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ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

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Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."


Chronologisch Thread 
  • From: Patrick Schiffer <info AT patrick-schiffer.de>
  • To: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."
  • Date: Tue, 24 Apr 2012 12:46:31 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo!

Vielen Dank für die vielen Antworten und die Aufklärung. Insbesondere die Kriminalstatistiken haben mich echt überrascht. Daß so etwas nicht in dem Bericht der ARD genannt wird, halte ich für eine journalistische Katastrophe. Da wundert es nicht, wenn die Debatte immer wieder angestossen wird, die Leute immer ängstlicher werden und Sportschützen oder Jäger sich rechtfertigen müssen. Ich gebe offen zu: ich mag Waffen nicht. Und auch Schützenfeste oder Schiesssport an sich hat nie auch nur im Entferntesten mein Interesse geweckt. Auch Egoshooter gehören nicht zu meinen Lieblingsgames. Aber die Ausführungen klingen sachlich und überzeugen mich.

Die Debatte wird sehr emotional geführt, ja. Aus Gründen. Amerika, Erfurt, Winnenden und dieser widerliche Breivik. Die Öffentlichkeit ist ängstlich. Zu Recht. Aber ich bin unter anderem deswegen Mitglied in der Piratenpartei geworden, weil ich den Dingen sachlich auf den Grund gehen möchte und weil ich es gut finde, wie hier mit unterschiedlichen Meinungen umgegangen wird. ich versuche die Dinge ohne Ideologie, pragmatisch und mit Blick auf Details, Zahlen und Fakten zu sehen. Und bei Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, halte ich die Fresse. Zudem darf der Staat niemandem eine Sportart verbieten, solange sie keinem schadet.

Was die grosskalibrigen Waffen betrifft, kann ich die Logik mit den grossen Autos natürlich verstehen, aber persönlich nicht unterstützen bzw. nicht so gut nachvollziehen. Wenn es denn bei der Jagd dafür gut wäre, einem Tier längere Qualen zu ersparen, okay. Aber zum reinen Spaß halte ich das Thema dann doch für etwas zu sensibel. Natürlich mag das ein Sportschütze anders sehen. Und die Zahlen sprechen auch eine klare Sprache. Innerlich sagt mir aber eine Stimme: je mehr Waffen im Umlauf sind und je grösser sie sind, desto mehr Schaden können sie anrichten. Und wenn es nur Einzelfälle sind, einer ist einer zuviel.

Daß ihr hier für Euere Sache kämpft, finde ich gut und helfe gerne, der Öffentlichkeit die Fakten nahezulegen. Ich werde in zukünftigen Diskussionen - auch mit meinem Freund in Winnenden - anders urteilen und genauer argumentieren. Er weiß ja selbst, daß der Amokläufer ein Einzelfall war. Aber als Vater von Kindern, die auf die Schule gehen, hat man andere Sorgen als die Interessen von Sportschützen.

Bleibt weiter kritisch und verlangt Gegendarstellungen bei Falschaussagen in der Presse.

Ach und Axel, danke für die Idee mit dem Mitnehmen zum Sport, aber das Knallen der Schüsse hat mich schon bei dem Bericht erschaudern lassen. Ist nix für mich :-)

Schönen Gruss,
Patrick

http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:PatrickSchiffer
https://twitter.com/#!/pschiffer <https://twitter.com/#%21/pschiffer>


Am 24.04.2012 12:11, schrieb Peer Ponocny:
Hallo Patrick,

ich habe den erwähnten Bericht (noch) nicht gesehen. Dass die Fronten
zwischen Waffenbesitzern und Waffengegnern zunehmend verhärten, habe ich
zumindest in Foren in letzter Zeit immer wieder mitbekommen. Den Begriff
Lobby würde ich hier hinterfragen, das hat meistens eine sehr negative
Konnotation. Eine wirklich organisierte Lobbyarbeit habe ich bisher kaum
wahrgenommen. Es sind vielmehr die einzelnen Waffenbesitzer (Schützen, Jäger
etc.) und einige Verbandsfunktionäre, die sich gegen eine weitere
Verschärfung der geltenden Gesetze wehren. Dass sie damit bisher (seit 2002)
auf überwiegend taube Ohren stoßen, spricht gerade auch gegen eine (starke)
Lobby.

Wenn man im näheren Umkreis selbst eine Straftat mit Waffen erlebt hat, ist
man natürlich kritisch gegenüber Waffenbesitzern und Waffenbesitz
eingestellt, ginge mir persönlich vielleicht auch so. In diesem Fall ist es
dann vielleicht auch schwierig, rein sachliche Argumente aus der anderen Ecke
gelten zu lassen, aber ich versuche es trotzdem:
Alle Zahlen sprechen dafür, dass es schon jetzt einen bewussten und
vorsichtigen Umgang mit Waffen gibt. Anders ließe sich nicht erklären, dass
es bei über 3 Millionen Waffenbesitzern und geschätzten 10 Millionen legalen
Waffen in Deutschland zu so gut wie keinen Straftaten oder sonstigen
Tötungen/Körperschäden kommt.

Dies wird insbesondere deutlich, wenn man diese Zahlen ins Verhältnis zu
anderen gefährlichen Dingen setzt, beispielsweise die Anzahl der Autos in
Deutschland und die Zahl der Unfalltoten oder Verletzten.

Auch aus meiner persönlichen Erfahrung (Sportschütze) mit Vereinskameraden
kann ich nur bestätigen, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind. Wer
die im Umgang mit Waffen erforderliche Sorgfalt nicht zeigt, ist aus dem
Verein schneller draußen, als er überhaupt eine Gelegenheit bekommt, eine
Waffe legal zu erwerben. Darauf achten wir schon aus Eigenschutzinteresse.
Wer will schon neben jemandem stehen, der eine scharfe Waffe in der Hand hat,
aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht sicher damit umgehen kann.


Was die Frage der Großkaliberwaffen angeht:
Da kann man genauso fragen, warum Autofahrer unbedingt so schnelle und große
Autos brauchen. Natürlich kann man auch mit kleinerem Kaliber schießen und
mit langsamen und kleinen Autos fahren.

Im Gegensatz zu den Autos, bei denen eine solche Vorschrift vielleicht
tatsächlich zu einer merklichen Verbesserung der Sicherheit in der
Öffentlichkeit führen würde, wäre dies aber bei den Waffen nicht der Fall.
Einmal weil, wie gesagt, die Statistik schon heute dagegen spricht, dass
legale Waffen ein wirkliches Problem darstellen, zum anderen, weil auch
kleinkalibrige Waffen töten können.

Ich hoffe meine Ausführungen waren hilfreich.

Gruß

Peer



-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 24 Apr 2012 10:28:49 +0200
Von: Patrick Schiffer<info AT patrick-schiffer.de>
An: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=10221190

Ich bin kein Schütze. Ein sehr guter Freund von mir war Lehrer an der
Realschule in Winnenden. Er hat das überlebt. Und er hat mich zu diesem
Thema aufgeweckt. Ich bin auf dieser ML, weil ich die Argumente der
Schützen gerne besser verstehen will. Der Bericht in der ARD bestätigt
meine Annahme, dass die Fronten verhärtet sind und die Waffenlobby
teilweise sehr verdeckt agiert, was ich nicht für beruhigend halte.

Ich würde mir eine offenere Diskussion in der Öffentlichkeit und einen
noch vorsichtigeren und bewussteren Umgang mit Waffen und mit den diesen
betreffenden Gesetzen in Deutschland wünschen. Dazu gehört auch eine
Diskussion über grosskalibrige Waffen und deren Sinn im Sport. Kann mir
das hier jemand erklären, wozu diese unbedingt benötigt werden?

Vielleicht bringt der Bericht ja den einen oder anderen zum Nachdenken.
Der Umgang mit Waffen kann meiner Meinung nicht kritisch genug
betrachtet werden. Damit meine ich nicht, daß man das Sportschiessen
verbieten soll.

Petri Heil,
Patrick
--
Ag-waffenrecht mailing list
Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-waffenrecht





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