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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."


Chronologisch Thread 
  • From: Patrick Schiffer <info AT patrick-schiffer.de>
  • To: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."
  • Date: Thu, 26 Apr 2012 12:12:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo Mats und alle Anderen natürlich auch, die mir so viel geschrieben haben!

Danke für die offenen Antworten und das Lob für meine Toleranz. Ich habe in mich hineingehört und festgestellt: ich war schon immer Pirat. Und ich werde auch unter uns Piraten dafür kämpfen, daß kritische aber offene Toleranz für Andersdenkende und Anderslebende, das Zugeständnis der Freiheit des Anderen erhalten bleibt. Ich habe zwar kein Hobby, welches in der Öffentlichkeit so emotional behandelt wird, aber ich möchte als "Öffentlichkeit" niemandem sein Hobby verbieten oder einschränken. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Und alle Versuche, diese gesetzlich zu erreichen, sind immer gescheitert bzw. umgeschlagen in einen ungesunden Kontrollwahn. Dieser führt meistens in die Illegalität oder verdeckte Aktionen. Wir sind alle wie Kinder: was verboten ist, wird doppelt spannend.

Zu meiner Person: ich bin in Belgien geboren, zweisprachig aufgewachsen (deutsch/französisch), mein Vater war Deutsch- und Geschichtslehrer (Humanist vom alten Schlag, leider lebt er nicht mehr), meine Mutter ist Hutmacherin (Pelztiere). Ich habe 5 Jahre in den Achtzigern in Ägypten gelebt, wo ich auf einer Mädchen- und Nonnenschule gegangen bin. Danach habe ich in Aachen gelebt (Dreiländereck). Nach dem Abitur habe ich in Maastricht Kunst & Design studiert und spreche seitdem fliessend niederländisch. Dies nur als kleiner Auszug, um deutlich zu machen, warum ich tolerant bin und mir eine ständige Neugierde auf Dinge, die ich nicht kenne, bewahre.

Mein erster Kontakt mit Waffen in meiner Kindheit war das Luftgewehr. Ich war ca. 10 Jahre alt (in Ägypten hatte damals jeder Haushalt ein Luftgewehr gegen Ratten oder tollwütige Hunde. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht) und wir haben auf Dosen, Straßenlaternen und Glasflaschen geschossen. Natürlich alles heimlich :-) Später in meiner Jugend habe ich einen Jungen kennengelernt, der einen Haufen Waffen gesammelt hatte, die täuschend echt aussahen und er hat mir aus Spaß eine dicke Knarre an den Kopf gehalten. Ich wusste nicht, ob sie echt war. Er hat gelacht. Vor lauter Schreck habe ich den Kontakt abgebrochen. Ansonsten habe ich an den Schiessständen der ein oder anderen Kirmes nie besonders gut ausgesehen, da ich Brillenträger bin und kein Adlerauge ;-)

Wirklich negative Erfahrungen mit Waffen habe ich persönlich nie gemacht. Was Euere Angebote zu dem sportlichen Umgang mit Waffen betrifft: eher nicht, danke! Aber ich werds mir nochmal in Ruhe überlegen. Ich werde mir auch noch ein paar kritische Fragen überlegen, damit ihr in euerer Argumentation noch geschärfter werdet. Aber alles zu seiner Zeit.

So, jetzt kann ich aber nicht weiter quatschen. Ich muss noch das NRW Wahlprogramm in leichter Sprache in ein PDF umwandeln, damit die Leute an den Infoständen am Wochenende was in der Hand haben!

Schönen Tag Euch Allen!
Patrick





Am 25.04.2012 22:16, schrieb Mats Grundhoff:
Ahoi Patrick,
vielen Dank für deine ehrlichen offenen Gedankengänge. Ich hoffe auch das alle Piraten
in Ihrem politischen Leben wie du Argumenten gegenüber offen bleiben, egal um welches
Thema es geht. Ich arbeite ja nicht nur in dieser AG mit sondern engaggiere mich
größtenteils lokalpolitisch. Dies hat fast ne mit dem Thema Waffenrecht zu tun, außer
man fragt mich konkret danach. Aber für einen Sportschützen wie mich ist es nur logisch
und konsequent hier auch mitzuarbeiten. Dies erwähne ich nur wel uns ja oft
"Lobbyarbeit" unterstellt wird^^ Also ich verdiene mit Waffen kein Geld, mein
Hobby kostet mich nur viel Geld. :-)

