ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: alex AT twister11.de
- To: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz
- Date: Mon, 27 Aug 2012 14:57:18 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ich kürze mal ab, in a nutshell sagst du folgendes:1. Bitcoins sind beschränkt (21 mio.)2. Man muss ein Leistung erbringen, um sie zu erhalten3. Das Vertrauen (der Wert) beruht auf einer TheorieDamit sind wir im Prinzip wieder bei Goldmünzendenken - jetzt halt in elektronischer Form. Was unterscheidet denn bitte ein Bitcoin von einer Goldmünze, außer dass ein Bitcoin nicht stofflich ist? Zurück auf Los, mit genau den selben Problemen wie vorher - alter Wein in neuen Schläuchen.
Ich sage auch nicht, dass "Bitcoins" eine tolle Lösung bzw. Alternative zum aktuellen System sind. Ich habe sie aufgeführt um zu zeigen dass man nicht alle Bits&Bytes über einen Kamm scheren kann.
Aus meiner Sicht haben Bitcoins 2 Probleme:
1. (nicht so wichtig): Sie sind auf 21 Mio. begrenzt
2. (sehr wichtig): Sie haben keinen eingebauten Schutz gegen massives Hortungsverhalten
Ich will probieren, das ganze mal an einer kleinen Geschichte aus dem Alltag zu illustrieren:Ein paar Familien treffen sich eines Nachmittags zu Kaffee und Kuchen, alle bringen ihre Kinder mit. Um sie zu beschäftigen, gibt es einen großen Sack bunter Murmeln. Eine Weile geht es gut, die Kinder spielen schön miteinander, aber dann gibt es Streit. Die Erwachsenen schauen nach, was los ist. Es stellt sich heraus, dass zwar eigentlich genug Murmeln für alle da sind, aber einige wenige sind königsblau, und um diese Murmeln kloppen sich jetzt die Kinder. Was sagen die Eltern? Ganz klar: "Hey Kinder, streitet euch doch nicht; es sind mehr als genug Murmeln für alle da, wieso kloppt ihr euch so verbissen, um die paar Königsblauen, statt schön miteinander zu spielen?"
Es gibt keine "besonderen" Bitcoins.
Aber sie sind auf 21 Mio. begrenzt. (Das ist nicht so schlimm denke ich) ...was schlimm ist, ist der fehlende Hortungsschutz.
Nun zum Geld: Der Wert des Geldes entsteht also mit Verweis auf die Bitcoin vorgeblich dadurch, dass es eine beschränkte Menge gibt, um die man sich kloppen muss, und man nicht in der Lage ist sie selbst zu erzeugen; ebenso verhält es sich mit den königsblauen Murmeln.
Man muss sich nicht darum kloppen, wenn man davon ausgeht, dass jeder Teilnehmer auch permanent wieder mit Bitcoins einkaufen gehen muss um selber Bedürfnisse zu befriedigen. Problematisch wird es erst, wenn sich einige Teilnehmer so einrichten, dass sie damit beginnen Bitcoins massiv zu horten.
In dem Fall kann es passieren, dass die verbleibenden Teilnehmer sich um die immer geringere tatsächliche Bitcoinmenge kloppen müssen.
Das ist ja auch der wesentliche Grund, warum ich Bitcoins nicht als "DIE LÖSUNG" ansehe, weil sie keinen eingebauten Horterschutz haben.
Lustigerweise wenden wir bei Geld das selbe Verhalten an, dass wir bei den Mumeln "kindisch" finden, und verteidigen das auch noch als sinnvoll. Sind wir bekloppt?
Nein, es ist kein sinnvolles Verhalten. Es ist ein krankhaftes Verhalten welches den meisten Menschen nicht bewusst ist, weil sie in der Regel nicht korrekt interpretieren was ihr Verhalten eigentlich bedeutet.
Die "erwachsene" Lösung besteht darin zu erkennen, dass die königsblauen Murmeln auch nicht besser sind als die anderen, und dass der Steit um diese nicht die beste Nutzung der Besuchszeit ist. Also entfernt man die Königsblauen und alle spielen anstatt zu streiten.
Das ist auch keine Lösung. Es gibt eine begrenzte Anzahl an Murmeln. Entfernt man die königsblauen, dann gibt es eben andere Murmeln die den Platz der königsblauen einnehmen, vielleicht die goldenfunkelnden ;-) .... oder es sind die Murmeln an sich... Murmel oder Nicht Murmel lautet dann die Frage und jeder will die meisten Murmeln haben und es gibt wieder ein gekloppe, wobei das Ziel dann ist mit Abstand immer mehr Murmeln zu horten als die anderen.
Wir sollten vielleicht unsere Energie lieber darauf verwenden uns zu überlegen, welche tollen Spiele wir mit dem Überschuss an Murmeln entwickeln können anstatt uns um eine künstlich verknappte Menge verbissen zu kloppen.
Die "künstliche Verknappung" von Murmeln oder besser gesagt Bitcoins oder noch besser gesagt von Zahlungsmittel in unserer Realwirtschaft ist die eigentliche Ursache für die sich ausdehnende Schuldenkrise. Es ist die NUMBER ONE Ursache für diese ganze Schuldenmisere.
