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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation

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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation


Chronologisch Thread 
  • From: Amos Comenius <comenius2000 AT gmail.com>
  • To: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geldschöpfung vs Fristentransformation
  • Date: Sun, 11 Jun 2017 14:27:36 +0200
  • Authentication-results: mail.intern.piratenpartei.de (MFA); dkim=pass (2048-bit key) header.d=gmail.com


Hallo Arne,
Am 08.06.2017 um 10:13 schrieb Arne Pfeilsticker:
Schön, dass wir das geklärt haben. - Abschließend möchte ich nur noch bemerken, dass diese Art der Fristentransformation, nicht das ist, was man meint, wenn man von Fristentransformation bei Banken spricht.

Viele Grüße
Arne

Leider ist ja nun nichts geklärt. Du hast nur meine vielleicht etwas unpräzise Begriffsverwendung zum Anlass genommen, zur eigentlich diskutierten Frage nichts zu sagen.

Also müssen wir neu beginnen. Rudi schrieb am 05.06.17:
" Betrachtet man jedoch den gesamten Giralgeldbestand einer Bank stellt man fest, dass dessen Summe sich nur noch unwesentlich verändert, in der Tendenz immer steigend. Obwohl also der Bankkunde sein Giralgeld täglich für Zahlungen verwenden kann und dies auch tut, besitzt jede einzelne Bank einen "Bodensatz" an Giralgeld, der stets vorhanden ist. Dieser wirkt sich wie ein dauerhafter Kredit der Bankkunden gegenüber der Bank aus. In Höhe dieses Bodensatzes kann also die Bank langfristige Kredite vergeben ohne sich der Gefahr auszusetzen, dass es zu Zahlungsengpässen kommt.
Ohne die Erkenntnis über diesen Bodensatz müsste die Bank _soviele "täglich fällige Aktiva" besitzen wie sie an Giralgeldern auf den Konten ihrer Kunden verbucht hat. Dann hätte sie fristenkongruent finanziert, dass heißt, den täglich fälligen Forderungen der Kunden an die Bank auf der Passivseite würden auch täglich fällige Forderungen auf der Aktivseite gegenüberstehen._
Aufgrund destatsächlich vorhandenen Bodensatzes ist dies jedoch nicht erforderlich. _Die Bank hat tägliche fällige Kredite ihrer Kunden erhalten, deren Giralgelder, und finanziert damit langfristige Kredite an Kreditkunden_. Sie betreibt Fristentransformation auf der höchsten Stufe, d. h. aus Krediten ohne Frist generiert sie langfristige Kredite." [Hervorhebungen von mir]

Er argumentiert weiter, dass eben dieser Vorgang volkswirtschaftlich betrachtet als Geldschöpfung der Banken, also Vergrößerung der Geldmenge, erscheint.

Du, Arne, antwortetest auf Rudis Posting ebenfalls am 05.06. (ohne direkten Bezug auf die hier zitierte Passage):
"Bei der Argumentation des Bankers und der Banken im Allgemeinen darf man nicht die Interessenlage vergessen. Banken haben kein Interesse, dass die Allgemeinheit versteht, dass der Finanzsektor mit selbstgemachtem Geld seine Rechnungen bezahlt und Kredite vergibt."

Dazu ein paar Fragen:
1. Ich gehe davon aus, dass du den Begriff 'Finanzsektor" in dieser Aussage bewusst gewählt hast, dass du also _nicht_ behaupten wolltest, eine einzelne Bank könnte ihre Rechnungen unbegrenzt mit 'selbstgemachtem Geld' bezahlen, sondern nur der Finanzsektor insgesamt. Sehe ich das richtig?

2. Ist es richtig, dass eine einzelne Bank ihre Rechnungen _nicht_ unbegrenzt mit 'selbstgemachtem Geld' bezahlen kann, sondern nur so weit, wie sie nach allgemein akzeptierten Relgeln für Banken ihre Liquidität sicherstellen kann?

3. Ist es richtig, dass es für die einzelne Bank eine Grenze gibt, an der sie unter Beachtung von Bankregeln Rechnungen nicht mehr mit selbstgemachtem Geld bezahlen kann und Kredite nicht mehr vergeben kann, ohne ihrerseits Kredite z.B. bei der Zentralbank oder bei anderen Banken aufzunehmen? Ist es richtig, dass diese Grenze stark mit dem "Bodensatz" des Giralgeldes dieser Bank korreliert?

4. Wenn alle Banker nichts von "Geldschöpfung" wüssten und nur ausschließlich nach anerkannten Bankregeln ordentliche Liquiditätsplanung zur Fristentransformation betreiben würden (einschließlich der Transformation des Giralgeld-Bodensatzes), wäre dann im Ergebnis, volkswirtschaftlich betrachtet, "Geldschöpfung" festzustellen?

5. Ist es richtig, dass das, was aus der Sicht der einzelnen Bank als Fristentransformation erscheint, sich aus der Perspektive der volkswirtschaftlichen Betrachtung des Finanzsektors als Geldschöpfung darstellt?

Ahoi,
Comenius




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