Hallo Alexander,
ich wollte Dir keineswegs etwas unterstellen. Aus Deiner Mail habe
ich jedoch geschlossen, dass Du meine Text entweder nicht gelesen
oder er aber er für Dich nicht verständlich verfasst wurde.
Letzteres ginge zu meinen Lasten. Deshalb habe ich Dir angeboten,
auf Verständnisfragen zu meinem Text gerne zu antworten. Wenn Du
aus meinem Text die Antwort an einen Bankmanager der behauptet, seine Bank mache keine Geldschöpfung, sondern
Fristentransformation nicht herauslesen
kannst, gebe ich es auf. Vielleicht ist die Antwort von
Comenius an Dich eher verständlich.
Mir fehlt einfach die Fähigkeit, den Sachverhalt "noch"
allgemeinverständlich darzustellen. Offensichtlich haben
andere Leser hier dieses Problem nicht. Fehlen Dir jedoch noch
einige Grundkenntnisse zum Banken- und Geldsystem, kannst Du
Dich gerne auf der Seite
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Um-bruch-wiki
informieren. Da ich diese Seiten selbst geschrieben habe kann
ich Dir bei Verständnisfragen auch gerne detailliert
weiterhelfen.
Sind da jetzt wieder vorurteilsmäßige Unterstellungen drin
enthalten? Wenn ja, bitte ich vorab schon mal um
Entschuldigung.
Beste Grüße
Rudi Müller
Am 18.06.2017 um 16:57 schrieb Alexander Raiola
( a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de via
ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List):
Hallo Rudolf,
bitte unterstelle nicht einfach vorurteilsmäßig anderen Leuten, Texte
nicht gelesen zu haben, denn das gleiche könnte ich dir auch
unterstellen, weil du meine Kernfrage vollständig ignoriert hast. Diese
lautete nämlich, was man so einem Manager antwortet, wenn er mit
Fristentransformation anfängt, und nicht die Frage nach dem YT-Link an
Arne ganz am Ende.
Deiner Argumentationslogik kann ich allerdings nicht folgen, denn bloß
weil mit Krediten auch Forderungen entstehen, heißt das doch nicht, dass
deshalb das Geld nicht aus dem Nichts erschaffen wäre.
Auch das Argument, dass Banken keine Sparer bräuchten, gilt nicht, denn
eine Gewisse Deckung ist gesetzlich vorgeschrieben (Mindestreservesatz).
Diese liegt aber weit unter 100%. Den Großteil kann die Bank erschaffen,
wie sie lustig ist.
Siehe hier: http://www.wissensmanufaktur.net/giralgeldschoepfung
Viele Grüße
Alexander
Am 18.06.2017 um 16:34 schrieb Rudolf Müller:
Hallo Alexander,
offensichtlich hast Du wesentliche Textpassagen entweder nicht gelesen
oder aber sie blieben für Dich unverständlich. Deshalb nochmals ein
Ausschnitt aus der Ursprungserklärung zu Wolfgangs Aussage:
/"Als ich vor ca. 3 Jahren mal bei einer Veranstaltung mit Brodbeck und
Huber war, in der es um Vollgeld ging, stand der lokale
Sparkassendirektor auf und sagte: "ich weiß nicht worüber sie reden mit
dieser Geldschöpfung - wir machen Fristentransformation."
/
/Ein typisches Beispiel für die Sprachverwirrung zwischen
Volkswirten und Bänkern. Die Volkswirte modellieren sich das
Geldsystem und den Bankensektor so zurecht, wie sie ihn für ihre
volkswirtschaftlichen Betrachtungen gerne hätten. Was dabei in den
Banken tatsächlich insgesamt abläuft, interessiert sie
offensichtlich nicht. Die Funktion unseres Geldsystems mit Guthaben
und Schulden wird in Sach- und Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre
zwar vielfach beschrieben und erklärt, bei der Erklärung von Geld
beschränken die Autoren sich vielfach auf die Funktionen von Geld
und wie Geld eingesetzt wird. Wie Geld entsteht, wird überwiegend
entweder nicht erläutert, oder es wird auf die Entstehung der
Tauschwirtschaft verwiesen. Neu wird jetzt wieder die bereits im 19.