Aber schon jetzt gibt es in der Partei auch Menschen die wie bei einer
bestimmten Partei üblich immer erst mal nach Verboten rufen ohne wirklich
über die Materie Bescheid zu. Piraten sind da anders. Und das nicht nur beim
Thema Waffen. Diese Menschen die einfach und ohne Grund anderen Menschen ihre
Freiheiten und Rechte nehmen wollen sind für mich keine Mitpiraten. Die
Piraten treten für Bürgerrechte, Freiheit des Individuums, freie Gestaltung
des eigenen Lebensentwurfes und Bürgerbeteiligung ein, kein wirklicher Pirat
beschränkt sie grundlos aus niederen Beweggründen. Das ist zu tiefst
unpiratig. Denn wer mit Scheuklappen durch die Gegend läuft und polemisch
andere Meinungen aus ideologischen Gründen weder anhört noch Argumenten
gegenüber offen ist, hat die Grundsätze der Piraten nicht verstanden und
sollte überlegen, ob er nicht einer eher ideologisch orientierten Partei
beitreten sollte. Ich denke auch, das solche Menschen auf lange Sicht bei den
Piraten nicht glücklich werden.

Ich habe größten Respekt vor Menschen, die auch andere Meinungen zu diesem Thema haben und mir
Argumente nenne können, die ich nicht wiederlegen kann oder die ich nicht mit meinen überzeugen
kann. Schleißlich sind wir in einer Demokratie. Und Gott sei Dank haben wir nicht alle immer die
selbe Meinung. Das macht Politik ja auch so spannend. Aber das ganze bitte mit Respekt und
Toleranz dem Anderen gegenüber. Aber dann möchte ich auch stichhaltige Argumente und keine
althergebrachten Floskeln von meinem Gegnüber hören, die jedweder rechtlichen oder inhaltlichen
Grundlage entbehren. Hier bei den Piraten geht es um Fakten, nicht um Grabenkämpfe
"alter" politischer Art. Bei den Piraten finde ich mich besonders gut aufgehoben WEIL
eben Menschen mit unterschiedlichen Meinungen um einen Weg in die Zukunft ringen und Argumenten
gegenüber offen sind. Du bist der beste Beweis dafür.Du bist definitiv ein piratig denkender
Mensch. Auch wenn du nicht viel für Waffen übrig hast blebst du tolerant und ziehst deine eigenen
Schlüsse abseits der Medien. Bleib so. Ich kann und konnte schon immer Bedenken verstehen, die
mein Hobby betreffen. Dies habe ich auch in meinem Freundeskreis gelernt. Aber wenn man beweist,
das Sportschützen oder andere Waffenbesitzer Menschen wie jeder andere sind, werden solche
Bedenken mit der Zeit ausgeräumt und sind nach kurzer Zeit kein Thema mehr. Wer Menschen mit
unserem Hobby kennen lernt ist meistens erstaunt das wir dem Klischee nicht entsprechen, das die
Medien von uns zeichnen. Ich persönlich lasse mich weder persönlich kriminalisieren, noch lasse
ich zu das pauschale Aussagen über Waffenbesitzer (natürlich von legalen Waffen) getätigt werden.
Es gibt nicht "den Waffenbesitzer". Vielen Dank für die Bestätigung, das unsere
Aufklärungsarbeit nicht ganz umsonst ist und unsere Bemühungen auch fruchten.

Und Hut ab vor deinem Mut. Respekt dafür.
Meine Meinung dazu...Kampf den Scheuklappen in all Ihren Facetten.

Mit piratigen Grüßen,
☠ Mats ☠
aka „MuGen“

Diese eMail ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland.
Sie spiegelt nur die persönliche Meinung des Verfassers wider.
Auch Nicht-Mitglieder können Nachrichten an diese Liste senden.

