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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ..."

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ..."


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ..."
  • Date: Mon, 09 May 2016 18:59:27 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Rudi,

/"Vor Gericht würde mE auch bei einem Aktivakauf die Erhöhung meines Girokontos um den vereinbarten Kaufpreis als Forderungsausgleich, im allgemeinen Sprachgebrauch als Zahlung bekannt, anerkannt."/

Bitte gib mir da ein konkretes Beispiel eines Urteils. Denn es ist doch genau umgekehrt: der Bankkunde hat eine Forderung auf Zentralbankgeld, die er gegenüber der Bank einklagen und durchsetzen lassen kann.

Nur deshalb kann eine Geschäftsbank ja illiquide werden, und deshalb gibt es Einlagensicherungssysteme.

Die Gläubiger der Bank - die Halter des Sichtguthaben - sind diejenigen, die im Rahmen der Vertragsfreiheit entscheiden können, ob sie das Guthaben bei ihrer Bank stehenlassen oder sich auszahlen wollen, und sie können diese Entscheidung jederzeit treffen und ihre Forderung dann - wie jede Forderung privaten Rechts - auch einklagen und durchsetzen lassen.

Wie sie sich typischerweise entscheiden, hängt natürlich von der jeweiligen Situation und ihren Erwartungen ab. Wäre es so, wie Du glaubst, könnte es weder Bank Runs noch illiquide Geschäftsbanken geben.

Solange die Mehrheit der Halter von Sichtguthaben dieses nicht abzieht, sieht es so aus, als gäbe es keinen Unterschied zwischen GB-Verbindlichkeiten und ZB-Verbindlichkeiten. Bildlich gesprochen: Kredithierarchie/Kreditpyramide http://ieor.columbia.edu/files/seasdepts/industrial-engineering-operations-research/pdf-files/Mehrling_P_FESeminar_Sp12-02.pdf ist sehr flach. Beim Bankrun zeigt sich der Unterschied. Deswegen sagt Perry Mehrling ja auch ganz richtig:

"Much of the ink spilled on the vexed question of whether money exogenous or endogenous could have been saved by greater clarity about the level of analysis. Everyone accepts that credit is endogenous, so the question of whether money is endogenous depends on whether the assets covered under the operative definition of money are more nearly promises to pay, or means of payment. The fact that what appears as credit and money depends on one’s point of view implies that what appears as endogenous and exogenous is equally context-specific. Taking the entire hierarchy of money as the object of analysis, rather than just money or just credit, allows one to place the insights of competing schools in their proper context. Not currency school or banking school, but both, each in its proper place." (What is Monetary Economics About? https://de.scribd.com/doc/312024515/Perry-Mehrling-What-is-Monetary-Economics-About S. 2/3, FN 3)

Der Schein, den Du beschreibst, entsteht dadurch, daß man eben Einlagensicherungssysteme und die ZB als Lender of Last Resort geschaffen, hat, um Bank Runs und Finanzkrisen zu verhindern, sodaß diese heute eben relativ selten sind.

Aber 2008 ist doch das beste Gegenbeispiel zu Deiner Argumentation, und die gesamte Bankengeschichte ist voll davon. Wäre bereits die Verbindlichkeit der GB eine Zahlung und eben KEINE Verpflichtung, Geld - eine spezifische Klasse ihrer Aktiva - auszuzahlen, hätte es doch nie Zentralbanken als LOLR oder Einlagensicherungssysteme gebraucht.

Nochmal: die Frage ist nicht, "ist Giralgeld Zahlungsmittel oder nicht", diese Frage impliziert, daß es eine entweder-oder-Antwort gäbe bzw. läßt nur solche zu. Eine irreführende Frage, die nur verkürzte Anworten zuläßt. Bessere Frage: "ZM für wen? und für wen nicht? Und unter welchen Umständen?).

Stützel war das übrigens völlig klar (siehe VSM, S. 65/66, "Was sind Zahlungsmittel? https://www.dropbox.com/s/if7bezdn83e17a2/St%C3%BCtzel%20-%20Volkswirtschaftliche%20Saldenmechanik%20Kap.%202.pdf?dl=0";, weswegen er auch in der Saldenmechanik einen sinnvollen Weg beschreitet, damit umzugehen.

Gruß
Wolfgang




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