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ag-waffenrecht - [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

[Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."


Chronologisch Thread 
  • From: tomalavr AT aol.com
  • To: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."
  • Date: Wed, 25 Apr 2012 03:37:36 -0400 (EDT)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo Patrick,

vielen Dank für deinen Beitrag in dieser Mailingliste. Es ist immer wieder gut auch von der anderen Seite Input zu erhalten.
Insbesondere wenn der Input sich auf einem sachlichen und ausgewogenen Niveau wie deinem bewegt.


Zum Thema Kriminalstatistik habe ich gestern eine Auswertung in dieser Mailingliste eingestellt.
Und zwar habe ich die PKSen von 1953 bis 2010 - zugegebenermassen oberflächlich - ausgewertet. Dabei gab es für mich
zwei überraschende Ergebnisse:

1. Wurden in der PKS zwischen 1963 und 1970 keine Delikte mit Feuerwaffen explizit aufgeschlüsselt.
Die Begründung war, dass eine entsprechende Aufschlüsselung keinen Erkenntnisgewinn bringen würde.
Stattdessen wurden davor Verbrechen unter Zuhilfenahme von Fahrzeugen aufgeschlüsselt. Offenbar erachteten die
Kriminalisten dieser Zeit das Auto als größeres Übel als die Feuerwaffe.

2. Haben wir heute was Tötungsdelikte mit Schusswafen angeht ungefähr den gleichen Level wie 1960/1961.
Und das trotz einer inzwischen massiv angestiegenen Kriminalität.

Diese Resultate sollten imho nachdenklich machen. Ich schliesse daraus, dass wir - was Schusswaffendelikte angeht
heute deutlich sicherer und ungefährdeter als damals. Deshalb erscheint die medial angeheizte Hysterie bezüglich
Waffendelikte und ganz besonders die geradezu demagogische verteufelung des Legalwaffenbesitzes geradezu grotesk
überzogen. Was hat sich in der Einstellung der Politik und Öffentlichkeit eigentlich verändert, dass heute kein Kriminalist
mehr auf den Gedanken kommt die Waffendelikte wie 1962 nicht mehr gesondert aufzuschlüsseln? Oder waren die Leute
damals zu sorglos?
Bitte beachte auch, dass ich den Anteil der legalen Waffen in der PKS nicht betrachtet habe. Bekanntermassen
hat dieser Anteil in der PKS einen derart geringen Anteil, dass dieser heute nicht mehr gesondert aufgeschlüsselt wird.


Zum Thema Großkaliber möchte ich vorausschicken, dass auch ich Sportschütze (DSB) bin.
Als solcher ist meine Spezialdisziplin die Laufende Scheibe Luftgewehr und Kleinkaliber.
Diese Disziplin gefällt mir deshalb so gut, weil hier ein dynamisches Schiessen aus der Bewegung auf ein bewegliches
Ziel möglich ist. Das Schiessen auf statische Ziele macht mir keinen richtigen Spass mehr. Die Herausforderung auf bewegliche
Ziele zu schiessen ist weitaus reizvoller.
Daneben schiesse ich gelegentlich auch so bösen Großkaliberwaffen wie Ordonanzgewehr und Pistole .45ACP. Der Reiz beim
Ordonanzgewehr liegt darin, dass erstens auf größere Entfernungen (100m) und mit einem mächtigen Rückstoß geschossen wird.
Und das auch noch mit offener Visierung. Während ich beim KK locker 2 x 30 Schuss ohne merkliche Ermüdung abgeben kann,
so ist das beim Ordonanzgewehr ganz etwas anderes. Nach 10 oder 20 Schuss machen sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar.
Und das nicht nur wegen des Rückstoss der gewaltig in der Schulter schmerzt.
Die Pistole schiesse ich auch nur gelegentlich. Die Herausforderung hier liegt ebenfalls im mächtigen Rückstoss. Denn wenn man
Programm schiesst hat man nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Das Ziel nach einem mächtigen Rückstoss neu aufzunehmen
und sauber abzudrücken ist deutlich schwieriger und ermüdender als bei eine Luftpistole.
Wenn ich die Zeit hätte würde ich mich auch gerne im IPSC-Schiessen versuchen. Denn das Schiessen aus der Bewegung macht
auch hier den Reiz aus.

