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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Frage zum Vortrag von Tommy: Eine Bank verliert nichts, wenn ein Kredit ausfällt?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Frage zum Vortrag von Tommy: Eine Bank verliert nichts, wenn ein Kredit ausfällt?


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Stephan Schwarz <stephan.schwarz AT piratenpartei-bayern.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Frage zum Vortrag von Tommy: Eine Bank verliert nichts, wenn ein Kredit ausfällt?
  • Date: Sat, 7 Apr 2012 22:14:19 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

On Sat, Apr 7, 2012 at 8:56 PM, Stephan Schwarz
<stephan.schwarz AT piratenpartei-bayern.de> wrote:
> Dr. Johannes C. Kerner schrieb:
>>>
>>> Das ganze Setting ist natürlich etwas künstlich, weil in Wirklichkeit
>>>
>>> nie alle Kredite zur gleichen Zeit zurückgezahlt werden.
>>
>>
>> Und das ist ja auch nicht möglich - nie, da es eben nie null wird. Und,
>> wie du anmerkst, geht das nur bei neuer Kreditaufnahme bzw. bei
>> ausreichnder Kreditanzahl durch optimale Umverteilung. Weswegen mir der
>> "fehlende Zins" so wichtig ist, ist, dass die Verteilungsprobleme per se
>> schon schlimm genug sind; kombiniert man diese dann auch noch mit
>> restiktiver Kreditvergabe in einer Rezession, verstärkt das ex ante Fehlen
>> des Zinses eine größere Menge an Zahlungsausfällen auf der einen und eine
>> Geldakkumulation auf der Seite der Solventen. Wird dieses Geld nicht
>> radikal umverteilt, werden die Reichen immer reicher und die Schuldner
>> ihre Schulden nie los (können sie ja nicht).
>
> Da hat er doch Recht.

Nein. Der Zins *fehlt* ja nicht. Wenn du genau hinsiehst nimmt er den
fehlenden Zins immer noch als Argument.

Der Zins hat lediglich zur Folge, dass der Kreditnehmer am Ende mehr
zurückzahlen muss. Das heißt, du kannst den Zins von mir aus
kritisieren, aber nicht deshalb, weil er *fehlt*. Das ist als Argument
einfach nicht zulässig. Ich verstehe nicht, was daran so schwer zu
verstehen ist.

Also was bleibt von eurer Kritik an Zinsen übrig? Und insbesondere:
was bleibt an *realistischer* Kritik?

Klar, ich fände es auch toll, wenn ich für den Häuslebau einen Kredit
ohne Zinsen oder gar mit negativen Zinsen bekommen würde. Aber diese
Art von Anspruchsdenken liegt mir fern, weil ich mich eben auch in die
Rolle des *Kreditgebers* versetzen kann. Empathie und so. Das scheint
einigen hier nicht zu gelingen.

Ja, der Zins ist eine Umverteilung. Aber diese Umverteilung fängt
schon beim Eigentum an. Sobald ich eine Fabrik oder ein Stück Land
mein eigen nenne, kann ich das als Hebel für Umverteilung in meine
Richtung nutzen.

Zinsen auf Geld sind lediglich eine Flexibilisierung davon, mit der
eine Risikotransformation einhergeht: die Renditen auf Sachvermögen
sind in der Regel deutlich höher als die Zinsen auf Geld, aber das
Risiko ist eben auch größer, dass mal was schief läuft und man
Verluste macht. Zinsen auf Geld sind im Durchschnitt geringer, dafür
hat man auch ein geringeres Verlustrisiko. Das ist eine
Risikotransformation, die ich für vollkommen legitim und auch für
wirtschaftlich nützlich halte; insbesondere ermöglichen sie, das die
Rendite auf Sachvermögen auf *mehr Menschen* verteilt wird.

Und - das scheinen auch einige hier zu vergessen - es wird ja niemand
dazu gezwungen, einen Kredit aufzunehmen.

Hier ist das, was ich ändern würde: Ich würde damit aufhören, auf
Staatsschulden Zinsen zu bezahlen, denn bei staatlicher Umverteilung
von unten nach oben hört der Spaß auf. Und ich würde Zinserträge (und
ganz allgemein Kapitalerträge) wie ganz normales Einkommen behandeln,
mit den gleichen Spitzensteuersätzen und so weiter.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




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