Hallo Arne,
Deinen Beitrag habe ich mit einigem Kopfschütteln gelesen.
Offensichtlich folgst Du konsequent Deiner einmal eingeschlagenen
Linie. Es wird ein Teaser aus einem Beitrag benutzt, um eigene
Vorstellung zu präsentieren. Hier reichen dann einfache plakative
Behauptungen ohne jeglichen Beweis. Den Rest meines ursprünglichen
Beitrages hast Du entweder nicht gelesen oder unterschlägst ihn
bewusst. Dass Du ihn nicht verstanden hast nehme ich Dir nicht ab.
In Deinen unbewiesenen Behauptungen kann ich leider keine Logik
erkennen sondern lediglich Vermutungen. Der Satz:
"Banken haben kein Interesse, dass die
Allgemeinheit versteht, dass der Finanzsektor mit
selbstgemachtem Geld seine Rechnungen bezahlt und Kredite
vergibt."
ist für mich bezeichnend. Alles von mir Geschriebene zu
diesem speziellen Thema wird ignoriert und es werden von Dir nur
unbewiesene Behauptungen aufgestellt. Ein geeigneter Anlass seine
eigene Meinung zum X-ten Male zu wiederholen, ohne etwas wirklich
Essentielles hinzuzufügen. Die von mir beigefügten
Informationslinks hast Du jedenfalls nicht gelesen, ansonsten
wärst Du in der Lage, die "Goldene Bankregel" und deren heutigen
Einfluss besser einzuschätzen.
Offensichtlich hat auch Wolfgang die Urheberschaft an dem o. g.
Satz nicht richtig erkannt und in mir zugeschrieben. Dies weise
ich ausdrücklich zurück.
Beste Grüße
Rudi Müller
Am 05.06.2017 um 10:48 schrieb Arne Pfeilsticker:
Am 05.06.2017 um 08:55 schrieb Rudolf Müller
<muellerrudolf AT on22.de>:
Hallo Wolfgang,
im Beitrag zu "Fristentransformation:
Frage" vom 11.05.2017 19:23 hast Du
geschrieben:
Als ich vor ca. 3
Jahren mal bei einer Veranstaltung mit Brodbeck und
Huber war, in der es um Vollgeld ging, stand der
lokale Sparkassendirektor auf und sagte: "ich weiß
nicht worüber sie reden mit dieser Geldschöpfung -
wir machen Fristentransformation."
Ein
typisches Beispiel für die Sprachverwirrung zwischen
Volkswirten und Bänkern. Die Volkswirte modellieren sich
das Geldsystem und den Bankensektor so zurecht, wie sie
ihn für ihre volkswirtschaftlichen Betrachtungen gerne
hätten. Was dabei in den Banken tatsächlich insgesamt
abläuft, interessiert sie offensichtlich nicht. Die
Funktion unseres Geldsystems mit Guthaben und Schulden
wird in Sach- und Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre
zwar vielfach beschrieben und erklärt, bei der Erklärung
von Geld beschränken die Autoren sich vielfach auf die
Funktionen von Geld und wie Geld eingesetzt wird. Wie
Geld entsteht, wird überwiegend entweder nicht
erläutert, oder es wird auf die Entstehung der
Tauschwirtschaft verwiesen. Neu wird jetzt wieder die
bereits im 19. Jahrhundert bekannte
"Geldschöpfungstheorie der Banken" aus der Schublade
hervorgeholt und als neue Erkenntnis angepriesen. (z. B.
Norbert Häring, Die Bundesbank versucht über
Geldschöpfung aus dem Nichts aufzuklären – vergeblich, http://norberthaering.de/de/27-german/news/818-bundesbank-geldschoepfung)
Die Bänker hingegen leben in ihrer eigenen Welt. In der
Bankbetriebslehre und den Fachbücher über
Banken und das Kreditwesen kommt das Wort
"Geldschöpfung" so gut wie garnicht vor. Das
Stichwort „Geldschöpfung“, unter welchem die Entstehung
von Geld eigentlich beschrieben werden sollte, sucht man
teilweise vergebens. Wird die Geldschöpfung beschrieben,
so geschieht dies auf weniger als zwei Seiten in einem
Buch mit über 1000 Seiten. Im Wesentlichen beschränken
sich die Erklärungen auf folgende Aussage: „Die
Geldschöpfung der Geschäftsbanken erfolgt durch
Kreditgewährung und Buchung der eingeräumten Kredite auf
Konten. Das so entstandene Buchgeld ist seinerseits die
Grundlage für weitere Kreditgewährungen durch die Banken.“
Nun kommt noch der Satz des oben erwähnten
Sparkassendirektors hinzu: "ich weiß nicht worüber
sie reden mit dieser Geldschöpfung - wir machen
Fristentransformation.“
Hallo Rudi,
Geldschöpfung und Fristentransformation sind zwei sehr
unterschiedliche Dinge.