Jahrhundert bekannte "Geldschöpfungstheorie der Banken" aus der
Schublade hervorgeholt und als neue Erkenntnis angepriesen. (z. B.
Norbert Häring, Die Bundesbank versucht über Geldschöpfung aus dem
Nichts aufzuklären – vergeblich,
http://norberthaering.de/de/27-german/news/818-bundesbank-geldschoepfung)
/
/Die Bänker hingegen leben in ihrer eigenen Welt. In der
Bankbetriebslehre und den Fachbücher über Banken und das Kreditwesen
kommt das Wort "Geldschöpfung" so gut wie garnicht vor. Das
Stichwort „Geldschöpfung“, unter welchem die Entstehung von Geld
eigentlich beschrieben werden sollte, sucht man teilweise vergebens.
Wird die Geldschöpfung beschrieben, so geschieht dies auf weniger
als zwei Seiten in einem Buch mit über 1000 Seiten. Im Wesentlichen
beschränken sich die Erklärungen auf folgende Aussage: „Die
Geldschöpfung der Geschäftsbanken erfolgt durch Kreditgewährung und
Buchung der eingeräumten Kredite auf Konten. Das so entstandene
Buchgeld ist seinerseits die Grundlage für weitere Kreditgewährungen
durch die Banken.“ Nun kommt noch der Satz des oben erwähnten
Sparkassendirektors hinzu: "ich weiß nicht worüber sie reden mit
dieser Geldschöpfung - wir machen Fristentransformation."/
/In der o. g. Veranstaltung trafen offensichtlich die Mitglieder
zweier unterschiedlicher Gruppen aufeinander, die nicht die gleiche
Sprache benutzten. Sie interessierten sich jedoch auch
offensichtlich nicht für den Sprachgebrauch der jeweils anderen
Gruppe. Überzeugt von der eigenen Vorstellung über die
Funktionsweise des Geldsystems wird die Auseinandersetzung mit der
jeweils andern Meinung als unnötiger, nicht zielführender Aufwand
angesehen./
*
**/Geldschöpfung der Banken aus volkswirtschaftlicher Sicht/*
/Unbestritten ist wohl heute die Aussage, dass in einem
Kreditvorgang sowohl eine neue Forderung der Bank an den
Kreditnehmer entsteht wie auch gleichzeitig eine neue Forderung des
Kreditnehmers an die Bank. Diese Forderungen unterscheiden sich im
Wesentlichen in den zugrunde liegenden Fristen. Während die
Kreditforderung der Bank erst nach z. B. 2 Jahren fällig ist,
besteht für die Forderung des Kreditnehmers an die Bank keine Frist.
Die Forderung des Kreditnehmers an die Bank, unser "Giralgeld", ist
sofort fällig. Dieser unterschiedlichen Fristigkeit wird von
Volkswirten jedoch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aus
ihrer Sicht schöpfen die Geschäftsbanken im Kreditvorgang neues
"Geld" aus dem Nichts./
/Die Formulierung "aus dem Nichts" soll andeuten, dass "neues Geld"
= "täglich fällige Verbindlichkeit der Bank gegenüber den Kunden"
geschaffen wurde, ohne dass die Bank über entsprechende täglich
fällige Forderungen (z.B. Bargeld, täglich fällige Guthaben bei der
Zentralbank oder bei anderen Banken) verfügt. Das den "täglich
fälligen Verbindlichkeiten der Bank gegenüber den Kunden"
langfristige Forderungen und Vermögenswerte auf der Aktivseite
gegenüberstehen, wird dabei verschwiegen./
*/Fristentransformation aus Bankensicht/*
/Unter Fristentransformation wird allgemein verstanden, dass ein
Kreditnehmer z. B. einen Kredit über 10.000 € für 5 Jahre benötigt,
jedoch kein Sparer bereit ist, diesen Betrag für 5 Jahre
festzulegen. Der Sparer möchte den Betrag nur für 1 Jahr festlegen.
