ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ..."
- Date: Tue, 10 May 2016 17:26:05 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Wolfgang,
nochmals zu dem strittigen Sachverhalt.
Privatrechtlich beginnt der Kauf mit einem Kaufvertrag, einer Vereinbarung zwischen Verkäufer und Käufer. Im Kaufvertrag wird neben dem Kaufgegenstand und dem zu zahlenden Kaufpreis auch festgehalten, in welcher Währung der Kaufpreis zu entrichten ist und wie die Übergabe zu erfolgen hat. Ein Auto ist der Kaufgegenstand und bei Übergabe des Autos hat die Zahlung von 4.999 Euro in bar zu erfolgen. Der Verkäufer kann folglich darauf bestehen, dass der Kaufpreis bar entrichtet wird. Wird hingegen eine Zahlung per Überweisung vereinbart, ist die Übergabe des Kaufpreises mit erfolgter Überweisung vollzogen. Das Auto wurde bezahlt. Wurde die Zahlungsart nicht im Vertrag fixiert, hat mE der Verkäufer das Wahlrecht eine bargeldlose Zahlung zu akzeptieren oder aber auf der Zahlung mit gesetzlichem Zahlungsmittel, mit Bargeld, zu bestehen. Ohne Fixierung gilt deshalb grundsätzlich Barzahlung.noch ein Nachtrag zu meinem gestrigen Post. Dort sagte ich:
/"Vor Gericht würde mE auch bei einem Aktivakauf die Erhöhung meines Girokontos um den vereinbarten Kaufpreis als Forderungsausgleich, im allgemeinen Sprachgebrauch als Zahlung bekannt, anerkannt."/
Auch wenn die Bank gegenüber der "Zahlungsgemeinschaft Konteninhaber dieser Bank" noch eine Schuld nicht beglichen hat, so hat sie doch gegenüber dem Verkäufer der Immobilie gezahlt. Sie hat mit "Giralgeld" gezahlt, mit einer Forderung gegen sich selbst. Hier liegt der eigentliche Knackpunkt. Wie der Kreditempfänger hat auch der Verkäufer einen "Geldbetrag" zur Verfügung gestellt bekommen.
Ob der Käufer nun ein Privatmann oder aber eine Bank ist, spielt für die Abwicklung des Vertrages und die Gültigkeit der einzelnen Schritte keine Rolle.
Ein komplett anderes Vertragsverhältnis ist mein "Girovertrag" Welche Forderungen kann ich aus meinem Bankguthaben ableiten? Ich besitze eine Forderung an die Bank, welche einen "Geldschuld" der Bank darstellt. Geldschulden sind, sofern nichts anderes vereinbart, mit gesetzlichen Zahlungsmitteln zu begleichen. Daraus kann ich ableiten, dass die Bank mir mein Guthaben mit Bargeld auszahlen muss.
Einige interessante Ausführungen von Georg Friedrich Knapp:
Er beschreibt in seinem Werk "Staatliche Theorie des Geldes" auch den Fall, dass die Bank von diesem Zahlungsversprechen durch den Staat entbunden wurde. Es handelte sich damals um Banknoten der einzelnen privaten Banken, welche diese auf Forderung des Bankguthabenbesitzers gegen Goldmünzen des Staats eintauschen mussten. Diese Banknoten kann man ohne Weiters mit unserem Giralgeld vergleichen. Aber auch wenn keine Einlösepflicht in staatliche Goldmünzen bestand, waren die Banknoten noch nicht wertlos, sondern sie konnten jederzeit für Zahlungen an die Bank selbst verwendet werden.
„Hingegen steht nichts im Wege, die Banknoten als Geld einer sozusagen privaten Gemeinschaft aufzufassen. Für den Kundenkreis einer Bank sind sie nämlich allerdings etwas ganz analoges, wie das staatliche Geld für die Bewohner eines Staates. Aber diese Analogie, obgleich völlig durchführbar, macht die Banknoten nicht zu staatlichem Gelde, sondern nur zu einem Gelde einer privaten Zahlgemeinschaft. In dieser Weise verstanden ist es also nicht unrichtig, daß die Banknoten stets in gewissem Sinne Geld (chartales Zahlungsmittel) sind: aber sie sind es zunächst für private Kreise, und staatliches Geld sind sie nur, wenn sie durch besonderen Rechtsakt der Akzeptation dazu erhoben werden.“ (S. 123)
s.a. http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Georg_Friedrich_Knapp:_Banknoten_und_Girozahlung
Knapps Ausführungen unterstützen in Diesem Punkt meine bestehenden Vorstellungen von Sparkassen-€ und Volksbank-€. Auch Arnes Geldteritorien fußen auf diesen Grundvorstellungen.
Deine Erläuterungen aus dem Rechnungswesen sind sicher zutreffend für den betriebswirtschaftlichen Ablauf eines Kaufs/Verkaufs in einem Unternehmen, haben aber nicht direkt etwas mit der Abwicklung von zwei privatrechtlichen Verträgen, wie von mir oben dargestellt, zu tun.
Wenn bargeldlose Zahlung für den Kauf einer Immobilie durch eine Bank vereinbart wurde, sind die Verpflichtungen aus dem Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer mit Umschreibung im Grundbuch und der entsprechenden Erhöhung des Verkäufer-Girokontos erfüllt.
Die Bank selbst hat buchungstechnisch jedoch noch eine Schuld. Zur Tilgung dieser Schuld stehen mehrere Wege offen, auf die ich jetzt hier nicht nochmals eingehen will. ME sollte der Bereich der privatrechtlichen Vertragsabwicklung jedoch von der buchungstechnischen Betrachtung des internen Rechnungswesens getrennt und nicht in der von Dir angegangen Weise miteinander vermischt werden.
Beste Grüße
Rudi Müller
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Peter Baum, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", Rudolf Müller, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", Rudolf Müller, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", Rudolf Müller, 09.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", moneymind, 09.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", moneymind, 10.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", moneymind, 10.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", Rudolf Müller, 10.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldsc, Axel Grimm, 11.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldsc, Rudolf Müller, 11.05.2016
- [AG-GOuFP] Antwort, Axel Grimm, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", Rudolf Müller, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", moneymind, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", ukw, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", Rudolf Müller, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", Alexander Raiola, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", Rudolf Müller, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ...", moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Peter Baum, 07.05.2016
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