ergeben hat, den man auf dem Konto hat - es ist de facto auch völlig egal. Unser aktuelles Geld ist "entkernt".

JA, das ist vollkommen korrekt.
Dem BETRAG sieht man nicht an aus welchem Forderungs-Verbindlichkeitsverhältnis er entstanden ist.
Wenn ich außerdem 2 EUR bekommen habe, einen aus der Verschuldung des Peter und einen aus der Verschuldung des Hans... und dann Daniel ein Eis für 1 EUR abkaufe, dann weiss ich nicht ob Daniel nun den EUR von Hans oder von Peter bekommen hat.

Das ist auch nicht so wichtig, aber hier gebe ich dir vollkommen Recht.

Ich meine Der 1 EUR aus Peters Schuld besteht aus ZWEI BESTANDTEILEN, genau wie der 1 EUR aus Hans Schuld.
Generisch will ich sagen, dass jede X EUR aus der Verschuldung eines A aus ZWEI BESTANDTEILEN besteht.
 
1. Der Schuld des A gegenüber der BANK.
2. Der Schuld der BANK gegenüber dem A.

Wenn nun also der A mit X EUR einen B bezahlen geht, so hat der A immernoch die SCHULD gegenüber der BANK, aber die BANK keine Schuld mehr gegenüber dem A sondern jetzt gegenüber dem B.

Die Weitergabe von 2 EUR durch Hans und Peter an mich und durch mich teilweise an den Daniel hat zur Folge, dass Hans und Peter immernoch die Schulden haben und ich und Daniel jeweils 1 EUR Forderung gegen die Bank bzw. die Bank schuldet mir und Daniel jeweils 1 EUR.

Nicht mehr und nicht weniger.
Die EURO's bzw. das ZAHLUNGSMITTEL ...ist also, wie du richtig sagst... kein DING im Sinne eines "Goldmünzendenkens", sondern es sind die Schulden der BANK.

Du hast also Recht, dass man nicht sagen kann wer wessen EURO hält, bzw. durch wen der EURO ursprünglich in Umlauf kam.
Der EURO ist ja auch kein DING, sondern die SCHULD DER BANK die dort weitergegeben (zediert) wird.



Unabhängig vom IST-Zustand kann man BITCOINS betrachten um festzustellen, dass es möglich ist ein "System aus Bits und Bytes" zu erstellen, bei dem es eine streng limitierte, also im Fall von Bitcoins genau 21 Millionen Bitcointokens" geben kann. Obwohl also hier weder Münzen, noch Gold, noch sonstiges existiert, es nur um Bits und Bytes geht und BITCOIN eine funktionierende Wirtschaft darstellt, in der du Real Güter verkaufen und kaufen kannst, und in der du real Schulden und Guthaben in BITCOIN halten kannst, wobei BITCOIN genausowenig Annahmezwang haben wie es beim Geschäftsbankengeld der Fall ist, gibt es eine FESTE MENGE!

Natürlich ist Bitcoin nur bits und bytes und nur eine Information oder meinetwegen nur ein Betrag....
Die Eigenschaften "Bits und Bytes, Information oder Betrag" erklären BITCOINS aber nicht vollständig.
Meine HIGHSCORE beim Tetris spielen besteht ebenfalls aus Bits und Bytes, ist eine Information und hat einen Betrag und ist trotzdem kein GELD.

Ist das nachvollziehbar?

Ja. Die spannende Frage ist aber doch: Niemand würde sein Haus für einen "Tetris Highscore" hergeben (außer völlig geistesgestörte), da sich jeder darüber im Klaren ist, dass er im Gegenzug nur eine Kombination von Ladungsunterschieden kriegt - also faktisch nichts.

Genau. Deshalb ist nicht jedes Bit und jeder Byte auch ZAHLUNGSMITTEL :-)
 
Nenne ich genau die selbe Kombination von Ladungsunterschieden nun "Bitcoin" ist das kein Problem mehr. Klingt das nicht genauso "gestört"?

NEIN! :-)
Weil die BITS und BYTES des Bitcoins anderen REGELN unterliegen als die der Tetrishighscore.
JEDER kann beliebige TETRISHIGHSCORES per Knopfdruck erzeugen.
NIEMAND kann beliebige BITCOINBETRÄRGE erzeugen.

