Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat


Chronologisch Thread 
  • From: David Finsterwalder <d.finsterwalder AT gmail.com>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
  • Date: Mon, 23 Feb 2015 04:14:11 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hey Arne,

 
Hi David,
solange die Banken durch eigene Geldschöpfung die Geldmenge im Wesentlichen bestimmen ist m.E. das Problem nicht wirklich gelöst. Die Finanzkrise hat z.B. gezeigt, dass Konstruktionen möglich sind, in denen Kreditnehmern Kredite gegeben werden, von denen die Kreditgeber wussten, dass die Kreditnehmer sie nicht bedienen können. Warum haben sie es dennoch gemacht? Weil nur so eine exzessive Ausweitung der Geldmenge möglich war und ein Schneeballsystem aufgebaut werden konnte.

Ja, aber davor kam es zu massive Deregulierungen im Verbriefungssektor (obwohl es eh schon zuwenig Deregulierung gab). Derartige Deregulierungen sind kein Problem des Systems selbst, sondern der korrupten (oder leichgläubigen -> efficient market) Politik. In Deutschland vor allem die Rolle von "Jörg Asmussen" bei der Deregulierung beachten. Als die sich dann verzockt haben, hat man die Banken gerettet anstatt sie Pleite gehen zu lassen. Asmussen hat man dann sogar als Feuerwehrmann eingesetzt.

Kreditgeld funktioniert in einer Demokratie, aber nicht in einer Kleptokratie. Kleptokratien haben aber unabhängig vom Geldsystem ein Problem! 


Die Bereitschaft zwingt den Unternhemer dazu sehr vernünftig mit Krediten umzugehen.

Der vernünftige Umgang mit Krediten ist das Ziel. Aber wenn Unternehmen echte Risiken eingehen, dann tun sie das u.U. nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Interesse der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung. Für solche Investitionen hielt ich es für durchaus vertretbar, dass eine Investition auch in den Sand gesetzt werden kann, ohne dass der Unternehmer dadurch seine wirtschaftliche Existenz verliert. 


Absolut. Für sowas gibt es "Risk Capital". Auch das funktioniert bei IT-Startups sehr gut (in anderen Sektoren kenne ich mit mit "Risk Capital" nicht aus). Gläubiger in diesem Bereich schreiben ab, wenn das Startup abraucht - fertig. Solange kein Betrug stattfindet geht das auch. Meist laufen solche "Risk Capital" Geschichten auf sehr Nahen Vertrauensverhältnissen ab. Die Gläubiger sind da meist selbst ehemalige Gründer und beraten die Start-ups noch gleich mit und greifen auch ein, wenn etwas aus dem Ruder läuft. Boom-Bust ist da kein wirkliches Problem. Passiert dauernd und geht weiter und weiter.



Regulierungen sind m.E. kein guter Weg, weil sie die Interessen der Beteiligten gegen den Strich bürstet. Was wir m.E. brauchen sind Rahmenbedingungen, die das gewünschte Verhalten auf natürliche Weise bewirken. 

Der Unterschied ist teilweise fliesend. Durch folgendes Beispiel soll er verdeutlicht werden. Wenn die Stadtverwaltung nicht möchte, dass Autos auf einem Gehweg parken, dann kann sie ein Verbotsschild aufstellen (= Regulierung) oder durch bauliche Veränderungen, das Parken auf dem Gehweg unmöglich machen (= Rahmenbedingungen ändern).

Lass es mich etwas überspitzt formulieren: Investmentbanker sind die Besten der Besten im "Andere übers Ohr hauen" und "hinters Licht führen". Das ist der Schlag Menschen, den man dadurch abhält psychopathische Mörder zu werden indem man sie in Anzüge steckt und in der Wallstreet handeln lässt. Bei denen hilft weder das eine noch das andere. Du brauchst Regulierungen und Rahmenbedingungen. Darüber hinaus noch ein Ordnungsamt, dass die Investmentbanker davon abhält auch noch auf den Dächern zu parken.
 
Ich bin ein Freund von Laissez-Faire, aber eben auch Realist. ;-)



Im politischen und wirtschaftlichen Bereich scheint mir die Koppelung von Freiheit und Verantwortung und die Internalisierung externer Kosten ein geeignetes Mittel zu sein. Beispiel: Die Kosten und Folgekosten des Alkoholmissbrauchs werden direkt auf die Produzenten von Alkohol im Verhältnis der Auswirkungen umgelegt. 

Aber bitte auch einen großen Teil auf alle Konsumenten umlegen. Ich würde mir eigentlich eher einen Trend zu mehr Eigenverantwortung als für weniger wünschen. Alkoholismus entsteht nicht von heute auf morgen und der Umgang ist zu leichtfertig.


und mit einer Politik die ihre "Kumpels" raushaut. Weniger eine Frage des Kreditgeldsystems als mehr die Unterminierung dessens durch Korruption. Satte Bankenregulierung und eine funktionierende Umverteilungspolitik durch Steuern könnten schon reichen, dass das alles prima funktioniert. Wichtigste Kennzahl der Wirtschaft sollte dann der Gini-Koeffizient sein.  

Ich halte Kreditgeld (mittlerweile) für einen sehr guten Steuermechanismus.  

Kreditgeld als Vollgeld ja, aber nicht das Kreditgeld des Geschäftsbankensektors. 

Buchgeld ist kein Problem. Das entsteht ja auch außerhalb der Banken. Wenn ein Handwerker bei dir was repariert und die Rechnung schickt entsteht Buchgeld, wenn du zahlst wird es vernichtet. Wenn du was auf Rechnung kaufst ebenso. Jedesmal wenn Termine der Lieferung auseinanderfallen ensteht und vergeht Kreditgeld. Immer und überall. Funktioniert solange auch alle immer schön dafür haften.....

Und wenn jemand zocken will und dafür Geld leiht und verliert, dann muss er und der Gläubiger eben dafür gerade stehen. Und um größere Schäden für diese Menschen und andere abzuwenden muss man eben teilweise regulieren. Beim staatlichen Lotto und anderem Gewinnspielen geht das ja auch. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Im Gegensatz zu zugekoksten Investmentbankern hat der alkoholkranke Spielautomatensüchtige keine Lobby....

Imo haben wir keine Eurokrise, keine Schuldenkrise, keine Guthabenkrise, .... wir haben eine politische Krise.


Grüße
David



Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang