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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik
- Date: Sun, 01 Mar 2015 13:24:55 +0000
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Vielleicht wird so auch verständlich, dass Deutschland in Bezug auf Griechenland in der Verantwortung steht, es überhaupt möglich zu machen, dass die Griechen ihre Kredite inkl. Zinsen wieder rückzahlen können. Das Geld ist nun einmal über die Grenze und hier gelandet. Dafür kann der einzelne Grieche nichts und auch das einzelne deutsche Unternehmen erstmal nur wenig. Über Target2 werden nur Zahlungsflüsse dokumentiert.
Es ist Aufgabe verantwortlicher Wirtschaftspolitik, _dauerhafte_ Ungleichgewichte zu unterbinden. Niemand verlangt (wäre auch verdammt unrealistisch) dass Ungleichgewichte gar nicht erst entstehen dürften. Dann wäre jegliche Dynamik verloren, ein System im Stillstand / tot?. Aber ein mittel und langfristiger Ausgleich ist aber notwendig! Er kommt so oder so, über Abwertung oder Abschreibung, gewaltsam oder friedlich (wenn Einsicht beim Gläubiger besteht). Ein Blick in die Geschichte zeigt dies überdeutlich.
Exakt das war ja Kerngedanke von Keynes' bancor plan, exzellent beschrieben von Amato und Fantacci hier, S. 233-236 (Paginierung im pdf) bzw. 247-250 (Paginierung im Adobe Reader).
Ich frage mich: wäre eine Umfunktionierung der EBZ in eine Clearing Union wie von Keynes projektiert nicht definitiv eine Lösung für die Eurozone? Jan Kregel schreibt,
"Indeed, there is already a historical precedent for the operation of a regional clearing union in the European Payments Union, which played an integral part in the restoration of intra- European trade and payments to complement the Marshall Plan"" (hier, S.8 http://www.levyinstitute.org/pubs/pn_15_1.pdf)
Basierte nicht auch der Plan von Wilhelm Hankel auf dieser Idee - AMT hatte das in der Diskussion nach dem mumble zu Stützels Saldenmechanik so angesprochen?
Interessant ist, daß eine Clearing Union eben nicht wie eine private Geschäftsbank profitorientiert arbeitet, sondern dem Ziel eines Gleichschritts von Käufen und Verkäufen zwischen Nationen dient (also für die einzelnen Nationen außenwirtschaftliches Gleichgewicht als Ziel funktional machen sollte.). Ziel der Clearing Union war, dauerhafte Ungleichgewichte zu vermeiden (weil die Erfahrung der ersten Hälfte des 20. Jhdts gezeigt hatte, daß dauerhafte Ungleichgewichte zu massiven Spannungen führen können). Dafür wurde Defizitländern ein Zins berechnet, der aber den Überschussländern nicht gutgeschrieben wurde! Sondern das Guthaben der Überschussländer wurde, um diese zu motivieren, es durch Einkauf bei den Defizitländern abzubauen, quasi mit einer Schwundgebühr belegt (!! -->vielleicht zurückgehend auf Keynes' Inspiration durch S. Gesell) und verfiel nach einem gewissen Zeitraum ganz!
Das ist im Grunde eine geniale Lösung.
Private Banken haben dagegen gerade ein Interesse an solchen Ungleichgewichten, da sie ja nur an diesen verdienen ... scheint mir, daß hier wirklich eines DER Kernprobleme liegt - für das eine kaum bekannte geniale Lösung existiert, deren Umsetzung aber offensichtlich bisher an Konkurrenzparadoxa gescheitert ist (1944 haben die USA in Bretton Woods die Verwirklichung dieser Lösung in letzter Minute auf nebulöse Weise verhindert, wie Amato/Fantacci im oben verlinkten Aufsatz hervorragend zeigen).
Wiederum also treffen wir auf das Problem der MACHT ... der USA als des weltweit größten Schuldners, und der privaten Banken; und in Europa von Deutschland, dem mächtigsten Gläubigerland.
Sollte es nicht möglich sein, eine internationale Koalition für eine Clearing-Lösung zu gewinnen, wie von Kregel, Amato/Fantacci und anderen vorgeschlagen? (Amato/Fantacci bereiten gerade ein joint Statement verschiedener Ökonomen vor, das diese Idee einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen soll).
Die größten Gegner wären vermutlich die USA und Deutschland ... wie könnte man diese in einen solchen Plan so einbinden, daß sie bereit wären, mitzumachen?!??
Was meint ihr dazu?!?
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Rudolf Müller, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Stephan Schwarz, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Rudolf Müller, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Christoph Mayer, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Stephan Schwarz, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Rudolf Müller, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Axel Grimm, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Christoph Mayer, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Arne Pfeilsticker, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Axel Grimm, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Arne Pfeilsticker, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Axel Grimm, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Rudolf Müller, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Rudolf Müller, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Stephan Schwarz, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Nachtrag zu Mittwoch 25.2 - Vollgeldkritik, Marco Schmidt, 01.03.2015
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