Die Bank gewährt den Kredit, muss demnach nach einem Jahr einen
neuen Sparer finden, der ebenfalls bereit ist, einen Sparbetrag in
dieser Höhe für ein Jahr festzulegen. Die Bank benötigt somit
zeitlich hintereinander 5 Sparer mit einem Sparbetrag von jeweils
10.000 €, um dem Kreditnehmer den Betrag von 10.000 € für 5 Jahre
zur Verfügung zu stellen. 5 Jahresfristen hat sie zu einer
5-jährigen Frist transformiert. In dieser Fristentransformation wird
eine wesentliche Funktion unseres Bankensystems gesehen. Was
geschieht aber mit dem "Giralgeld", den täglichen Forderungen der
Kunden an die Bank? Der einzelne Kunde wird sein Giralgeld für
Überweisungen oder aber Barauszahlungen benutzen. Betrachtet man
jedoch den gesamten Giralgeldbestand einer Bank stellt man fest,
dass dessen Summe sich nur noch unwesentlich verändert, in der
Tendenz immer steigend. Obwohl also der Bankkunde sein Giralgeld
täglich für Zahlungen verwenden kann und dies auch tut, besitzt jede
einzelne Bank einen "Bodensatz" an Giralgeld, der stets vorhanden
ist. Dieser wirkt sich wie ein dauerhafter Kredit der Bankkunden
gegenüber der Bank aus. In Höhe dieses Bodensatzes kann also die
Bank langfristige Kredite vergeben ohne sich der Gefahr auszusetzen,
dass es zu Zahlungsengpässen kommt./
/Ohne die Erkenntnis über diesen Bodensatz müsste die Bank soviele
"täglich fällige Aktiva" besitzen wie sie an Giralgeldern auf den
Konten ihrer Kunden verbucht hat. Dann hätte sie fristenkongruent
finanziert, dass heißt, den täglich fälligen Forderungen der Kunden
an die Bank auf der Passivseite würden auch täglich fällige
Forderungen auf der Aktivseite gegenüberstehen./
/Aufgrund destatsächlich vorhandenen Bodensatzes ist dies jedoch
nicht erforderlich. Die Bank hat tägliche fällige Kredite ihrer
Kunden erhalten, deren Giralgelder, und finanziert damit
langfristige Kredite an Kreditkunden. Sie betreibt
Fristentransformation auf der höchsten Stufe, d. h. aus Krediten
ohne Frist generiert sie langfristige Kredite./
/Fazit/
/An Gemeinsamkeiten lässt sich bei beiden Betrachtungen feststellen,
dass "täglich fällige Verbindlichkeit der Bank gegenüber den Kunden"
neu geschaffen wurden, ohne dass diesen auch "täglich fällige
Forderungen der Bank" gegenüberstehen. Die Volkswirte bezeichnen
diesen Vorgang als "Geldschöpfung", wohingegen die Banken von
"Fristentransformation" sprechen. So einfach lässt sich das
anfängliche Sprachproblem zwischen Volkswirten und Bänkern lösen.
Die gegenseitige Position muss lediglich ernsthaft wahrgenommen und
untersucht werden./
/Otto Hübener beschreibt bereits 1853, dass bei der
Fristentransformation die Bank etwas verkauft, was sie zum Zeitpunkt
der Kreditgewährung noch nicht besitzt. Eine Form von ungedecktem
Leerverkauf.
/
Falls Dich das Thema Fristentransformation näher interessiert kannst Du
Details nachlesen unter
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Fristenspekulation
Noch kurz zu Deiner Frage an Arne:
Du weißt dass Banken Geld aus dem Nichts schöpfen?
Arne kann das beweisen?
Beides halte ich für absolut unbewiesene Thesen die zustande kommen,
weil man aus der Betrachtung einzelner Stromgrößen Aussagen über das
Gesamtsystem generiert, ohne das Gesamtsystem selbst zu erfassen.