Bei der Argumentation des Bankers und der Banken im
Allgemeinen darf man nicht die Interessenlage vergessen. Banken
haben kein Interesse, dass die Allgemeinheit versteht, dass der
Finanzsektor mit selbstgemachtem Geld seine Rechnungen bezahlt
und Kredite vergibt.
Ich kenne zwar auch Banker, die nach bestem Wissen und
Gewissen davon überzeugt sind, dass Banken kein Geld schöpfen,
aber auch im Mittelalter war die Kirche nach bestem Wissen und
Gewissen überzeugt, dass sich die Sonne um die Erde dreht.
Entscheidend scheint mir bei allen Diskussionen zu sein, ob
die Theorie bzw. Behauptungen aufgrund von Tatsachen und
logischen Schlussfolgerungen bewiesen werden können und auch der
Gesamtzusammenhang betrachtet wird.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Die Frage ist z.B. im Falle der Fristentransformation, ob
Banken tatsächlich das machen, was sie behaupten und glauben zu
tun. Die sog. Goldene Bankregel, nach der Banken sich verhalten
sollten, besagt genau das Gegenteil.
Und was als langfristiger Kredit erscheint, ist nach genauer
Betrachtung ein stetiger Fluß gleichbleibender Zahlungen, wie
z.B. bei einem Annuitätendarlehen.
Der entscheidende Punkt ist, dass die aus den Aktiva
generierten Einzahlungen der Höhe und Fälligkeit nach größer
oder gleich den durch die Passiva generierten Auszahlungen ist.
- Und diese Situation kann durch sehr unterschiedliche
Kombinationen erreicht werden.
Gruß
Arne
In der o. g. Veranstaltung trafen offensichtlich die
Mitglieder zweier unterschiedlicher Gruppen aufeinander,
die nicht die gleiche Sprache benutzten. Sie
interessierten sich jedoch auch offensichtlich nicht für
den Sprachgebrauch der jeweils anderen Gruppe. Überzeugt
von der eigenen Vorstellung über die Funktionsweise des
Geldsystems wird die Auseinandersetzung mit der jeweils
andern Meinung als unnötiger, nicht zielführender
Aufwand angesehen.
Geldschöpfung der Banken aus
volkswirtschaftlicher Sicht
Unbestritten ist wohl heute die Aussage, dass in einem
Kreditvorgang sowohl eine neue Forderung der Bank an den
Kreditnehmer entsteht wie auch gleichzeitig eine neue
Forderung des Kreditnehmers an die Bank. Diese Forderungen
unterscheiden sich im Wesentlichen in den zugrunde
liegenden Fristen. Während die Kreditforderung der Bank
erst nach z. B. 2 Jahren fällig ist, besteht für die
Forderung des Kreditnehmers an die Bank keine Frist. Die
Forderung des Kreditnehmers an die Bank, unser
"Giralgeld", ist sofort fällig. Dieser unterschiedlichen
Fristigkeit wird von Volkswirten jedoch keine besondere
Aufmerksamkeit geschenkt. Aus ihrer Sicht schöpfen die
Geschäftsbanken im Kreditvorgang neues "Geld" aus dem
Nichts.
Die Formulierung "aus dem Nichts" soll andeuten, dass
"neues Geld" = "täglich fällige Verbindlichkeit der Bank
gegenüber den Kunden" geschaffen wurde, ohne dass die Bank
über entsprechende täglich fällige Forderungen (z.B.
Bargeld, täglich fällige Guthaben bei der Zentralbank oder
bei anderen Banken) verfügt. Das den "täglich fälligen
Verbindlichkeiten der Bank gegenüber den Kunden"
langfristige Forderungen und Vermögenswerte auf der
Aktivseite gegenüberstehen, wird dabei verschwiegen.
Fristentransformation aus Bankensicht
Unter Fristentransformation wird allgemein verstanden,
dass ein Kreditnehmer z. B. einen Kredit über 10.000 €
für 5 Jahre benötigt, jedoch kein Sparer bereit ist,
diesen Betrag für 5 Jahre festzulegen. Der Sparer möchte
den Betrag nur für 1 Jahr festlegen. Die Bank gewährt den
Kredit, muss demnach nach einem Jahr einen neuen Sparer
finden, der ebenfalls bereit ist, einen Sparbetrag in
dieser Höhe für ein Jahr festzulegen. Die Bank benötigt
somit zeitlich hintereinander 5 Sparer mit einem
Sparbetrag von jeweils 10.000 €, um dem Kreditnehmer den
Betrag von 10.000 € für 5 Jahre zur Verfügung zu stellen.
5 Jahresfristen hat sie zu einer 5-jährigen Frist
transformiert. In dieser Fristentransformation wird eine
wesentliche Funktion unseres Bankensystems gesehen. Was
geschieht aber mit dem "Giralgeld", den täglichen
Forderungen der Kunden an die Bank? Der einzelne Kunde
wird sein Giralgeld für Überweisungen oder aber
Barauszahlungen benutzen. Betrachtet man jedoch den
gesamten Giralgeldbestand einer Bank stellt man fest, dass
dessen Summe sich nur noch unwesentlich verändert, in der
Tendenz immer steigend. Obwohl also der Bankkunde sein
Giralgeld täglich für Zahlungen verwenden kann und dies
auch tut, besitzt jede einzelne Bank einen "Bodensatz" an
Giralgeld, der stets vorhanden ist. Dieser wirkt sich wie
ein dauerhafter Kredit der Bankkunden gegenüber der Bank
aus. In Höhe dieses Bodensatzes kann also die Bank
langfristige Kredite vergeben ohne sich der Gefahr
auszusetzen, dass es zu Zahlungsengpässen kommt.
Ohne die Erkenntnis über diesen Bodensatz müsste die Bank
soviele "täglich fällige Aktiva" besitzen wie sie an
Giralgeldern auf den Konten ihrer Kunden verbucht hat.
Dann hätte sie fristenkongruent finanziert, dass heißt,
den täglich fälligen Forderungen der Kunden an die Bank
auf der Passivseite würden auch täglich fällige
Forderungen auf der Aktivseite gegenüberstehen.
Aufgrund destatsächlich vorhandenen Bodensatzes ist dies
jedoch nicht erforderlich. Die Bank hat tägliche fällige
Kredite ihrer Kunden erhalten, deren Giralgelder, und
finanziert damit langfristige Kredite an Kreditkunden. Sie
betreibt Fristentransformation auf der höchsten Stufe, d.
h. aus Krediten ohne Frist generiert sie langfristige
Kredite.
Fazit
An Gemeinsamkeiten lässt sich bei beiden Betrachtungen
feststellen, dass "täglich fällige Verbindlichkeit der
Bank gegenüber den Kunden" neu geschaffen wurden, ohne
dass diesen auch "täglich fällige Forderungen der Bank"
gegenüberstehen. Die Volkswirte bezeichnen diesen Vorgang
als "Geldschöpfung", wohingegen die Banken von
"Fristentransformation" sprechen. So einfach lässt sich
das anfängliche Sprachproblem zwischen Volkswirten und
Bänkern lösen. Die gegenseitige Position muss lediglich
ernsthaft wahrgenommen und untersucht werden.
Otto Hübener beschreibt bereits 1853, dass bei der
Fristentransformation die Bank etwas verkauft, was sie zum
Zeitpunkt der Kreditgewährung noch nicht besitzt. Eine
Form von ungedecktem Leerverkauf.
weiter Informationen:
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Goldene_Bankregel
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Bodensatztheorie
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Shiftability-Theorie
Mit den besten Grüßen
Rudi Müller
--
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