Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA


Chronologisch Thread 
  • From: Kaspardavid <Kaspardavid AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA
  • Date: Wed, 25 Jul 2012 09:25:40 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Andreas1964 schrieb:
Hi,

einige Anmerkungen zu Euren Antworten, sie auch Fragen enthalten haben:

Mein Hintergrund: Bin Projektmanagement-Berater mit eigener GmbH. Habe vor einigen Jahren sogar mal ein längeres Projekt für ein deutsches Sicherheitstechnologieunternehmen durchgeführt. Keine Ahnung, ob die irgendwie verbrüdert mit den Firmen sind, die Waffen elektronisch kennzeichnen / sichern wollen.

Hallo Andreas, danke für die Informationen. Bundesland hätte mich aber mehr interessiert. Ich sitze hier im Epizentrum der Kackebatzenschmeißer, in Baden-Württemberg, genau gesagt 15 km weg von Winnenden in Backnang.

Ich weiß durchaus, dass Colorado nicht in D liegt. Allerdings argumentiert Ihr, u.a. mit Verweis auf John R. Lott, Jr (USA!), dass weniger legale Waffen nicht weniger Gewaltverbrechen bedeuten. Ich jedenfalls halte unser strikteres Waffenrecht für sinnvoll.

Auch mir geht es auf den Nerv, dass nicht nur unsere Gegner sich US-Taten bedienen, um uns zu diskreditieren, nein, wir selbst neigen dazu, Beispiele, Statistiken und Psychoanalysen aus USA, GB oder sonst woher zu zitieren. Allerdings werden uns in D auch die allerwichtigsten Daten vorenthalten, um eventuell eigene aussagekräftige Evaluierungen durchzuführen (siehe den dankenswerten Einsatz von brokenarrow, die versucht hat, an Zahlen zu legalem Schusswaffengebrauch bei Straftaten zu kommen und abgeschmettert wurde.)

Mit Tea Party meinte ich die aktuelle Bewegung in den US, die sich zwar vom Namen her an der Boston Tea Party anlehnt, aber m.E. eine recht schrille, erzkonservative Bewegung ist, die Piraten in D hoffentlich nicht immitieren wollen. Neben der Ablehnung von "sozialistischen" Dingen wie Krankenversicherung und Schnellzügen steht da der Widerstand gegen striktere Waffengesetze hoch im Kurs (siehe http://2012.presidential-candidates.org/Palin/Gun-Control.php ).
In Eurer Themensammlung (http://wiki.piratenpartei.de/AG_Waffenrecht/Themensammlung ) begebt Ihr Euch m.E. in den Punkten "Waffenrecht ist Freiheitsrecht" und "Verwässerung des Staatlichen Gewaltmonopols" aufs Glatteis, weil nicht mehr der Sportschütze und Jäger im Vordergrund steht. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit Sportlern und Schützen, sehr wohl aber mit Nachbarn, die sich mit Waffen auf irgendwelche Eventualitäten vorbereiten wollen, wenn der Staat zusammenbricht. Ich habe Probleme, wenn die Piratenpartei auch nur den Anschein erweckt, Werte wie John Lott (Autor von More Guns, Less Crime) zu vertreten: "Criminals are deterred by higher penalties. Just as higher arrest and conviction rates deter crime, so does the risk that someone committing a crime will confront someone able to defend him or herself." (Zitat aus http://www.press.uchicago.edu/Misc/Chicago/493636.html/ )


Werde ich mal in einer ruhigen Minute durcharbeiten. Aber gib es zu, auch Du verwendest US-Material :-)

Für mich ginge es bei einem modernen Waffenrecht im Kern darum, den Weg von Waffen in die Illegalität zu erschweren und auf Spinner aufmerksam zu werden, die unnötig große Mengen an Waffen / Muniition anfangen zu horten.

Ich habe 10 Waffen inkl. Matchluftgewehren und Vorderlader (legal) und ein paar Tausend Schuss Munition (legal). Bin ich ein Spinner? Nein, ich schieße mehrere Disziplinen mit verschiedenen Waffen. Und: was haben die Menge der Munition und die Anzahl (und ART!) der Waffen mit der Gefährlichkeit eines Amokläufers zu tun?
Ich sage es auch Dir: wenn Du heute abend Dein Brot schneidest, verwendest Du zwei der am meisten verwendeten Tatwaffen: ein Messer und Deine bloße Hand. Du und jeder Deiner Nachbarn hat eine Schublade voller Messer mit feststehender Klinge über 12 cm (illegal), nur jeder 20ste Deiner Nachbarn eine Schusswaffe (Luftgewehr- und Luftpistolenbesitzer eingerechnet)…

Ich verstehe nicht, warum Ihr Euch gegen ein nationales Waffenregister wehrt, in dem sich einzelne Waffen klar einem Besitzer zuordnen lassen. Als PKW-Besitzer muss ich mich auch einer solchen Registrierung unterwerfen.

