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Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
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- From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
- Date: Tue, 24 Feb 2015 11:04:41 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Arne,
ich kann leider nur kurz, will aber trotzdem ein paar wesentliche Punkte bringen:
1) Preise "entstehen" nicht irgendwie "kausal", sondern Anbieter legen Preise aufgrund ihrer (Angebots-)Dispositionen und (Nachfrage-)Erwartungen fest. Die Quantitätstheorie ist schon von da her komplett irreführend, da sie die handelnden Wirtschaftssubjekte ausblendet. Ein zwar typischer, aber fataler Methodenfehler.
2) "Geld" fragt nichts nach. Kunden (handelnde Subjekte) fragen etwas nach. Haben diese Geld, haben sie immer auch die Option, es zu halten anstatt damit etwas "nachzufragen".
Jede Theorie, die die handelnden Subjekte und ihre Kalküle eliminiert, taugt nichts (Quantitätstheorie eingeschlossen).
3) Recht gebe ich Dir insofern, als daß auch aus meiner Sicht ein "Geld", das beliebig vermehrbar ist, nicht mehr als Wertaufbewahrungs- oder Zahlungsmittel taugt, sondern nur als luftiges Spekulationsobjekt, dessen "Marktpreis" (Wechselkurs bzw. relative Kaufkraft) sich nach dem Hype oder Anti-Hype richtet, mit dem es gehandelt wird.
4) Vollgeldler und Monetaristen berufen sich oft auf die Quantitätstheorie. Warum, wenn diese doch längst überwunden war (ich sende dir gerne die entsprechenden paar Seiten aus dem VWL-Lehrbuch von 1952 von Erich Schneider zu)? Die Antwort ist, weil man diese (krottenfalsche) Theorie ideologisch benutzen konnte, um die "unabhängige Zentralbank" durchzusetzen, d.h. die Geldpolitik von der Fiskalpolitik zu entkoppeln (und letzterer bedingungslose Konsolidierung vorzuschreiben).
5) Insofern sehe ich im Vollgeldkonzept und der Idee einer "Monetative" eben eine Art Supermonetarismus - einen Reformvorschlag, der noch mit beiden Ohren in der "alten" (monetaristischen) Ideologie verhaftet ist. Darauf werden wir ja am Mittwoch wahrscheinlich zurückkommen.
6) Stattdessen besteht die offensichtliche Lösung darin, "to manage credit with credit": Zentralbank und Staat als privilegierte Kreditgeber/Nehmer agieren antizyklisch (und regulatorisch) im Interesse des Gesamtsystems, das einzelne Wirtschaftende aus prinzipiellen Gründen als Wirtschaftssubjekte eben nicht verfolgen können - als POLITISCHE Subjekte aber sehr wohl (dafür müssen sie allerdings den Widerspruch zwischen beiden Ebenen verstanden haben - dafür brauchen wir makroökonomische und saldenmechanische Alphabetisierung, d.h. die Paradoxa müssen rein in die Schulbücher).
7) Die Tatsache, daß wir hier über Dinge wie Vollgeld oder schuldfreies Geld diskutieren, zeigt m.E., daß wir uns nach wie vor im Reich wirklichkeitsfremder Utopien bewegen und praktisch nicht handlungsfähig sind. Die Wirklichkeit hat uns mit Varoufakis längst überholt, und es wird Zeit, daß wir zu Potte kommen.
Arne Pfeilsticker schrieb:
Am 23.02.2015 um 12:51 schrieb moneymind <moneymind[at]gmx.de>:Hi Wolfgang,
Hi Arne,
Du bleibst zur Quantitätstheorie sehr wischi-waschi: einerseits sagst Du, sie hat mit der Realität wenig zu tun,
ich sage nicht nur, dass die Quantitätstheorie wenig mit der Realität zu tun hat, ich sage, dass diese These falsch ist, was man anhand konkreter Daten nachweisen kann.
andererseits sagst Du, "irgendwie" ließe sich der "Zusammenhang" ja nicht leugnen.So formuliere ich es nicht. Was ich sage ist, dass der Preis eine Funktion vieler Faktoren ist. Ein Faktor muss die Geldmenge sein, denn wäre sie es nicht, dann könnte man getrost jedem seine eigene Gelddruckmaschine gönnen.
Ich möchte jetzt hier nicht die ganze Diskussion wiederholen, aber ich schließe aus mikro- und makroökonomischen Überlegungen, dass es ein funktionaler Zusammenhang geben muss, aber die genaue Funktion ist nur in Teilen bekannt. Was man aus diesen Überlegungen auch schließen kann, ist das der behauptete Zusammenhang der Quantitätstheorie falsch ist.
Solche Teilerkenntnisse sind m.E. besser, als eine vermeintliche Totalerkenntnis, die mit der Realität nichts zu tun hat.
Beispiel:
Eine „Quantitätstheorie“ des Rauchens würde dir anhand der gerauchten Zigaretten deinen Todestag berechnen.
Meine Antwort darauf wäre: Diese Quantitätstheorie des Rauchen ist falsch. Genauso wie bei der Quantitätstheorie des Geldes sind mehr oder weniger alle Prognosen falsch.
Was ich sage ist: Rauchen schadet der Gesundheit und die Gesundheit ist ein Faktor unter vielen Faktoren, die Einfluss auf die Länge des Lebens haben. Was ich weiterhin sage ist, dass selbst wenn man alle Faktoren des Lebens hat, könnte man dennoch nicht für ein einzelnes Individuum den genauen Todestag voraussagen, weil die funktionalen Zusammenhänge nicht deterministischer, sondern stochastischer Natur sind.
Gruß
Arne
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Arne Pfeilsticker, 22.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 22.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Arne Pfeilsticker, 22.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 22.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Arne Pfeilsticker, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 23.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 24.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 24.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 24.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Christoph Mayer, 24.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, David Finsterwalder, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Arne Pfeilsticker, 23.02.2015
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- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 23.02.2015
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