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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA


Chronologisch Thread 
  • From: Kattuhl <Kattuhl AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA
  • Date: Wed, 25 Jul 2012 09:57:29 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Moin,

Vorab: Das Risiko, in Deutschland durch eine Schusswaffe umzukommen, ist sehr gering.
Demgegenüber ist offensichtlich in (weiten) Teilen der Bevölkerung die Angst vor Amokläufen verbreitet. Warum ist das so?

In den statistischen Argumentationen bzgl. legaler und illegaler Waffen ist leider ein Flaw drin.

Ich kann als Normalbürger mein Risiko nämlich ganz einfach senken:
1.Ich bin nicht kriminell. Wenn ein Mafiosi den anderen abknallt, fühle ich mich dadurch nicht konkret bedroht und bin es auch nicht.
2.Ich werde kein Polizist, Wachmann, Türsteher, Juwelier, etc. Die leiden nämlich unter den illegalen Waffen ganz besonders.
3.In meinem Haushalt ist keine Schusswaffe, ob legal oder illegal. Dadurch werde ich dann beim Familiendrama erschlagen, erstochen, was auch immer, aber eben nicht erschossen.

Dann bleiben für mich 3 Risiken:
1.Ich werde Opfer eines politischen Terroranschlags. Das ist kein Thema für das Waffenrecht.
2.Ich werde Opfer eines Raubes oder so mit Schusswaffengebrauch.
Ich kenne da keine Statistiken, aber man liest kaum etwas darüber. Das Risiko ist nicht sehr hoch, bei den 14 Banküberfällen der NSU ist in der Hinsicht nichts passiert, so als Beispiel.
3.Ich werde Opfer eines Amoklaufes.

Und da ist der 1. Knackpunkt: Wenn ich mich privat und beruflich von Schusswaffen fernhalte, wie es mehr als 80% tun, ist das mein Hauptrisiko, durch eine Schusswaffe zu Schaden zu kommen.

Zusätzlich sind fast alle Amokläufe in Deutschland mit Waffen begangen worden, die bei einem schlichten Verbot des Waffenbesitzes für den Täter nicht verfügbar gewesen wären.
Das ist der 2. Knackpunkt.

Jetzt der 3.: Tatabläufe wie in Norwegen oder jetzt in Aurora sind a) mit Waffen gut vorstellbar, die ein Sportschütze oder Jäger erwerben darf und b) war das Täterprofil nicht so, dass es unvorstellbar ist, dass solche Typen bei uns legal daran kommen.
Beide haben sich Monate darauf vorbereitet, warum der nächste nicht Jahre ?

Und die Schlüsse daraus?
Sehr schwierig.
1.Die Waffenbesitzer sollten diese Situation anerkennen und nicht versuchen, statistische Nebelkerzen zu werfen, auch wenn ich die Verzweiflung (?) sehr gut verstehen kann.
2.Es wird wieder passieren, vielleicht in Deutschland, und vielleicht durch einen Sportschützen oder Jäger. Wer eine Affinität zu Schusswaffen hat, und den entsprechenden unerkannten Dachschaden, wird diesen Weg wohl gehen. Glücklicherweise sind diese Täter sehr, sehr selten.
3.Waffenbesitz verbieten? Natürlich nicht, es würde nichts helfen.

Warum nicht?
Ich glaube nicht an die allgemeine Zugänglichkeit von illegalen Waffen. Die NSU-ler haben eine Polizistin ermordet, nur wegen ihrer Dienstpistole. Wer nicht in dem entsprechenden Millieu steckt, wird echte Schwierigkeiten haben, sich ein Arsenal zuzulegen. 3 Besuche im „Angels Place“ um die Ecke reichen da nicht, das ist „Tatort“-Mythologie. Der kriminelle Waffenhandel dient hauptsächlich der internen Aufrüstung der Kriminellen selbst.

Ich glaube aber auch nicht, das Amokläufe aufhören, wenn es keine Waffen mehr gibt.
Die Täter werden andere Wege finden. Völlig aus der Diskussion heraus ist zB die Tatsache, das Breyvik vor seinen Schüssen einen üblen Sprengstoffanschlag begangen hat, ein 2. ist nur an technischen Schwierigkeiten gescheitert. An sich wollte er damit viel mehr Menschen töten als mit seinem Massaker.
Gibt es jetzt ein Kunstdüngerverbot oder psychologische Tests für Landwirte?

Die Schützen sind damit aber nicht aus der Verantwortung. Sportschütze oder Jäger zu werden, kann sehr gut das Mittel der Wahl für den nächsten Idioten werden.
Sie müssen sich intern überlegen, was sie selbst machen können, um das zu verhindern.

Gruss Kattuhl

der dazu mehr Fragen hat als Antworten




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