Grüße
Volker





-----Ursprüngliche Mitteilung-----
Von: Patrick Schiffer <info AT patrick-schiffer.de>
An: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
Verschickt: Di, 24 Apr 2012 9:02 pm
Betreff: Re: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

Hallo!

Vielen Dank für die vielen Antworten und die Aufklärung. Insbesondere
die Kriminalstatistiken haben mich echt überrascht. Daß so etwas nicht
in dem Bericht der ARD genannt wird, halte ich für eine journalistische
Katastrophe. Da wundert es nicht, wenn die Debatte immer wieder
angestossen wird, die Leute immer ängstlicher werden und Sportschützen
oder Jäger sich rechtfertigen müssen. Ich gebe offen zu: ich mag Waffen
nicht. Und auch Schützenfeste oder Schiesssport an sich hat nie auch nur
im Entferntesten mein Interesse geweckt. Auch Egoshooter gehören nicht
zu meinen Lieblingsgames. Aber die Ausführungen klingen sachlich und
überzeugen mich.

Die Debatte wird sehr emotional geführt, ja. Aus Gründen. Amerika,
Erfurt, Winnenden und dieser widerliche Breivik. Die Öffentlichkeit ist
ängstlich. Zu Recht. Aber ich bin unter anderem deswegen Mitglied in der
Piratenpartei geworden, weil ich den Dingen sachlich auf den Grund gehen
möchte und weil ich es gut finde, wie hier mit unterschiedlichen
Meinungen umgegangen wird. ich versuche die Dinge ohne Ideologie,
pragmatisch und mit Blick auf Details, Zahlen und Fakten zu sehen. Und
bei Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, halte ich die Fresse. Zudem
darf der Staat niemandem eine Sportart verbieten, solange sie keinem
schadet.

Was die grosskalibrigen Waffen betrifft, kann ich die Logik mit den
grossen Autos natürlich verstehen, aber persönlich nicht unterstützen
bzw. nicht so gut nachvollziehen. Wenn es denn bei der Jagd dafür gut
wäre, einem Tier längere Qualen zu ersparen, okay. Aber zum reinen Spaß
halte ich das Thema dann doch für etwas zu sensibel. Natürlich mag das
ein Sportschütze anders sehen. Und die Zahlen sprechen auch eine klare
Sprache. Innerlich sagt mir aber eine Stimme: je mehr Waffen im Umlauf
sind und je grösser sie sind, desto mehr Schaden können sie anrichten.
Und wenn es nur Einzelfälle sind, einer ist einer zuviel.

Daß ihr hier für Euere Sache kämpft, finde ich gut und helfe gerne, der
Öffentlichkeit die Fakten nahezulegen. Ich werde in zukünftigen
Diskussionen - auch mit meinem Freund in Winnenden - anders urteilen und
genauer argumentieren. Er weiß ja selbst, daß der Amokläufer ein
Einzelfall war. Aber als Vater von Kindern, die auf die Schule gehen,
hat man andere Sorgen als die Interessen von Sportschützen.

Bleibt weiter kritisch und verlangt Gegendarstellungen bei
Falschaussagen in der Presse.

Ach und Axel, danke für die Idee mit dem Mitnehmen zum Sport, aber das
Knallen der Schüsse hat mich schon bei dem Bericht erschaudern lassen.
Ist nix für mich :-)

Schönen Gruss,
Patrick

http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:PatrickSchiffer
https://twitter.com/#!/pschiffer <https://twitter.com/#%21/pschiffer>


Am 24.04.2012 12:11, schrieb Peer Ponocny:
Hallo Patrick,

ich habe den erwähnten Bericht (noch) nicht gesehen. Dass die Fronten
zwischen Waffenbesitzern und Waffengegnern zunehmend verhärten, habe ich zumindest in Foren in letzter Zeit immer wieder mitbekommen. Den Begriff Lobby würde ich hier hinterfragen, das hat meistens eine sehr negative Konnotation. Eine wirklich organisierte Lobbyarbeit habe ich bisher kaum wahrgenommen. Es sind vielmehr die einzelnen Waffenbesitzer (Schützen, Jäger etc.) und einige Verbandsfunktionäre, die sich gegen eine weitere Verschärfung der geltenden Gesetze wehren. Dass sie damit bisher (seit 2002) auf überwiegend taube Ohren stoßen, spricht gerade auch gegen eine (starke) Lobby.

