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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
  • Date: Sun, 22 Feb 2015 14:32:04 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 22.02.2015 um 09:36 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:

Am 22.02.2015 um 01:17 schrieb "Arne Pfeilsticker" <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>:

Am 21.02.2015 um 17:48 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:

Ergebnis: um Ziel-Infla-Rate zu erreichen, wird extrem lockere Geldpolitik der ZB nötig;

-_- ich dachte auch dieser Mythos wäre überwunden. Inflation hat wenig bis nichts mit der Geldmenge zu tun, insbesondere wenn aus sehr viel Geld, extrem viel Geld wird. Welchen Effekt sollte das noch haben? Die Finanzmärkte werden aufgepumpt, und weiter?

Hätte die Geldmenge nichts mit Inflation zu tun, dann könnte und sollte jeder seine eigene Gelddruckmaschine haben und so viel Geld drucken dürfen, wie er möchte. Nach deinem Verständnis besteht ja keine Gefahr für die Inflation.

Patrik, glaubst du wirklich, dass das funktionieren könnte?

Ja, aber dazu muss man das Konzept "Geld" anders auffassen.

Für mich dient das Geldsystem in erster Linie dazu, die Produktionspläne mit dem Bedarf dezentral abzustimmen.

Hallo Patrik,
an diesem Punkt solltest du konkreter werden. Heißt dein „abstimmen“ im Klartext Geldmengenbegrenzung mit anderen Mitteln und unter einer anderen Bezeichnung?

Wenn die Geldmenge keine Rolle spielt, warum und was willst du dann abstimmen? Jeder kann doch soviel Geld heraushauen wie er möchte, ohne dass - nach deiner Ansicht - die Inflation berührt wird.

Wenn die Investition in Sand gesetzt wird, was soll’s? - Drucken wir halt neues Geld und versuchen eine andere Investition.

Warum sollte irgendwer überhaupt investieren? Nur um sich mit dem Finanzamt herum zu ärgern? Ups - ich habe ja übersehen, dass in deinem System gar kein Finanzamt mehr gibt, weil jede Gebietskörperschaft ja auch seine eigene Gelddruckmaschine hat.

Warum und in was sollte irgendwer investieren, wenn er bereits die ultimative Investition getätigt hat? Die eigene Gelddruckmaschine ist bereits die ultimative Investition mit einer Rendite, von der selbst der Drogenhandel nur träumt: Die Rendite beträgt über 99%.

Ich denke wir sind uns einig, dass die Quantitätsgleichung nichts mit der Realität zu tun hat. - Aber daraus zu schließen, dass die Geldmenge in keinem Zusammenhang mit der Inflation steht, halte ich für genauso realitätsfremd.

Solange der Tauschwert von Dingen direkt oder indirekt mit dem Angebot und der Nachfrage dieser Dinge verbunden sind, so lange kann Geld nur einen Wert haben, wenn es auf irgend eine Weise in der Menge beschränkt wird.

Wie diese Mengenbegrenzung stattfinden soll, ist m.E. ein diskussionswürdiger Punkt. Und die Frage, ob der derzeitige Mechanismus zufriedenstellend ist, würde ich ganz klar mit nein beantworten.

Was die Abstimmung der Produktionspläne anbelangt, so scheint mir die derzeitige Abstimmung über den Gewinn und Verlust sehr effektiv zu sein. Allerdings sollten m.E. die externen Kosten mit in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließen. 


Da gibt es vielleicht intelligentere Systema als das aktuelle. Wir verwenden hierzu in einer hochindustriellen global vernetzten Industrie ein System aus der Bronzezeit - hamwa schon immer so gemacht, könnte ja jeder kommen!

Dieses System hat ganz klare Limitierungen und Nachteile, aber wir haben uns ja selbst geistige Schranken auferlegt, um über anderes nicht nachdenken zu müssen. Du hattest damals mal davon gesprochen, dass der Staat eine "Geldinfrastruktur" zur Verfügung stellen muss, die für alle Bürger ebenso offen sein müsse, wie beispielsweise der ÖPNV. Den Gedanken fand ich interessant, denn er geht in die Richtung, in die ich gerne denken würde.

Brauchen wir in einer vernetzten (postindustriellen) Gesellschaft tatsächlich noch "Geld" immherkömmlichen Sinne, oder gibt es für das Allokationsproblem nicht viel zielführenderen Ansätze. Das erfordert allerdings ein radikales Umdenken, das uns nicht gelungen ist. Stattdessen frickeln wir am Bestehenden rum. Nunja...

Mit "Klarmachen zum Ändern!" ist meiner Ansicht nach etwas anderes gemeint.

Aber ich will den Fortschritt der Diskussion nicht durch "Utopien" behindern.

Selbstverständlich hat die Geldmenge auch etwas mit Inflation zu tun, aber die Geldmenge ist einer unter mehreren Faktoren, die die Inflation beeinflussen. Die unterschiedlichen Faktoren sind z.T. verstärkend, abschwächend oder blockieren sich u.U. gegenseitig.

Offensichtlich geht der Einfluss der Geldmenge im statistischen Rauschen unter.

Weniger am Rauschen, als an der gesamten Konstruktion des Begriffs Inflation. Was du verlangst ist ungefähr so, dass man am Tidenhub in Hamburg erkennen können müsste, wenn jemand in die Nordsee pinkelt.

Messbar ist er in den letzten 20 Jahren jedenfalls nicht gewesen.

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex ist von 1995 = 86,9 auf 114,8 im Januar 2015 gestiegen.

Welchen Anteil an diesem Gesamtergebnis die Geldmenge hat, kann man wahrscheinlich gar nicht ermitteln, weil es ein „ceteris paribus“ in der Realität nicht gibt. https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/Verbraucherpreisindizes/Tabellen_/HarmonisierterVerbraucherpreisindex.html 

Selbst in so extremen Situationen wie in der Zeit zwischen Januar 1923 und Oktober 1923 in der der Lebenshaltungskostenindex von 112.000 auf 365.700.000.000 gestiegen ist, ist die Isolation des reinen Geldmengeneinflusses schwierig. Selbst wenn es gelingen sollte, ist eher zu vermuten, dass die gewonnene Funktion auf das heutige Wirtschaft nicht mehr anwendbar ist.

Link Preisindex für Lebenshaltung seit 1881: http://privatschule-eberhard.de/index.php/wissenswertes/8-preissteigerungsraten 

In einem System, in dem sich nicht nur die exogenen Variablen ändern, sondern auch die Funktionen und darüber hinaus viele endogene Variablen durch viele andere Variablen bestimmt werden, kann man nur sehr begrenzt den genauen quantitativen Zusammenhang einzelner Variablen ermitteln.

Von diesen konkreten statistischen Schwierigkeiten zu schließen, dass es z.B. keinen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation gibt, halte ich - wie oben begründet - für falsch.

Gruß
Arne





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