Ich verstehe nicht, was an dem NWR gut sein soll.
1.) Im Melderegister steht neben meinem Namen ein rotes „W“ für: Achtung: schlechter Mensch: (Legal-)Waffenbesitzer. In Berlin wurden einem Sportschützen, der lediglich eine Jugendamtsmitarbeiterin beschimpft hat, auch ohne NWR seine Waffen schon abgenommen, bevor dieser wieder richtig zu Hause war.

2.) Beispiel Lehrensteinsfeld: „Sportschütze“ erschießt Frau, dann sich selbst. Hat 5 legale Waffen, die liegen in der Wohnung. Klar zuzuordnen, weil physisch inkl. Seriennummer vorhanden. Was bringt hier ein NWR (außer, dass dessen Implementierung die Ordnungsamts-Beamten von DER Arbeit abhält, wofür Bremen seit gestern 139€ wegen Mehraufwand abzockt)? Auch hier wussten die Beamten ohne NWR sofort, dass der Mann Waffen besaß. Übrigens: dieser „Sportschütze“ war noch etwas, nämlich von Beruf „Wachmann am Amtsgericht Heilbronn“; Innenminister Gall ist sein Dienstherr, was dieser geflissentlich verschweigt. Und plötzlich „kann bis heute nich ermittelt werden, mit welcher Waffe die Tat verübt wurde“. Könnte hier versucht werden, den Einsatz der illegal mitgenommenen Dienstwaffe des Wachmanns zu vertuschen? Trau schau wem…

3.) Was bringt das NWR beim Ermitteln oder Auffinden einer illegalen Waffe?

Ich verstehe nicht, warum Ihr Euch gegen elektronische Sicherheits-Features an Waffen wehrt, wenn sich bei PKWs Wegfahrsperren etablieren.

Ich verstehe nicht, warum ich eine Waffe für teuer Geld extra sichern soll, die sowieso im Tresor steht.
Ich verstehe nicht, warum ich für 200€ pro LAUF (nicht pro Waffe) ein leicht zu überwindendes elektronisches System eines Herstellers einbauen soll, von dessen Geschäftserfolg die Anti-Waffen-Lobby finanziell profitiert (frag mal Cathy)

In den regionalen Parteiprogrammen von BW und SH findet sich die Formulierung
"Die Verschärfungen der Waffengesetze in den letzten Jahren dienten vor allem dazu, Sicherheit vorzutäuschen und einfache und schnelle Antworten auf komplizierte Probleme zu geben. Wir setzen uns für Waffengesetze ein, welche die sorgfältige Aufbewahrung von Schusswaffen regeln und dadurch die Sicherheit aller Bürger gewährleisten. Wir lehnen es aber ab, beispielsweise Sportschützen zu Sündenböcken für gesellschaftliche Probleme zu machen." Was sind die konkreten Vorschläge von Euch für solche Waffengesetze?

Wir wollen das Waffengesetz nicht abschaffen, wir wollen es schlanker und verständlicher machen und unsinnige Verbote abschafffen, die einen Bürger ohne Wissen zu einem Straftäter werden lassen.

Beispiele:

1.)Nehmen wir an, ich habe mir 2007 ein Klappmesser ins Auto gelegt, um im Falle eines Unfalles den Gurt durchschneiden zu können. Hat das Messer eine Klingenlänge < 8,5 cm, ist das legal. Hat dieses Klappmesser aber einen Gnuppel an der Klinge, was im Falle eines Unfalls lebensrettend sein kann, weil ich es mit einer Hand öffnen kann (sog. Einhandmesser) und ich habe vergessen, es 2008 aus dem Auto zu nehmen, bin ich bei einer Fahrzeugkontrolle wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ein Straftäter und „darf“ alle meine Waffen abgeben.

2.) Nehmen wir an, ich habe mir 2007 eine Schreckschusspistole mit Reizgasmunition in mein Wohnmobil gelegt, weil ich schon mal nachts auf dem Rastplatz überfallen wurde. Diese Waffe darf ich heute noch legal kaufen und besitzen, aber ich darf sie nur mit dem kleinen Waffenschein führen. Habe ich diese „Waffe“ nach 2008 noch im Wohnmobil, ohne einen kleinen Waffenschein beantragt zu haben, verstoße ich gegen das Waffengesetz und bin vorbestraft.

Soviel zum Thema „Sportschützen sind gesetzestreu“, denn 1. kennen wir die entsprechenden Gesetze besser als jeder Politiker und jeder Polizist und 2. halten wir uns auch daran; oder denkst Du, ich will meine Waffen abgeben, weil ich im Spaß (oder aus verständlicher Erregung) zu jemandem auch nur sage:“ich bring Dich um“? Ich spreche hier immerhin von ca. 2 Mio. mündigen Bürgern (einzelne ausgenommen, aber wo bleibt hier die Verhältnismäßigkeit?).

Beste Grüße
Andreas

Kaspardavid
Mein Motto: Aufklären statt bekehren!




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang