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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik


Chronologisch Thread 
  • From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
  • To: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik
  • Date: Sun, 01 Mar 2015 12:54:00 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am Sonntag, den 01.03.2015, 00:33 +0100 schrieb Rudolf Müller:
Am 27.02.2015 um 23:52 schrieb Jürgen:

................
ii) *unmittelbarer Geldschöpfungsgewinn*
In der Situation für (i) wird davon ausgegangen, dass jeder
Bilanzverlängerung auch eine Bilanzverkürzung folgt (Kredit-Rückzahlung). 
In diesem Fall ist die Netto-Geldschöpfung Null, da alles einst geschöpfte
Geld (->Brutto-Geldschöpfung) wieder vernichtet ist. Allerdings gibt es
praktisch eine kontinuierliche Ausdehnung der Geldmenge, die nach
*klassischer Inflationstheorie* auch notwendig ist, um das Verhältnis
Warenmenge/Dienstleistungsmenge zu Geld und somit die Preise stabil zu halten. 
Wenn jetzt aber alles Geld geschöpft wird, bedeutet dies auch, dass die
Bilanzverkürzung nur für einen Teil des geschöpften Gelds stattfindet. Somit
ist real die Netto-Geldschöpfung größer Null. Dies ist der *unmittelbare
Geldschöpfungsgewinn*, der tatsächlich zum Nominalwert abzüglich
Herstellungskosten anfällt(da sind dann aber die Verwaltungskosten mit zu
berücksichtigen). Aber eben nur auf einem Bruchteil des insgesamt
geschöpften Gelds.
....................
(Bei den nachfolgenden Betrachtungen gehe ich von einem Kreditgeldsystem aus.)
In meinem Beitrag von heute, 9:20 hatte ich aufgezeigt, dass bei einem Neukredit etwa 6 % des Kreditbetrages als Netto-Geldschöpfung entstehen.
http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=250.msg1727#msg1727
Der betrachtete Zeitraum dabei ist wichtig.
Ein Neukredit über 10.000 € erzeugt im Schnitt somit nur eine Netto-Geldschöpfung von 600 €. Nach den oben genannten Aussagen sind von diesem Betrag noch die Verwaltungskosten abzuziehen, um den Geldschöpfungsgewinn zu errechnen.
Eine solche Herangehens- oder Betrachtungsweise muss scheitern. Die Aussage, dass insgesamt 6% mehr Geld geschaffen als getilgt wurde, benennt keinerlei Ursache, warum das so ist. Es gab also im betrachteten Zeitraum eine höhere Kreditnachfrage als im selben Zeitraum getilgt wurde. Schön. Was hat das mit irgendwelchem Gewinn zu tun?

Nicht verstehen kann ich, wie dies logisch oder buchungstechnisch  ablaufen soll.
dito
10.000 € werden doch bei der Kreditvergabe sowohl als neuer Kreditbetrag auf der Aktivseite (Forderung an Kunden) wie auch als Sichtguthaben auf der Passivseite (Verbindlichkeiten gegenüber Kunden) gebucht. An diesem Vorgang ist kein Erfolgskonto beteiligt.
http://wiki.piratenpartei.de/Datei:Abschluss_Erfolgskonten.png
Entstehende Verwaltungskosten werden auf den Aufwandskonten und die Zinsen des Kreditnehmers auf den Ertragskonten gebucht. Nur die Differenz dieser beiden Konten geht als Gewinn in das Eigenkapital der Bank über. Bilanztechnisch kann ich keinen "unmittelbaren Geldschöpfungsgewinn" erkennen. Forderungen und Verbindlichkeiten der Bank haben zugenommen. Da Verbindlichkeiten der Bank in unserer Wirtschaft als Zahlungsmittel gelten, hat auch die Menge der Zahlungsmittel zugenommen.  Hieraus kann man mE jedoch keinen Geldschöpfungsgewinn konstruieren.
Zustimmung. Nur weil ein Unternehmen in seiner Preiskalkulation zusätzlich zu Herstell- und Verwaltungskostenanteil eine Marge "Gewinn" on top ansetzt (sich wünscht?), bedeutet nicht automatisch, dass sie diesen auch einfährt. Den müssen die Kunden schon bereit sein zu zahlen bzw. muss es ihnen überhaupt ermöglicht werden. Hier treffen wir erneut auf die "fehlender Zins"-Problematik. Behält ein Unternehmen (Anteilseigner) Gewinne ein, entsteht eine Lücke im System...  

Auch aus dem Beispiel der Wicksellschen idealbank geht hervor, dass aus einem Kredit nur eine neue Gläubiger/Schuldner-Beziehung hervorgeht. Die in der Kreditvereinbarung festgelegte Verrechnungseinheit ist im allgemeinen Verständnis noch kein "Geld". Erst wenn eine Bank mit in die Gläubiger/Schuldner-Beziehung eingeschleust wird, nennt man die Schuld der Bank "Buchgeld".

Beste Grüße
Rudi




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