ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: alex AT twister11.de
- Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz
- Date: Tue, 28 Aug 2012 00:19:15 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Prinzipiell klingt das interessant, aber der Teufel steckt hier im Detail.
Ich bitte um ein obda (ohne Beschränkung der Allgemeinheit) 5-Personen-Inselbeispiel :-)
Nenn die Personen meinetwegen A,B,C,D,E mit Leistungsangeboten a,b,c,d,e und Nachfragelisten 1,2,3,4,5
Ich bin gespannt ob sich nicht trotz allem implizit ein Element in dem System ergibt welches "Geld" ist.
Immerhin war in meinen Augen deine Aussage, dass die Zahlen die auf der zentralen Tafel angeschrieben werden keine Einheit besitzen auch nicht stimmig.
Die Einheit ist "zT" (stehend für zentrale Tafel) ...dadurch können alle Einheiten die auf dieser zentralen Tafel angeschrieben werden von allen anderen Einheiten auf anderen Medien eindeutig unterscheiden werden und in der Praxis würde das auch geschehen, denn die Beträge auf der zentralen Tafel haben eine besondere Bedeutung für die Wirtschaft.
Wenn einer von der Zahl 10 redet ist unklar was gemeint ist, wenn er aber von 10 zT spricht ist jedem klar was damit gemeint ist.
OK, auf einer Insel leben Anton, Berta, Cesar, Dora und Emil.
Anton ist Apfelbauer
Berta ist Bäcker
Cesar ist Lebenskünstler
Dora ist Dirne und
Emil ist Elektriker
Auf dieser Insel gibt es kein Geld, aber einen großen Schieferberg direkt neben dem Kreidefelsen.
Wenn jemand etwas braucht, geht er zum Schieferberg nimmt sich ein Stück Kreide und schreibt es auf die Große Tafel, bspw.
"Anton will 3 Laib Brot für morgen früh, sehr wichtig!"
Formalisierter kann man sich das als Liste vorstellen, mit den Spalten "Nachfrager, Bedarf, Dringlichkeit, Priorität" vorstellen. Auf der Liste steht nun:
N: Anton
B: 3 Brote
D: 28.8.2012 7:00
P: 8 (meinetwegen Skala von 1-10, wobei 10 am wichtigsten ist)
Danach kommt Cesar angeschlurft und notiert
N: Cesar
B: 1 Joint und 2 Caipis, bitte zum Strand bringen
D: jederzeit
P: 10
usw., usf. die Tafel füllt sich und wird ewig lang.
1. Transaktion kommt zustande
Berta läuft an der Tafel entlang und sieht, dass Anton Brote braucht. Also spricht sie ihn an und fragt ihn, ob er denn bereit wäre, ihr Äpfel für einen Apfelkuchen zu geben und ihr beim Holzhacken für den Ofen zu helfen. Anton und Berta werden sich einig. (Alternativ kann man sich vorstellen, dass Berta ihren Bedarf ebenfalls auf der Schiefertafel notiert hätte und es im Nachgang Anton aufgefallen wäre, dass sich da was machen lässt.)
Berta und Anton bieten also jeweils eine Leistung (Ware oder Dienst) an, für die sie im Gegenzug eine als gleichwertig empfundene Gegenleistung erhalten. Weil Anton die Brote so wichtig sind, ist er bereit gewesen, eine hohe Gegenleistung zu erbringen, was natürlich Berta zugute kommt. Für etwas weniger wichtiges hätte ihr Anton wohl auch entsprechend weniger angeboten. Es war also für Berta in diesem Fall besonders interessant Anton anzusprechen, weil sie ihr Brot so zu sehr guten Konditionen an den Mann gebracht hat.
