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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA


Chronologisch Thread 
  • From: Kaspardavid <Kaspardavid AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Colorado, USA
  • Date: Tue, 24 Jul 2012 07:42:01 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Guten Morgen und willkommen in der AG Waffenrecht, Andreas.

Wäre es arg vermessen, Dich zu bitten, mir die Branche Deines Unternehmens und den groben Standort (NRW, BW, BY etc.) preiszugeben?

Das Verbrechen in Colorado war ein ziemlich bitteres Zusatzargument dafür.

Als nicht mit der Materie vertrautem Zeitungsleser mag das für Dich zutreffen. Ich als Sportschütze bin es echt leid, für jeden irren Franzosen, Norweger oder Ami verantwortlich gemacht zu werden. War ja aber zu erwarten, nachdem die Presse das böse Wort "legale Waffen" verbreitet, jedoch zu erklären versäumt, was in den USA legal ist und wie man in den USA an legale Waffen kommt (vor 1972 konntest Du ab 18 im Neckermannkatalog Kleinkalibergewehre kaufen, die RAF tötete zwar mit Bomben, das hat aber schon damals niemanden daran gehindert, aus Aktionismus heraus das Waffengesetz zu verschärfen).

In Eurer AG argumentiert Ihr sehr stark, dass illegale und nicht legale Waffen das eigentliche Problem seien.

Das wird im Übrigen auch sehr stark in anderen, berufenen Kreisen argumentiert, die sich damit beschäftigen (Polizei, Polizeigewerkschaften, aber dazu frägst Du bitte besser Cathy, die kennt sich hier bestens aus).

Nun hat sich der Attentäter in Colorado, wenn ich es richtig verstanden habe, seine Waffen völlig legal besorgt. Dieser Fall mag vielleicht statistisch nicht signifikant sein, einer zuviel ist es dennoch.

In Deutschland hätte er sich wohl oder übel mit illegalen Waffen vom (seit der Öffnung der Grenzen gen Osten florierenden) Schwarzmarkt eindecken müssen. Großkaliberpistolen kann er erst nach einem Jahr Mitgliedschaft in einem Schützenverein und mit 25 Jahren (er war 24) beantragen und das nur, wenn er nachweisen kann, dass er damit sportlich zum Training und auf Wettkämpfen schießt). Pumpguns ohne Hinterschaft, wie er sie verwendet hatten, ist in Deutschland eine verbotene Waffe, ganz zu schweigen von einem vollautomatischen Sturmgewehr, das in Deutschland übrigens unter das Kriegswaffengesetz fällt. Natürlich ist der Fall einer zuviel, wie jeder andere auch. Aber was habe ich als deutscher Sportschütze damit zu tun? Wo ist hier die Verhältnismäßigkeit? Worin siehst Du an dieser Tat meine Mitschuld?

Persönlich sehe ich keinen rationalen Grund, die Verbreitung von Waffen nicht sehr strikt zu kontrollieren und auf diejenigen zu begrenzen, die sie nachweislich für Jagd, Sport, etc. einsetzen.

Die Verbreitung von legalen Waffen wird sehr strikt kontrolliert und begrenzt, und zwar durch eines der schärfsten Waffengesetze der Welt. Ich persönlich und knapp 2 Millionen Bundesbürger halten sich strikt daran, aber: welchen Verbrecher juckt das Gesetz?

Was die Statistiken angeht: Letztlich argumentiert Ihr, dass es in Hintertupfingen im Bayrischen Wald mit den dortigen Jägern und Schützenvereinen zwar relativ zur Bevölkerung mehr legale Waffen aber weniger Verbrechen mit Schusswaffen als in Frankfurts Kaiserstraße gibt.
Aussagekräftiger wäre m.E.m in ein und derselben Region die Statistiken vor und nach einer Änderung des Waffenrechts zu vergleichen. Gibt es solche Daten?

Es gibt sicherlich jede Menge Daten und Statistiken. Aber die wichtigste Statistik wird seit 2002 dank rot/grüner (oder wie wir BW´ler sagen: grün/roter) Einwirkung verfälscht: in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) gibt es keine Unter-Schlüsselnummern, um zwischen Taten mit legalen und Taten mit Illegalen Schusswaffen zu unterscheiden. Es "sammelt" sich hierunter also alles an, egal ob Schreckschuss- oder Reizgaswaffe, Behördendienstwaffe, illegale Kalashnikov oder Luftgewehr. Und diese "aussagekräftige" Statistik wird uns von der Anti-Waffen-Lobby in einer Tour um die Ohren gehauen. Ich sag Dir, das pfitzt!

Ich würde davon aussgehen, dass das Gros der illegalen Waffen ihren Produktlebenszyklus als legale Waffen begonnen hat und über Raub, Diebstahl, illegale Verkäufe den Weg in die Illegalität gefunden hat. D.h. die Gesamtzahl der irgendwo auf der Welt "legal" produzierten Waffen treibt vermutlich die Menge an illegalen Waffen, wobei die jeweils aktuelle Diffusion vmtl. stark von akuten Krisen abhängt.

Gut erkannt

Als einziges Argument gegen striktere Waffengesetze bleibt dann für mich, dass andere Länder laxere Gesetze haben und das schwächte Glied in der Kette das eigentliche Problem ist. Damit kann ich aber fast jede positive Veränderung tot argumentieren.

Ich habe keine Ahnung, auf was Du hiermit hinaus willst. Aber mit tot argumentieren kennen wir uns hier bestens aus, denn jede positive Veränderung (ja, die gibt es auch bei uns), die wir durch Fakten und von unabhängiger Seite erstelle Statistiken belegen können, werden von der Anti-Waffen-Lobby entweder tot argumentiert oder ignoriert.

Fazit: Ich für meinen Teil wünsche mir, dass die Piraten in D für ein sehr, sehr striktes Waffenrecht eintreten, ohne dabei Sportler und Jäger notwendigerweise zu kriminalisieren.

Ich für meinen Teil wünsche mir, dass das sehr sehr strikte Waffenrecht, dass wir bereits haben, nicht aus Aktionismus heraus nochmals verschärft wird und dabei - wie immer - Sportler und Jäger kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt werden. Und deshalb bin ich Pirat geworden, denn die Piraten stehen für faktenbasiertes durchdachtes Handeln ohne Bevormundung des einzelnen Bürgers. Wenn sich aber herausstellt, dass orange das neue rot oder grün wird kündige ich sofort meine Mitgliedschaft, denn eine neue Verbotspartei werde ich nicht unterstützen.

Von einer AG Waffenrecht würde ich mir wünschen, dass sie diesen Spagat schafft, ohne die vermeintliche "Freiheit" des Waffenbesitzes per se hochzuhalten.

Wie definierst Du denn Waffenbesitz? Woran siehst Du, dass wir vermeintliche "Freiheit" hochhalten? Muss ich unterstellen, Du kennst nicht den Unterschied zwischen "Besitzen" und "Führen" einer Waffe?

Momentan fühle ich mich schon ein wenig an die US Tea Party erinnert.

1. heißt das Boston Tea Party, 2. war daran etwas schlechtes? 3. bin ich nicht fit in amerikanischer (da wars wieder!) Geschichte, kannst Du mich hier aufklären, wie ich diesen Vergleich verstehen soll?

Lieber Andreas, eins freut mich in jedem Fall sehr: Du scheinst kein neuer Troll zu sein, der uns nur von der Arbeit abhalten will *grins*

Beste Grüße
Andreas

Mit piratigen Grüßen
Kaspardavid




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