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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation

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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation


Chronologisch Thread 
  • From: Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • To: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>, "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation
  • Date: Wed, 7 Jun 2017 19:38:54 +0200
  • Authentication-results: mail.intern.piratenpartei.de (MFA); dkim=pass (1024-bit key) header.d=caveuropa.de

Am 07.06.2017 um 16:38 schrieb Arne Pfeilsticker:

Am 07.06.2017 um 11:50 schrieb Amos Comenius (comenius2000 AT gmail.com via ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List) <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>:

Am 07.06.2017 um 00:17 schrieb Arne Pfeilsticker:

Am 06.06.2017 um 12:32 schrieb Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>:

Am 06.06.2017 um 00:23 schrieb Arne Pfeilsticker:

Nach allgemeinem Verständnis versteht man unter Geldschöpfung die Herstellung und in Verkehr bringen von Geld.
Genau das geschieht bei der Kreditvergabe. Da sind wir uns sicher einig. (Und der Vollständigkeit halber: bei der Geldvernichtung durch Tilgung des Kredits sicher auch.)

In unserem derzeitigen Währungssystem ist Fristentransformation streng genommen gar nicht möglich, weil das Aktiv- und das Passivgeschäft voneinander unabhängig sind.
Steile These, die durch das "streng genommen" natürlich streng genommen ;-) unfalsifizierbar wird.

Hallo Comenius,
ich weiß nicht nach welcher Logik und Wissenschaftstheorie du vorgehst ( = kleine Spitze, um dein Lesevergnügen zu erhöhen), aber nach klassischer Logik ist der Buchungssatz, mit dem ein Darlehen ausgezahlt wird, der Beweis. Er lautet z.B.: Darlehenskonto Kunde X an Girokonto Kunde X 10.000 €.

Die Buchung auf dem Girokonto des Kunden ist die Geldschöpfung und hierfür wurde keine Einlage eines anderen Kunden benötigt, sondern eine neue Einlage durch die Bank geschafften.

q.e.d.
Wissenschaftstheorie geht ja bekanntlich über Logik ein Stück hinaus und genau _das_ war es eben nicht, was zu beweisen war. Denn dass hier Geldschöpfung stattfindet, hatte ich oben ja bereits zugestanden. Meine (von Rudi inspirierte) These war, dass eben dieser Vorgang auch eine Fristentransformation ist:

Eben dieser Buchungssatz besagt nämlich, dass der Kunde eine _sofort fällige_ Forderung gegen die Bank auf seinem Girokonto eingeräumt bekommt

Der entscheidende Punkt an dieser Stelle ist, dass diese Sichteinlage nicht aus einer Kundeneinlage eines anderen Kunden kommt, sondern von der Bank neu geschaffen wurde. Und genau das ist auch die Unabhängigkeit des Aktivgeschäfts vom Passivgeschäft.
Nein. Das ist _wäre_ der entscheidende Punkt, wenn es um die Frage ginge ob Geldschöpfung stattfindet oder nicht. Wir diskutieren hier aber eine andere Frage, nämlich die ob hier _auch_ Fristentransformation stattfindet. Die Bank hat sofort nutzbare Zahlungsmittel zur Verfügung gestellt gegen ein befristetes Rückzahlungsversprechen. Mit dieser Fristeninkongruenz muss sie auf irgendeine Weise umgehen. Dabei hilft der "Bodensatz" der Girokonten zwar erheblich, aber er ist nicht unerschöpflich. Und wenn die Abflüsse an Bargeld bzw. Zentralbankguthaben z.B. wegen der Fristeninkongruenz die Zuflüsse dieser Zahlungsmittel übersteigen, dann wird es irgendwann eng. Um einen solchen Engpass zu vermeiden macht eine Bank vermutlich eine Liquiditätsplanung, mit der sie die Fristentransformation kontrollieren und händeln kann.

Fristentransformation im banktechnischen Sinne heißt, dass z.B. kurzfristige Einlagen der Kunden x oder y als mittel oder langfristige Kredite an Kunde z weitergereicht werden.
Ja, z.B.. Es gibt aber vielfältige Formen die Fristentransformation zu händeln, wie ich unten dargestellt habe. Das Weiterreichen von Kundeneinlagen ist davon nur eine - und keineswegs eine unverzichtbare - Möglichkeit.

Vielleicht hilft es ja, wenn wir uns mal auf eine Definition der Fristentransformation einigen.
Ich bin ja sichtlich von der Definition ausgegangen, dass Fristentransformation immer dann stattfindet, wenn eine fristige Forderung gebucht wird gegen eine sofort fällige oder andersfristige Verbindlichkeit, wenn sich also die Fristigkeit auf den beiden Seiten des Buchungssatzes unterscheidet. (Die Weitergabe einer kurzfristigen Einlage der Kunden x und y als langfristiges Darlehen an z ist dabei _ein_ möglicher Anwendungsfall)

 Man kann aber auch die Tätigkeit der Bank, mit der Sie die so entstandenen Fristeninkongruenzen in einer Weise kontrolliert und bearbeitet, dass keine Liquiditätsengpässe entstehen, als Fristentransformation bezeichnen.


(, die er beliebig übertragen kann = Zahlungsmittel,) und die Bank im Gegenzug eine (länger)_fristige_ Forderung gegen den Kunden erhalten hat, in der Regel zuzüglich einer Zinsforderung. Es findet also durchaus, eine Fristentransformation statt und der "Banker" tut gut daran, das nicht zu übersehen und darauf zu achten, dass die Auszahlungen der Bank die Einzahlungen nicht über einen längeren Zeitraum so weit übersteigen, dass die Zahlungsmittelreserven aufgebraucht sind. Wie du richtig schreibst, stehen der Bank dazu eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung.
Dies wären z.B.:
- der eigene Sparstrumpf/Tresor,
- längerfristige Spareinlagen (= Fristentransformation anders herum),
- die Tilgung früherer Darlehen  (= Fristentransformation anders herum),
- Sichteinlagen, die gerade nicht abgerufen werden bzw. deren Abfluss an andere Banken durch den Zufluss von anderen Banken kompensiert wird (= 'der Bodensatz', vermutlich die wichtigste Liquiditätsquelle, aber mit dem Risiko des Bankruns belastet.),
- Kreditlinien anderer Banken (= Fristentransformation anders herum),
- und in letzter Instanz Kredite der Zentralbank (= Fristentransformation anders herum), wobei die Zentralbank als einzige das Fristenproblem nicht hat und genau deshalb als 'lender of last resort' agieren kann.

Also: Fristentransformation findet in unserem Geldsystem nicht nur statt, sondern sie ist integraler dieses Systems. Jede Kreditvergabe _ist_ eine Fristentransformation und ohne die damit notwendig werdende Liquiditätsplanung wird eine Bank nur schwer überleben. Die Identität von Geldschöpfung und Fristentransformation im Buchungssatz "Darlehenskonto an Girokonto" rechtfertigt letztlich die Aussage, dass Geldschöpfung durch Fristentransformation stattfindet.
Jede Kreditvergabe bedeutet, dass die Bank eine sofort fällige Forderung gegen eine später fällige Forderung tauscht.

Genau das bedeutet es nicht.
Doch! Siehe oben.
Bei einer Kreditvergabe besteht die Leistung der Bank in der Bereitstellung des Geldes auf dem Girokonto des Darlehensnehmers und die Gegenleistungen des Darlehensnehmer sind die Zins- und Tilgungszahlungen.
und die sind fristig, während die Darlehenssumme sofort fällig ist. (= Fristentransformation)

Ahoi,
Comenius


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