2. Transaktion kommt nicht zu Stande
Nachdem Cesar seinen Bedarf an die Schiefertafel geschrieben hat, legt er sich erst mal wieder an den Strand, um sich von seinem letzten Exzess zu erholen. Insgeheim hofft er, dass bald einer von den Spiessern vorbeikommt, denn er hat Durst. Tatsächlich kommt nach einer Weile Dora um die Ecke und bietet ihm an 2 Caipis vorbeizubringen, allerdings bräuchte sie Cesars Hilfe. Ihre rote Laterne ist kaputtgegangen und Emil könnte sie grundsätzlich reparieren, allerdings muss jemand die Leiter halten, und sie hat leider grade eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk. Cesar würde ihr wirklich gerne helfen, aber er hat einen tierischen Schädel und außerdem keinen Bock. Entnervt trottet Dora davon und Cesar bleibt durstig zurück
3. Sparen
Dora geht also zu Anton und fragt ihn, ob er die Leiter halten kann. Das würde er schon tun, aber was kann ihm Dora im Gegenzug anbieten? "Das übliche" - Deal. Anton kriegt eine Freikarte, die er einsetzen kann, wann immer es ihm beliebt. Er hält also die Leiter und Emil repariert die Lampe (um der Frage vorzubeugen, Emil spart auch...)
4. Schulden
Dora hat jetzt zwar eine reparierte Lampe, für die sie bis dato nichts tun musste, aber sie kann sich sicher sein, dass Anton und Emil früher oder später kommen werden, um ihre Freikarte einzulösen; sie schuldet beiden also noch eine Dienstleistung für die von ihnen bereits erbrachte Leistung.
Folgende Erkenntnis:
1. Leistung gibt es nur für Gegenleistung
2. Wer nichts anbietet, kriegt auch nichts
3. Sowohl Sparen als auch Verschulden sind möglich
4. Man muss nicht leisten um nachfragen (einen Bedarf kommunizieren) zu können, sondern nur um etwas zu bekommen
5. Weil der Informationsaustausch nicht auf eine abstrakte nichtssagende Zahl beschränkt ist, können Leistung und Gegenleistung sehr genau auf die jeweiligen Bedarfe abgestimmt werden
6. Es ist überhaupt kein Problem, wenn "unendlich" viel auf der Tafel steht; über die Dringlichkeit und die Priorität fokussieren sich die Transaktionen automatisch auf das wirklich notwendige
Es ist sehr freies, absolut demokratisches und gleichberechtigtes System, das grundsätzlich ohne "Zahlungsmittel" auskommt.
Es kann natürlich sein, dass im Zuge weiterer Transaktionen Doras Freikarten als Gegenleistung verwendet werden, und so z.B. zum Ausgleich von Leistungsdeltas verwendet werden (ich mache dieses und jenes und zusätzlich kriegst du zwei Freikarten), aber das ganze geschieht auf rein freiwilliger Basis.
Dora könnte jetzt natürlich einfallen, dass sie für alles und jedes Freikarten vergeben könnte, aber das wird sie schon aus Selbstschutz nicht tun, denn sie weiss, dass sie diese Karten auch irgendwann alle abarbeiten muss. Vernünftigerweise wird sie ihre Kapazität also nicht überstrapazieren.
Weiterhin können natürlich auch andere Inselbewohner dazu übergehen, Leistungsversprechen in Form von Zetteln oder ähnlichem abzugeben, aber auch sie dürfen dabei nicht überziehen. Tut es doch mal einer und erbringt die versprochene Leistung nicht, wenn sie abgefordert wird, spricht sich das auf der Insel sehr schnell rum und seinen Versprechen wird kein Vertrauen mehr entgegengebracht werden; man schneidet sich damit also letztlich ins eigene Fleisch - vielleicht wird es sogar auf der Tafel notiert in einer weiteren Spalte, die sich "Vertrauenswürdigkeit" nennt.
Es steht also nicht zu befürchten, dass es zu einer exzessiven Zettelwirtschaft kommen wird, und man wird wohl i.A. davon ausgehen können, dass die umlaufenden Zettel vertrauenswürdig und durch Leistung tatsächlich gedeckt sind.
Möglich wird dies alles dadurch, dass das verwendete Medium - die Schiefertafel - wesentlich mehr Informationen kommunizieren kann als einen abstrakter Zahlenwert.
Einwände?
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 26.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 27.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, alex, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Patrik Pekrul, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Gerhard, 29.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Gerhard, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Peter Wittfeld, 28.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] BuBa Bilanz, Sascha Maus, 28.08.2012
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