-----Original Message-----
From: ag-waffenrecht-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-waffenrecht-bounces AT lists.piratenpartei.de] On Behalf Of Patrick
Schiffer
Sent: Dienstag, 24. April 2012 12:47
To: Mailingliste der AG Waffenrecht
Subject: Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

Hallo!

Vielen Dank für die vielen Antworten und die Aufklärung. Insbesondere die
Kriminalstatistiken haben mich echt überrascht. Daß so etwas nicht in dem
Bericht der ARD genannt wird, halte ich für eine journalistische Katastrophe.
Da wundert es nicht, wenn die Debatte immer wieder angestossen wird, die
Leute immer ängstlicher werden und Sportschützen oder Jäger sich
rechtfertigen müssen. Ich gebe offen zu: ich mag Waffen nicht. Und auch
Schützenfeste oder Schiesssport an sich hat nie auch nur im Entferntesten
mein Interesse geweckt. Auch Egoshooter gehören nicht zu meinen
Lieblingsgames. Aber die Ausführungen klingen sachlich und überzeugen mich.

Die Debatte wird sehr emotional geführt, ja. Aus Gründen. Amerika, Erfurt,
Winnenden und dieser widerliche Breivik. Die Öffentlichkeit ist ängstlich. Zu
Recht. Aber ich bin unter anderem deswegen Mitglied in der Piratenpartei
geworden, weil ich den Dingen sachlich auf den Grund gehen möchte und weil
ich es gut finde, wie hier mit unterschiedlichen Meinungen umgegangen wird.
ich versuche die Dinge ohne Ideologie, pragmatisch und mit Blick auf Details,
Zahlen und Fakten zu sehen. Und bei Dingen, von denen ich keine Ahnung habe,
halte ich die Fresse. Zudem darf der Staat niemandem eine Sportart verbieten,
solange sie keinem schadet.

Was die grosskalibrigen Waffen betrifft, kann ich die Logik mit den grossen
Autos natürlich verstehen, aber persönlich nicht unterstützen bzw. nicht so
gut nachvollziehen. Wenn es denn bei der Jagd dafür gut wäre, einem Tier
längere Qualen zu ersparen, okay. Aber zum reinen Spaß halte ich das Thema
dann doch für etwas zu sensibel. Natürlich mag das ein Sportschütze anders
sehen. Und die Zahlen sprechen auch eine klare Sprache. Innerlich sagt mir
aber eine Stimme: je mehr Waffen im Umlauf sind und je grösser sie sind,
desto mehr Schaden können sie anrichten.
Und wenn es nur Einzelfälle sind, einer ist einer zuviel.

Daß ihr hier für Euere Sache kämpft, finde ich gut und helfe gerne, der
Öffentlichkeit die Fakten nahezulegen. Ich werde in zukünftigen Diskussionen
- auch mit meinem Freund in Winnenden - anders urteilen und genauer
argumentieren. Er weiß ja selbst, daß der Amokläufer ein Einzelfall war. Aber
als Vater von Kindern, die auf die Schule gehen, hat man andere Sorgen als
die Interessen von Sportschützen.

Bleibt weiter kritisch und verlangt Gegendarstellungen bei Falschaussagen in
der Presse.

Ach und Axel, danke für die Idee mit dem Mitnehmen zum Sport, aber das
Knallen der Schüsse hat mich schon bei dem Bericht erschaudern lassen.
Ist nix für mich :-)

Schönen Gruss,
Patrick

http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:PatrickSchiffer
https://twitter.com/#!/pschiffer<https://twitter.com/#%21/pschiffer>


Am 24.04.2012 12:11, schrieb Peer Ponocny:
Hallo Patrick,

ich habe den erwähnten Bericht (noch) nicht gesehen. Dass die Fronten
zwischen Waffenbesitzern und Waffengegnern zunehmend verhärten, habe ich
zumindest in Foren in letzter Zeit immer wieder mitbekommen. Den Begriff
Lobby würde ich hier hinterfragen, das hat meistens eine sehr negative
Konnotation. Eine wirklich organisierte Lobbyarbeit habe ich bisher kaum
wahrgenommen. Es sind vielmehr die einzelnen Waffenbesitzer (Schützen, Jäger
etc.) und einige Verbandsfunktionäre, die sich gegen eine weitere
Verschärfung der geltenden Gesetze wehren. Dass sie damit bisher (seit 2002)
auf überwiegend taube Ohren stoßen, spricht gerade auch gegen eine (starke)
Lobby.