Das bedeutet, die THEORIE der Teilnehmer über Bitcoins und deren ENTSTEHUNG unterscheidet sich DRAMATISCH von der der Tetrishighscore.
Die THEORIE hinter den Bitcoins erzeugt bei jedem der sich damit auseinandergesetzt hat das Verständnis, dass es keinem Teilnehmer möglich ist FALSCHGELD zu erzeugen, also JEDER TEILNEHMER den gleichen Aufwand hat  mühsam über Leistungserbringung an Bitcoin zu kommen.
Wenn also Bitcoins nur über Leistungserbringung erhältlich sind und alle Waren und Dienstleistungen nur gegen solche verkauft werden, ist jeder Teilnehmer GEZWUNGEN für Bitcoins zu leisten, denn es ist der einzige Weg an diese zu kommen und er braucht diese um seine eigenen Überlebensbedürfnisse zu befriedigen und darüber hinaus auch alle anderen Bedürfnisse.

Bei der Tetrishighscore könnte sich jeder selbst eine machen, also ist die Wahrscheinlichkeit klein, das jemand dafür leistet um an Tetrishighscores zu kommen, wenn er sie doch viel einfacher auch selber machen könnte...  das wiederum bedeutet ich bekomme für meine Tetrishighscore nichts, sehe also auch keinen Grund selber für Tetrishighscore zu leisten....

Also BITCOIN ist GELD welches auf VERTRAUEN basiert. Das Vertrauen in die Bitcoin basiert auf der THEORIE hinter der Bitcoingeldordnung.

Bevor du es sagst... natürlich kann man sich Bitcoins auch selber herstellen, allerdings ist das sehr aufwendig inzwischen und dieser "Vorteil" hat früher oder später, spätestens beim 21 Millionsten Bitcoin ein ENDE. Also verglichen mit dem was Banker heutzutage machen gibt es eine Grenze innerhalb der andere auch durch Bitcoinmining einen Vorteil bekommen können, aber das hat auch früher oder später ein Ende und die Teilnehmer sind wohl der Meinung dass sie mit dieser kleinen "Ungerechtigkeit" leben können.

Hinter BITCOIN steht also ein System der Bitcoinerzeugung welches so "Fair" ist und Tokens mit Eigenschaften erzeugt, die einer Theorie folgen, welche VERTRAUEN erzeugt das ausreicht um Bitcoin als Geld zu stützen. Bei Tetris-Bits-und-Bytes fehlt diese Theorie die Vertrauen erzeugen könnte.


 
Das einzige, was den "Bitcoin" vom "Tetris Highscore" unterscheidet, ist die Tatsache, dass es mehr geistesgestörte gibt, denen ich unter dem Banner "Bitcoin" etwas abnehmen kann.

Nein, du verkennst die wesentlichen Eigenschaften.
Dein PASSWORT als Zugang zu deinem Emailaccount ist auch nur Bits und Bytes.
Was unterscheidet dein PASSWORT von den meisten anderen Bits und Bytes?
Der Unterschied liegt darin, dass nicht jeder die "Information" die dein Passwort darstellt kennt und deshalb im Normalfall nur Du auf deinen Emailaccount zugreifen kannst.
Gäbe es keinen Unterschied, könntest du dein Passwort auch weglassen, nur dann könnte jedermann auf hotmail.de den Namen "Patrick Pekrul" eingeben um deine Emails zu lesen.

Das Menschen Emailpostfächer benutzen und damit auch private Nachrichten austauschen liegt unter anderem daran, dass sie der THEORIE vertrauen, dass das Passwort dafür sorgt, dass außer ihnen im Normalfall niemand sonst dies tun kann.
Du selber glaubst ebenfalls daran, dass ein Unterschied zwischen den Bits und Bytes die dein Passwort darstellen existiert und sonstigen, sonst könntest du das Passwort ja auch weglassen und jedem erlauben deine Emails zu lesen. (Selbiges gilt für PIN TAN und Onlinebanking)

Das Verfahren wie bestimmte Bits und Bytes erzeugt werden und welche Eigenschaften aus diesem Verfahren resultieren ist WESENTLICH!
Das gilt sowohl für Bitcoins als auch für Passwörter usw....

 
Deshalb bezeichne ich die Obzession, die Summe der Ladungsunterschiede stetig erhöhen zu wollen, eine kollektive Geistesstörung.

Du ignorierst meiner Meinung nach ungerechtfertigter Weise das Herstellungsverfahrens von bestimmten BitByeKombinationen und die daraus resultierenden Eigenschaften.


 
Nur gegen das Versprechen, bestimmte Ladungen auf Speichermedien zu wechseln werden Menschen aktiv - selbst wenn die Aktivität an sich ihr Leben ad hoc verbessern würde.

Ja richtig und hier muss die Betonung auf "BESTIMMTE" liegen. Denn nicht für ALLE Wechsel von Ladungen werden Menschen aktiv.
Es kommt immer auf die Bedeutung der Ladung an und diese hängt mit den Eigenschaften der Information zusammen die von den Ladungen repräsentiert werden.

Für Zufallsbitsundbytes wird wohl niemand aktiv.
Für Passwörter wird nur in sehr speziellen Zusammenhängen vielleicht jemand aktiv.
Für Musik, Filme oder andere digitale Werke werden interessierte Aktiv. Hier war zumindest für die Ersterstellung ein gewisses mehr oder weniger aufwendiges Herstellungsverfahren notwendig. Der "Benefit" ist die Information die in diesen Bits&Bytes enthalten sind, die einem etwas neues beibringen können oder einen einfach blos unterhalten können, usw...
Und dann sind da die Bits&Bytes die Geld repräsentieren. Sie haben ein besonderes Herstellungsverfahren, welches sicherstellt, dass man für diese bestimmte Art von anderen Menschen etwas bekommt, wenn man sie in Höhe eines gewissen Preises weitergibt.

Das können Bitcoins sein, bei dem das Kryptoverfahren eine Theorie erzeugt, die jedem erklärt, das niemand Bitcoins fälschen kann und deshalb jeder nur über Leistung an Bitcoins kommt, weshalb es auch lohnt selber Leistung für Bitcoins zu erbringen, weil man weiss, das andere auch nur über Leistung wieder an Bitcoins kommen und diese benötigen um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, spätestens dann wenn alles nur noch in Bitcoins verkauft wird.

Das können auch Geschäftsbankguthaben sein, bei der die meisten Menschen in der Theorie davon ausgehen, dass hier alles seine gesetzliche Richtigkeit hat und hier niemand Schindluder treibt, usw....

 
Uns ist dermaßen eingebläut worden, dass Ladungsunterschiede unter dem Banner "Euro" so bedeutsam sind, dass wir verlernt haben zu sehen, was sie im Kern sind: Ladungsunterschiede!

Wenn du so argumentierst, dann kannst du gleich sagen alles ist blos Ladungsunterschied. Materie ist doch blos eine Form von Energie und außer Energie gibt es nichts.... Ein Stein ist Energie genauso wie ein Baum oder ein Mensch oder ein Auto....
Das hilft nicht weiter.
Es geht sozusagen um die "Struktur der Energie". In einem Stein ist sie anders als im Auto oder dem Menschen.
Ähnlich auch für den "Ladungsunterschieden auf einem Datenträger". Die konkrete Folge von Bits und Bytes auf dem Ladungsträger bilden ein bestimmtes Muster, bzw. eine bestimmte Struktur, die in Kombination mit anderen normierten Strukturen (Computerhardware) ...Effekte erzeugt und Eigenschaften hat die sehr unterschiedlich ausfallen können.

Im einen Fall wird ein Drucker aktiv und durckt etwas. Im anderne Fall erzeugen Lautsprecherboxen Schallwellen und in wieder anderen Fällen werden Bilder auf einem Monitor erzeugt, usw...


Auch hat die geometrische Reihe andere und zwar berechenbare Eigenschaften, als zb. eine Zufallsfolge die von einem Zufallsgenerator erzeugt wurde.
Wieder andere Eigenschaften hat eine Kryptoverfahren, das nur unter Kenntnis sehr spezieller Informationen etwas berechenbar macht und ansonsten nicht.

Einigt man sich nun auf gewisse VERFAHREN bzw. REGELN in einer GESELLSCHAFT... so ist das sehr ähnlich zu verstehen wie die normierte Computerhardware.
Bestimmte Folgen von Bits und Bytes werden von Computerhardware "interpretiert" und erzeugen in der Folge zb. Musik aus den Lautsprecherboxen.
Bestimmte andere Folgen von BIts und Bytes werden von Menschen interpretiert und erzeugen Handlungen in Form Leistung eines Menschen für einen anderen.

Nicht aber weil der Mensch der leistet irgendwie verblödet wäre oder so, sondern weil er eine Einsicht in das Wesen des Geldes hat oder an eine bestimmte Einsicht oder dahinterstehende Theorie glaubt aus der heraus er es für sinnvoll erachtet so zu handeln.

So das war jetzt umfangreich, aber ich hoffe ich konnte erklären warum ich die Sichtweise Bits und Bytes wären gleich Bits und Bytes für unzulässige Vereinfachung halte.
Das ist die selbe unzulässige Vereinfachung wie Auto = Mensch = Stein = Baum, weil Materie = Energie und alles ist Energie....




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