Wenn man im näheren Umkreis selbst eine Straftat mit Waffen erlebt
hat, ist man natürlich kritisch gegenüber Waffenbesitzern und Waffenbesitz eingestellt, ginge mir persönlich vielleicht auch so. In diesem Fall ist es dann vielleicht auch schwierig, rein sachliche Argumente aus der anderen Ecke gelten zu lassen, aber ich versuche es trotzdem:
Alle Zahlen sprechen dafür, dass es schon jetzt einen bewussten und
vorsichtigen Umgang mit Waffen gibt. Anders ließe sich nicht erklären, dass es bei über 3 Millionen Waffenbesitzern und geschätzten 10 Millionen legalen Waffen in Deutschland zu so gut wie keinen Straftaten oder sonstigen Tötungen/Körperschäden kommt.

Dies wird insbesondere deutlich, wenn man diese Zahlen ins Verhältnis
zu anderen gefährlichen Dingen setzt, beispielsweise die Anzahl der Autos in Deutschland und die Zahl der Unfalltoten oder Verletzten.

Auch aus meiner persönlichen Erfahrung (Sportschütze) mit
Vereinskameraden kann ich nur bestätigen, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind. Wer die im Umgang mit Waffen erforderliche Sorgfalt nicht zeigt, ist aus dem Verein schneller draußen, als er überhaupt eine Gelegenheit bekommt, eine Waffe legal zu erwerben. Darauf achten wir schon aus Eigenschutzinteresse. Wer will schon neben jemandem stehen, der eine scharfe Waffe in der Hand hat, aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht sicher damit umgehen kann.


Was die Frage der Großkaliberwaffen angeht:
Da kann man genauso fragen, warum Autofahrer unbedingt so schnelle
und große Autos brauchen. Natürlich kann man auch mit kleinerem Kaliber schießen und mit langsamen und kleinen Autos fahren.

Im Gegensatz zu den Autos, bei denen eine solche Vorschrift
vielleicht tatsächlich zu einer merklichen Verbesserung der Sicherheit in der Öffentlichkeit führen würde, wäre dies aber bei den Waffen nicht der Fall. Einmal weil, wie gesagt, die Statistik schon heute dagegen spricht, dass legale Waffen ein wirkliches Problem darstellen, zum anderen, weil auch kleinkalibrige Waffen töten können.

Ich hoffe meine Ausführungen waren hilfreich.

Gruß

Peer



-------- Original-Nachricht --------
Datum: Tue, 24 Apr 2012 10:28:49 +0200
Von: Patrick Schiffer<info AT patrick-schiffer.de>
An: ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-waffenrecht] ARD-Bericht "Waffen sind mein Leben."

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=10221190

Ich bin kein Schütze. Ein sehr guter Freund von mir war Lehrer an der
Realschule in Winnenden. Er hat das überlebt. Und er hat mich zu
diesem
Thema aufgeweckt. Ich bin auf dieser ML, weil ich die Argumente der
Schützen gerne besser verstehen will. Der Bericht in der ARD
bestätigt
meine Annahme, dass die Fronten verhärtet sind und die Waffenlobby
teilweise sehr verdeckt agiert, was ich nicht für beruhigend halte.

Ich würde mir eine offenere Diskussion in der Öffentlichkeit und
einen
noch vorsichtigeren und bewussteren Umgang mit Waffen und mit den
diesen
betreffenden Gesetzen in Deutschland wünschen. Dazu gehört auch eine
Diskussion über grosskalibrige Waffen und deren Sinn im Sport. Kann
mir
das hier jemand erklären, wozu diese unbedingt benötigt werden?

Vielleicht bringt der Bericht ja den einen oder anderen zum
Nachdenken.
Der Umgang mit Waffen kann meiner Meinung nicht kritisch genug
betrachtet werden. Damit meine ich nicht, daß man das Sportschiessen
verbieten soll.

Petri Heil,
Patrick
--
Ag-waffenrecht mailing list
Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-waffenrecht

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