Wenn man im näheren Umkreis selbst eine Straftat mit Waffen erlebt hat, ist
man natürlich kritisch gegenüber Waffenbesitzern und Waffenbesitz
eingestellt, ginge mir persönlich vielleicht auch so. In diesem Fall ist es
dann vielleicht auch schwierig, rein sachliche Argumente aus der anderen Ecke
gelten zu lassen, aber ich versuche es trotzdem:
Alle Zahlen sprechen dafür, dass es schon jetzt einen bewussten und
vorsichtigen Umgang mit Waffen gibt. Anders ließe sich nicht erklären, dass
es bei über 3 Millionen Waffenbesitzern und geschätzten 10 Millionen legalen
Waffen in Deutschland zu so gut wie keinen Straftaten oder sonstigen
Tötungen/Körperschäden kommt.

Dies wird insbesondere deutlich, wenn man diese Zahlen ins Verhältnis zu
anderen gefährlichen Dingen setzt, beispielsweise die Anzahl der Autos in
Deutschland und die Zahl der Unfalltoten oder Verletzten.

Auch aus meiner persönlichen Erfahrung (Sportschütze) mit Vereinskameraden
kann ich nur bestätigen, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind. Wer
die im Umgang mit Waffen erforderliche Sorgfalt nicht zeigt, ist aus dem
Verein schneller draußen, als er überhaupt eine Gelegenheit bekommt, eine
Waffe legal zu erwerben. Darauf achten wir schon aus Eigenschutzinteresse.
Wer will schon neben jemandem stehen, der eine scharfe Waffe in der Hand hat,
aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht sicher damit umgehen kann.


Was die Frage der Großkaliberwaffen angeht:
Da kann man genauso fragen, warum Autofahrer unbedingt so schnelle und große
Autos brauchen. Natürlich kann man auch mit kleinerem Kaliber schießen und
mit langsamen und kleinen Autos fahren.

Im Gegensatz zu den Autos, bei denen eine solche Vorschrift vielleicht
tatsächlich zu einer merklichen Verbesserung der Sicherheit in der
Öffentlichkeit führen würde, wäre dies aber bei den Waffen nicht der Fall.
Einmal weil, wie gesagt, die Statistik schon heute dagegen spricht, dass
legale Waffen ein wirkliches Problem darstellen, zum anderen, weil auch
kleinkalibrige Waffen töten können.

Ich hoffe meine Ausführungen waren hilfreich.

Gruß

Peer



-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 24 Apr 2012 10:28:49 +0200
Von: Patrick Schiffer<info AT patrick-schiffer.de>
An: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=102
21190

Ich bin kein Schütze. Ein sehr guter Freund von mir war Lehrer an der
Realschule in Winnenden. Er hat das überlebt. Und er hat mich zu
diesem Thema aufgeweckt. Ich bin auf dieser ML, weil ich die
Argumente der Schützen gerne besser verstehen will. Der Bericht in
der ARD bestätigt meine Annahme, dass die Fronten verhärtet sind und
die Waffenlobby teilweise sehr verdeckt agiert, was ich nicht für beruhigend
halte.

Ich würde mir eine offenere Diskussion in der Öffentlichkeit und
einen noch vorsichtigeren und bewussteren Umgang mit Waffen und mit
den diesen betreffenden Gesetzen in Deutschland wünschen. Dazu gehört
auch eine Diskussion über grosskalibrige Waffen und deren Sinn im
Sport. Kann mir das hier jemand erklären, wozu diese unbedingt benötigt
werden?

Vielleicht bringt der Bericht ja den einen oder anderen zum Nachdenken.
Der Umgang mit Waffen kann meiner Meinung nicht kritisch genug
betrachtet werden. Damit meine ich nicht, daß man das Sportschiessen
verbieten soll.

Petri Heil,
Patrick
--
Ag-waffenrecht mailing list
Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-waffenrecht
--
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