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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
- To: Alexander Raiola <a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de>, ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation
- Date: Sun, 18 Jun 2017 22:41:37 +0200
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Am 18.06.2017 um 19:33 schrieb
Alexander Raiola (a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de via
ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List):
Hallo Rudi, Entschuldige, wenn ich dir irgendwo zu nahe getreten bin, aber den Vorwurf, ich hätte etwas nicht richtig gelesen, finde ich im Internet andauernd und in der Regel in einem unangenehmen Kontext, und da habe ich reflexhaft reagiert. Ebenso habe ich im Rahmen der Freigeld+BGE-Diskussion mehrfach den Vorwurf erhalten, ich hätte nicht genug Fachwissen und müsse erst mal riesige Texte in Buch XYZ oder Link XYZ lesen, anstatt dass jemand mir konkrete Denkfehler an der konkreten Idee erklärt hätte. In einem Fall führte ein Link auf ein Wake Up Sheeple pdf, also vollkommen off-topic, wodurch meine Blockierliste dann wieder um eine Adresse größer wurde. Was ich an deinem Text nicht verstanden habe, ist folgendes: - Warum ist die Forderung der Bank an den Kreditnehmer ein Gegenargument gegen die Behauptung, Geld würde aus dem Nichts erschaffen werden? Klar wir der Kredit irgendwann einmal neutralisiert und das zusätzliche Geld ist wieder weg, aber bis dahin ist mehr Geld vorhanden, oder? Und die Zinsen bleiben auch darüberhinaus erhalten.Es ist zusätzliches Geld entstanden, korrekt. Aber es ist nicht aus dem "Nichts" entstanden. Ganz allgemein gesprochen hat die Bank Aktiva erworben und im Gegenzug die "Verbindlichkeit gegenüber dem Verkäufer", sein Bankguthaben erhöht. Die Bank erhöht Dir nicht Dein Bankguthaben weil Du ein freundlicher ehrenwerter Kunde bist. Sie verlangt als Gegenleistung entweder ein Sachgut oder aber eine Schuldanerkenntnis von Dir.
Was haben diese drei Fälle gemeinsam? Die Bank erwirbt Aktiva und
erhöht als Gegenleistung ein Bankguthaben. Nun die Gegenposition Würde Geld aus dem "Nichts" entstehen, wäre eine Erhöhung der Aktiva nicht erforderlich. Ich weiß allerdings nicht, wie eine Bank dies verbuchen könnte. Auch würde diese Bank recht bald pleite gehen, da ihrem Zahlungsversprechen kein Gegenwert gegenüber stünde. Für Überweisungen müsste sie ihr Eigenkapital benutzen, da auf der Aktivseite keine Vermögenswerte für das aus dem Nichts entstandene Bankguthaben gegenüber stünde. Konnte ich damit meine Argumentation verdeutlichen? Geld entsteht
nicht aus "nichts". - Warum führst du das Argument an, dass Banken keine Sparer bräuchten, wenn sie Geld aus dem Nichts erschaffen können? Soweit ich weiß, dürfen Banken das nicht in beliebiger Höhe tun, sondern nur im Rahmen der Regelung mit dem Mindestreservesatz.Den Mindestreservesatz kannst Du getrost vergessen. http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Mindestreserve Die tatsächlichen Beschränkungen:http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Kreditsch%C3%B6pfungskapazit%C3%A4t Was geschieht wenn Banken keine Sparer mehr haben. Gesetzt der Fall, die Bank mit einer Bilanzsumme von 10 Mrd. € gibt zusätzlich Einzelkredite mit einer Gesamtsumme von 3 Mrd. € aus. Sie "schöpft" diese nicht aus dem "Nichts" sonder erwirbt Forderungen (hier Kreditverträge) in gleicher Höhe von ihren Kreditkunden. Im Gegenzug hat sie diesen Kreditkunden Bankguthaben in Höhe von ebenfalls 3 Mrd. € zusätzlich gutgeschrieben. Rein zahlenmäßig also kein Problem. Der Bank aber bereiten die unterschiedlichen Fristen ein Problem. Die Kreditverträge laufen z.B. alle über 1 Jahr, d. h. die Bank erhält erst nach einem Jahr eine Rückzahlung von diesen 3 Mrd. €. Die Bankguthaben fließen jedoch zu einem großen Teil, nehmen wir 1,5 Mrd. € an, durch Überweisungen an andere Banken. Sie hat Fristentransformation betrieben. Erfolgen nicht auch im Gegenzug Rücküberweisungen der anderen Banken, hat unsere Bank ein echtes Liquiditätsproblem. Sie hat mittelfristige angelegte Aktiva und muss damit tägliche fällige Verpflichtungen erfüllen. Würde sie auch 1,5 Mrd € an täglich fälligem Aktiva besitzen, bestünde dieses Problem nicht. Wie kann eine Bank sich vor dieser misslichen Situation schützen? Indem sie Kunden dazu bewegt, auf die Nutzung ihrer Bankguthaben für 1 Jahr zu verzichten. Dies geschieht indem sie diese zum Sparen bewegt durch Sparverträge, Terminverträge, Bankschuldverschreibungen u. ä.. Es muss jetzt nicht der Kreditkunde sein, denn der wird kaum einen Kredit aufnehmen um das entstandene Bankguthaben gleich wieder für ein ganzes Jahr festzulegen. Es können z.B. Kunden sein, die ihr Bankguthaben nicht komplett für ihre täglichen Geschäfte benötigen. Auch kann die Bank Kunden von anderen Banken bewegen, bei ihr Geld anzulegen. Der Bank fließen dann täglich fällige Zahlungsmittel der anderen Bank zu. Ich habe jetzt keinesfalls behauptet, dass Banken keine Sparer bräuchten. ich sagte: Wenn Banken Geld aus dem Nichts schöpfen können brauchen sie