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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat
- Date: Sat, 21 Feb 2015 09:08:25 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 21.02.2015 um 00:13 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:
>> moneymind schrieb:
>>> P.S. Zur speziellen Frage, warum "the state's money tends to be the BEST
>>> money", argumentiert Mehrling ebenfalls sehr interessant (und m.E.
>>> komplementär zur MMT):
>>> http://economics.barnard.edu/sites/default/files/inline/the_state_as_financial_intermediary.pdf
>> "Monetary systems are always structured hierarchically."
>> Steile These! Ich würde eher sagen "Monetary system HAVE always BEEN
>> hierarchically."
>> Ein "piratiges" Gegenkonzept wäre ein "Netzwerk-Geldsystem" - mit allen
>> Vorteilen, die (offene) Netze gegenüber hierarchischen Strukturen so eben
>> so haben.
>
> Kann man so vertreten, klar - und Mehrling hat in diesem Text das
> Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik leider nicht auf dem Schirm.
>
> Aber die hierarchische Struktur ERMÖGLICHT doch gerade erst Geldpolitik -
> und eben nicht nur extrem expansive, die die Hierarchie total abflachen und
> "unten" breit werden läßt, sondern eben auch RESTRIKTIVE, die die
> Hierarchie wieder strafft. Nur wird die nur bei entsprechender Koordination
> der Fiskalpolitik möglich.
Ob Geldpolitik im eigentlichen Sinne in einem Kreditgeldsystem wirklich
möglich (außer in einem ganz beschränken Rahmen, Stichwort: kurzfristiger
Interbankenzin - Wow!) ist eine Diskussion, die noch zu führen ist. Ich komme
zu dem Schluss, dass dies nicht so ist, weil die ZB DE FACTO „den Märkten“
folgen MUSS, wenn sie keine Systemkrise heraufbeschwören will. Wenn des
Vertrauen verschwindet, dass Refinanzierung jederzeit möglich ist (der
Zinssatz ist dabei komplett irrelevant; ob ich auf 1% oder 2% meiner
Sichteinlagen, die selber auch nur weniger als 50% der Bilanzsumme ausmachen
0,5% oder 3% zahlen muss, juckt niemanden, wieder ein „Mythos“), dann gibt es
augenblicklich einen Credit brunch, der Interbankenmarkt bricht zusammen,
weil jedes „Fürstentum“ im Geldadel jetzt seine Schäfchen ins Trockene
bringen will - finanzielles Armageddon.
Dem kann meiner Ansicht in einem ersten Schritt nur durch Dirigismus begegnet
werden, sprich Kreditlenkung. Die „unsichtbare Hand“ oder die „Masters of the
Universe“ sind da völlig überfordert.
> Wenn Du die Hierarchie aufgibst, für die es doch eine ganze REIHE guter
> Gründe gibt (hatte ich anderswo mal aufgelistet), dann gibst Du ja gerade
> auch diese Möglichkeit auf (Kind mit dem Bad ausgeschüttet in meinen Augen).
Vielleicht ist es in einem nicht-hierarchischen System gar nicht mehr
notwenig, Geldpolitik betreiben zu müssen, weil die aktuellen Zusammenhänge
schlicht nicht mehr gelten; das schöne an systematischen Lösungen ist ja, das
man sich mit Symptomen nicht mehr zu beschäftigen braucht - aber wir
schweifen ab, sind eh alles „Utopien“.
> Wir brauchen eine neue SPIELANORDNUNG, mit regulierten Finanzmärkten, einer
> Zentralbank, die mit der Fiskalpolitik systematisch KOOPERIERT und anhand
> von gemeinsamen Zielkriterien arbeitet.
In der aktuellen Spielanordnung, unterschreibe ich den letzten Halbsatz
vollkommen, das ist quasi die Essenz der MMT. Die ZB erschafft Geld, wenn
Bedarf herrscht (unabhängig von irgendwelchen hirnrissigen Vorgaben) und die
Fiskalpolitik vernichtet es wieder. So einfach könnte die Welt sein.
Siehe:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaModernMonetaryTheory#Eine_kleine_Geldgeschichte
> Das heißt, AUFGABE der bescheuerten, an BIP-%en orientierten
> Staatsschuldenbegrenzung (ist NUR Ideologie im Bankeninteresse!),
+1
> stattdessen wieder Orientierung von Geld- UND Fiskalpolitik (ZB UND
> Finanzminister) am magischen Viereck,
0
Höchsten als Heuristik, wesentlich ist die aktuelle Bedarfssituation der
Bevölkerung. Diese zu verbessern ist Aufgabe des Staates und nicht
irgendwelchen „Spielanordnungen“ zu folgen - Regelhafte Politik halte ich für
sinnlos, dann kann ich die Aufgabe auch einem Computer geben.
> und Bezug der Staatsschulden auf die sinnvolle (triviale) Bezugsgröße,
> nämlich die Finanzvermögen der Privaten (bei ausgeglichenem Saldo ggü. dem
> Ausland).
-1
Sich an irgendwelchen Finanzkennzahlen zu orientieren, halte ich für komplett
verfehlt; das einzige, was am Ende zählt, sind reale Größen.
Siehe:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaModernMonetaryTheory#Modern_Monetary_Theory
> Dafür braucht es überhaupt keine "institutionellen" Veränderungen wie "ZB
> abschaffen" oder "Vollgeld", sondern a) eine Änderung in den KÖPFEN
> (Wi-THEORIE statt Ideologie) und b) strikte Regulation der Finanzmärkte (ok
> das IST institutionell, weil gesetzlich), auch über ein internationales
> Währungssystem, das Währungsspekulation systematisch unterbindet.
Dein Vertrauen bzgl. der „Köpfe“ in Ehren, aber wir sind, wo wir sind, weil
sich der „Inhalt der Köpfe“ immer wieder ändert. Wer das als Fundament nehmen
will, hat meiner Ansicht auf Sand gebaut. Ich glaube eher, dass man ein
System von vornherein so aufbauen muss, das es ganz ohne andere
Voraussetzungen funktioniert wie es soll (Stichwort: Elchtest).
> Alles enthalten in Schulmeisters New Deal übrigens.
> https://de.scribd.com/doc/218788496/Stephan-Schulmeister-Ein-New-Deal-fur-Europa
>
> Dabei geht es nicht darum, "die 50er/60er Jahre wiederherzustellen",
> sondern darum, die Bankenherrschaft ("Finanzkapitalistische
> Spielanordnung") zu beenden und wieder durch eine REALKAPITALISTISCHE
> Spielanordnung und einen REALWIRTSCHAFTLICHEN Aufschwung zu ersetzen.
Gute Idee. Ich wage nur zu bezweifeln, dass in einer entwickelten
Volkswirtschaft
a) „Aufschwung“ in herkömmlichen Sinne möglich ist, selbst wenn die
ökonomischen Voraussetzungen gegeben wären (Wenn man 20 Jahre Diskussion
braucht, um ein paar Stromtrassen zu ziehen, einen Regionalbahnhof umzubauen
oder eine Strecke für einen Hochgeschwindigkeitszug zu bauen, dann ist das
zumindest nicht förderlich)
b) die Bevölkerung das im Kern überhaupt will, sonst gäbe es die ganzen
Diskussionen nicht.
„Aufschwung“ setzt mehr wirtschaftliche Aktivität voraus, dieses macht
Investitionen nötig, und diese bedeuten Veränderung (außer
Ersatzinvestitionen, aber darüber reden wir nicht, es geht hier um
Nettoinvestitionen). In einem „satten“ Land, werden Veränderungen zunehmend
schwieriger. Ich will das gar nicht bewerten, ich sage nur, dass das eine
Randbedingung ist, die man berücksichtigen muss.
Ich denke, Keynes hatte recht, als er ein „goldenes Zeitalter“ voraussah,
dass sich im wesentlichen dadurch auszeichnet, dass es keine bedeutenden
privaten Investitionen mehr gibt, und dieser Nachfrageausfall zunehmend vom
Staat kompensiert wird. Wenn ich mir Deutschland so anschaue, beschreibt das
die aktuelle Situation ganz gut.
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Christoph Mayer, 24.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, David Finsterwalder, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Arne Pfeilsticker, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, David Finsterwalder, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 23.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 21.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 20.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, moneymind, 21.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit, Nichtbanken/Geschäftsbanken/Zentralbank/Staat, Patrik Pekrul, 21.02.2015
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