Mit einem moralischen Appell oder einem Wunsch, dass man doch, anstatt den Zaster zu horten lieber darum bemüht sein sollte "tolle Spiele" auszudenken, ist es nicht getan. Dadurch wird sich meiner Meinung nach nichts ändern. Solche Appelle gibt es in der Politik, von NGO's, von freundlichen Großmüttern, von Moralaposteln, usw... schon immer. In vergangenen Zeiten waren diese Appelle sogar heftiger als Heute und sie haben nie etwas grundlegend verändert.
Meiner Meinung nach braucht es einen Mechanismus der dieses für alle schädliche Hortungsverhalten unterbindet oder zumindest unattraktiver macht je stärker es auftritt.
Meiner Meinung nach braucht es einen Mechanismus der dieses für alle schädliche Hortungsverhalten unterbindet oder zumindest unattraktiver macht je stärker es auftritt.
Wir brauchen also eine Geldtheorie die weniger "kindisch" ist. Es ist Zeit erwachsen zu werden:1. Die Zahl der vorhandenen Ladungsunterschiede ist unbeschränkt2. Es geht nicht primär darum sie zu bekommen, sondern zu verwenden3. Den Wert erhält das Geld durch seine Anwendung und nicht durch den Besitz
Fragen zu 1:
1a. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du jedem Wirtschaftsteilnehmer eine tilgungsfristfreien zinslosen unlimitierten Kreditrahmen einräumen willst?
1b. Was soll passieren, wenn das aktuelle Angebot an Waren und Dienstleistungen nicht ausreicht um die möglicherweise explodierende Nachfrage zu bedienen?
1a. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du jedem Wirtschaftsteilnehmer eine tilgungsfristfreien zinslosen unlimitierten Kreditrahmen einräumen willst?
1b. Was soll passieren, wenn das aktuelle Angebot an Waren und Dienstleistungen nicht ausreicht um die möglicherweise explodierende Nachfrage zu bedienen?
1c. Was passiert wenn das Gesamtangebot an Waren und Dienstleistungen in der Folge sinkt, weil all jene in Jobs die nicht immer ein zuckerschlecken sind aufgeben, um ihrer Passion nachzugehen, auf Reisen zu gehen, zu feiern, usw...
(Du musst schon präziser beschreiben was du genau meinst und diese Fragen nachvollziehbar beantworten. Es geht um den potentiellen "Worst Case")
Anmerkungen zu 2:
2a. Normalerweise muss man sie bekommen um sie zu verwenden. Wenn jedem beliebig viel zu Verfügung steht gemäß 1, dann muss niemand mehr leisten...
2b. Ich stimme zu, dass "Wertaufbewahrungsfunktion" vom Zahlungsmittel bzw. Geld nicht erfüllt werden sollte
Anmerkungen zu 3:
3a. Ja! Das sollte so sein, aber ich glaube es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Ziel zu realisieren. Dein Ansatz so wie ich ihn bisher verstehe scheint mir noch nicht so gut durchdacht oder alternativ einfach nicht besonders präzise formuliert
(Du musst schon präziser beschreiben was du genau meinst und diese Fragen nachvollziehbar beantworten. Es geht um den potentiellen "Worst Case")
Anmerkungen zu 2:
2a. Normalerweise muss man sie bekommen um sie zu verwenden. Wenn jedem beliebig viel zu Verfügung steht gemäß 1, dann muss niemand mehr leisten...
2b. Ich stimme zu, dass "Wertaufbewahrungsfunktion" vom Zahlungsmittel bzw. Geld nicht erfüllt werden sollte
Anmerkungen zu 3:
3a. Ja! Das sollte so sein, aber ich glaube es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses Ziel zu realisieren. Dein Ansatz so wie ich ihn bisher verstehe scheint mir noch nicht so gut durchdacht oder alternativ einfach nicht besonders präzise formuliert
Bitcoins sind nichts weiter als ein Rückfall in Mittelalter, mir geht es um eine Weiterentwicklung. Ich hoffe das Kinderbeispiel war hinreichend illustrativ. Ich halte sämtliche "Verknappungstheorien" für nicht zielführend, insbesondere, wenn das gewählte Medium de facto nicht knapp ist - wie bspw. Ladungsunterschiede.
Das "Medium" Geld ist, wenn man es richtig organisiert, natürlich nicht knapp.
Aber was immer endlich ist, ist das Angebot an Waren und Dienstleistungen die zu jedem Zeitpunkt verteilt werden können.
Die Ressourcen und die Produktivkapazitäten sind endlich, auch wenn sie natürlich ausgebaut werden können. Trotzdem werden sie wohl niemals unendlich.
Möglicherweise ist die Gesamtnachfrage kleiner als Ressourcen und die Produktivkapazitäten und es entsteht kein Problem wenn man jedem Teilnehmer unbegrenzt Geld zur Verfügung stellt. Das ist aber eine Annahme die streitbar ist und die Frage die beantwortet werden muss ist:
Was passiert in dem Fall in dem die Gesamtnachfrage (wider deine Erwartung) die verfügbaren Ressourcen und Produktivkapazitäten übersteigt?
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, ukw, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Gerhard, 29.08.2012
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