doch auch keine Sparer.Dies wäre eine zweite Folgerung aus der "Geld aus dem Nichts" -These. Wie obenstehend dargelegt, benötigen Banken trotzdem Sparer, damit sie nicht in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Hier muss man jedoch aufgrund der heutigen Zinssituation und der leichten Beschaffung von Zahlungsmitteln durch die Banken eine Einschränkung machen. Bliebe die jetzige Situation bestehen, würden die Banken sich tatsächlich nach anderen Refinanzierungsmöglichkeiten umsehen. Bei einem Anstieg der Zinsen gelänge es jedoch der einzelnen Bank dann kaum noch, ihre verprellten Sparkunden wieder zurück zu gewinnen. Dieses Risiko möchte offensichtlich keine Bank eingehen und zahlt lieber Minizinsen um den Sparkunden, trotz finanziellem Verlust, zu halten. Aus meinen Erläuterungen kannst Du vielleicht erkennen, dass die Zusammenhänge oft sehr komplex sind. Es wird Dir also kaum gelingen, mit einigen vereinfachten Aussagen einem Sachkundigen Deine Sicht der Dinge darzustellen. Deine Beschränkung auf die Mindestreserve als einzigen limitierenden Faktor bei der Schaffung von "Giralgeld" durch die Banken zeigt mir, dass Du Dich mit der Materie noch nicht sehr tief beschäftigst hast. Es bleiben also nur zwei Wege. Entweder wie Arne mit Aussagen wie Das Geld für den bargeldlosen Zahlungsverkehr durch Nichtbanken wurde und wird im Gegensatz zu Münzen und Banknoten nicht vom Staat, sondern von den Banken geschaffen und in den Verkehr gebracht. Dabei fließen – wie beim Falschgeld dem Geldfälscher – die Geldschöpfungsgewinne den Banken und nicht der Allgemeinheit zu.versuchen Deine Zuhörer zu blenden oder aber den weit schwierigeren Weg zu gehen und Dich selbst sachkundig zu machen. Beste Grüße Rudi Müller Viele Grüße Alexander Am 18.06.2017 um 17:30 schrieb Rudolf Müller: Hallo Alexander, ich wollte Dir keineswegs etwas unterstellen. Aus Deiner Mail habe ich jedoch geschlossen, dass Du meine Text entweder nicht gelesen oder er aber er für Dich nicht verständlich verfasst wurde. Letzteres ginge zu meinen Lasten. Deshalb habe ich Dir angeboten, auf Verständnisfragen zu meinem Text gerne zu antworten. Wenn Du aus meinem Text die Antwort an einen Bankmanager der behauptet,seine Bank mache keine Geldschöpfung, sondern Fristentransformation nicht herauslesen kannst, gebe ich es auf. Vielleicht ist die Antwort von Comenius an Dich eher verständlich. Mir fehlt einfach die Fähigkeit, den Sachverhalt "noch" allgemeinverständlich darzustellen. Offensichtlich haben andere Leser hier dieses Problem nicht. Fehlen Dir jedoch noch einige Grundkenntnisse zum Banken- und Geldsystem, kannst Du Dich gerne auf der Seite http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Um-bruch-wiki informieren. Da ich diese Seiten selbst geschrieben habe kann ich Dir bei Verständnisfragen auch gerne detailliert weiterhelfen. Sind da jetzt wieder vorurteilsmäßige Unterstellungen drin enthalten? Wenn ja, bitte ich vorab schon mal um Entschuldigung. Beste Grüße Rudi Müller Am 18.06.2017 um 16:57 schrieb Alexander Raiola (a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de via ag-geldordnung-und-finanzpolitik Mailing List):Hallo Rudolf, bitte unterstelle nicht einfach vorurteilsmäßig anderen Leuten, Texte nicht gelesen zu haben, denn das gleiche könnte ich dir auch unterstellen, weil du meine Kernfrage vollständig ignoriert hast. Diese lautete nämlich, was man so einem Manager antwortet, wenn er mit Fristentransformation anfängt, und nicht die Frage nach dem YT-Link an Arne ganz am Ende. Deiner Argumentationslogik kann ich allerdings nicht folgen, denn bloß weil mit Krediten auch Forderungen entstehen, heißt das doch nicht, dass deshalb das Geld nicht aus dem Nichts erschaffen wäre. Auch das Argument, dass Banken keine Sparer bräuchten, gilt nicht, denn eine Gewisse Deckung ist gesetzlich vorgeschrieben (Mindestreservesatz). Diese liegt aber weit unter 100%. Den Großteil kann die Bank erschaffen, wie sie lustig ist. Siehe hier: http://www.wissensmanufaktur.net/giralgeldschoepfung Viele Grüße Alexander Am 18.06.2017 um 16:34 schrieb Rudolf Müller:
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- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 08.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Amos Comenius, 11.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 13.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Amos Comenius, 17.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Alexander Raiola, 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Exile (O.Herzig), 18.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation, Rudolf Müller, 18.06.2017
- [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Peter Baum, 19.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Arne Pfeilsticker, 20.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Rudolf Müller, 26.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Peter Baum, 26.06.2017
- Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung und Fristentransformation, Alexander Raiola, 26.06.2017
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