Beispiel "Geld aus dem Nichts"
Was geschieht bei der Kreditvergabe? Die Bank erhält eine Forderung an
den Kreditnehmer, d.h. der Kreditnehmer verschuldet sich gegenüber der
Bank. Diese Forderung ist nicht "Nichts". Der Kreditnehmer muss nach der
vereinbarten Kreditlaufzeit seine Schulden gegenüber der Bank
begleichen. Im Gegenzug erhält der Kreditnehmer eine Forderung an die
Bank, sein um den Kreditbetrag erhöhtes Bankguthaben. Die Behauptung,
dass dieses Bankguthaben aus dem "Nichts" entstanden sei, ist somit
hinfällig. Im Kreditvorgang sind zwei neue Forderungen entstanden, wovon
die täglich fällige Forderung des Kreditnehmers an die Bank, sein
Bankguthaben allgemein als "Geld" angesehen wird. Die andere Seite, die
Forderung der Bank an den Kreditnehmer hingegen wird nur als Kredit
angesehen und nicht als "Geld". Du kannst also sehen, dass die
Entstehung aus dem "Nichts" nur Bestand hat, wenn Du die Forderung der
Bank an den Kreditnehmer unterschlägst. Deshalb würde ich nie von einer
"Geldschöpfung aus dem Nichts" sprechen, sofern ich auch von
Sachkundigen ernstgenommen werden möchte. Während Arne also glaubt, die
"Geldschöpfung aus dem Nichts" beweisen zu können, solltest Du mit
solchen plakativen Thesen sehr vorsichtig umgehen.
Wenn Banken Geld aus dem Nichts schöpfen können brauchen sie doch auch
keine Sparer. Nach Axel sind sie so dumm, unnötige Kosten durch Zahlung
von Sparzinsen selbst zu erzeugen. Folglich könnte die ganze Passivseite
mit Ausnahme des Eigenkapital, also ihre Schulden, nur aus Bankguthaben
ohne Zinslasten bestehen. Unter Kostenminimierungs-Gesichtspunkten die
ideale Lösung. Die Bank würde dann die Fristentransformation bis an die
mögliche Grenze ausdehnen. Den täglich fälligen Forderungen ihrer Kunden
und auch anderer Banken würde nur die Position Barreserve auf der
Aktivseite gegenüberstehen. Bereits Auszahlungen über diesen Betrag
hinaus würde die Bank zahlungsunfähig werden lassen. Deshalb haben die
Aufsichtsorgane festgelegt, wie die Aktivseite strukturiert sein muss
und welche Werte hier vorhanden sein müssen, um den allgemein zu
erwartenden Auszahlungswünschen der Kunden und auch anderer Banken zu
genügen. Erst die Einbeziehung auch dieser Vorgaben erlaubt eine Aussage
über die vermeintliche Schöpfungskraft der Banken. Details hierzu siehe
auch:
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Kreditsch%C3%B6pfungskapazit%C3%A4t
Sollten noch Fragen offen bleiben dann bitte nicht zögern diese zu
stellen. /
/Beste Grüße
Rudi Müller/
/
Am 18.06.2017 um 08:22 schrieb Alexander Raiola
(a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de via
ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List):
Guten Moren zusammen,
da das Thema hier schon so lange aktiv ist, bin ich heute neugierig
geworden, was Fristentransformation eigentlich ist und habe mir die
ersten und die letzten Beiträge dieser Diskussion teils durchgelesen und
teils quergelesen. Eine Frage, die eher praktischer Natur ist, hat sich
mir dabei gestellt, aber falls das irgendwo im Rahmen dieser Diskussion
bereits beantwortet wurde, bitte ich das zu entschuldigen:
Was macht man nun als Vortragender, der einem Publikum etwas über ein
Vollgeldsystem erzählt, wenn ein Manager plötzlich aufsteht und
behauptet, seine Bank mache keine Geldschöpfung, sondern
Fristentransformation?
Es ist sicher nicht allzu geschickt, einem Manager pauschal vorzuwerfen,
dass er keine Ahnung hat, was wirklich in seiner Bank vorgeht oder dass
er gar lügen würde, damit die Menschen nicht herausbekommen, dass Banken
Geld aus dem Nichts schöpfen.
Übrigens:
@Arne: Ich bin deinem YT-Link deines letzten Posts gefolgt und das Video
ist nicht mehr verfügbar. Ich weiß, dass Banken Geld aus dem Nichts
schöpfen, aber ein Beweisvideo würde mich trotzdem interessieren.
Viele Grüße
Alexander
--
ag-geldordnung-und-finanzpolitik mailinglist
ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
The list homepage:
https://lists.piratenpartei.de/sympa/info/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
|