ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der ..."
- Date: Sun, 08 May 2016 09:08:41 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Rudolf,
Die Formulierung von ukw:
"/..die Banken können das selbst geschaffene Geld zwar nicht direkt auf einem Konto einzahlen, das auf ihren Namen läuft. Die Banken können jedoch das Geld selbst schaffen mit dem sie ihre Anlagegüter kaufen und dann auf ein Konto einzahlen, dass der Verkäufer bei der Bank führt./"
finde ich präzise und durchdacht.
Wie schon gesagt, fehlt die Spezifizierung, "Geld für wen?" Die Bank schafft mit der Gutschrift des Kaufpreises eine Verbindlichkeit gegen sich selbst, die der Kunde unter bestimmten Umständen als Zahlungsmittel verwenden kann. Die Bank selbst aber kann damit gerade nicht zahlen. Siehe meine Antwort auf Dein anderes Posting.
Eher habe ich mit Deinem Denkmodell Schwierigkeiten. Die Geschäftsbanken können Zahlungsmittel sowohl für Nichtbanken wie auch für den Ankauf von Aktiva selbst schöpfen.
Wenn die Bank dem Kunden den Kaufpreis gutschreibt, hat sie damit genausowenig bezahlt wie Du, wenn Du bei mir einen PC kaufst und dafür passiv eine Verbindlichkeit mir gegenüber buchst (Bilanzverlängerung für Dich, aktiv + PC, passiv + Verbindlichkeit ggü. Wolfgang; Aktivtausch für mich: - PC, + Forderung an Rudi).
Die Buchungen sind analog. Und die Bank hat mit der Gutschrift nicht bezahlt, sondern ist eine Verbindlichkeit eingegangen, die der Kunde jederzeit einfordern kann - oder, in einem Grenzfall, nie.
Die so erzeugten Zahlungsmittel landen genauso auf einem Girokonto eines Kunden wie die bei einem Kredit erzeugten Zahlungsmittel.
Nein. Dann hast Du mich mißverstanden bzw. ich habe mich unklar ausgedrückt. S.o.
Der einzige Unterschied ist die Form des erworbenen Aktivums. In einem Fall wird eine Forderung an den Kreditkunden erworben und im anderen Fall Sachvermögen.
Nein, der Unterschied besteht bezüglich der Fälligkeit der Verbindlichkeit, die jeweils entsteht. Verbindlichkeiten von Nichtbanken haben einen konkreten zukünftigen Fälligkeitstermin, Sichtverbindlichkeiten von Banken sind "auf Sicht", d.h. jederzeit fällig. Der Berechtigte kann sie jederzeit abfordern.
Wenn eine Geschäftsbank von einem ihrer Kunden Vermögenswerte kauft und dem Käufer den Kaufpreis auf dessen Konto gutschreibt, verlängert sich ihre Bilanz.Jo
Genau so, wie sich bei JEDEM Kauf auf Kredit (auch einer Nichtbank) die Bilanz des Käufers verlängert.
Ergänzung zum Erwerb von Anlagengüter durch die Bank:
Die Gegenpositionen in der Bilanz des Verkäufers befinden sich beim Anlagenverkauf beide auf dessen Aktivaseite. Bei ihm findet also nur ein Aktivtausch statt. In der der Bankbilanz ist jedoch eine Bilanzverlängerung zu verzeichnen.
S.o.
Sowohl der Käufer Nichtbank als auch die Käuferin Geschäftsbank schulden jedoch Zahlungsmittel, die sie selbst nicht schöpfen können.Da kann ich Deinem Gedankengang nicht folgen. Die Geschäftsbank kann sehr wohl mit selbst erzeugtem Giralgeld zahlen.
Wie schon im anderen Posting, da liegt das Kernmißverständnis. Zahlung ist dadurch definiert, daß ein Schuldverhältnis aufgelöst wird.
Nochmal:
(1) ich kaufe von Dir einen PC "auf Lieferantenkredit". Du buchst aktiv eine Forderung gegen mich. Aber erst in 30 Tagen reiche ich Dir den Betrag in Bar rüber. Erst jetzt habe ich bezahlt, und jetzt ist die Verbindlichkeit ("Kredit") verschwunden, weil erfüllt.
(2) du verkaufst den PC Deiner Bank. Die schreibt Dir den Kaufpreis auf Deinem Konto gut, hat also eine Verbindlichkeit Dir gegenüber. 30 Tage später läßt Du Dir den Betrag auszahlen (Bilanzverkürzung für die Bank, Aktivtausch für Dich). JETZT hat die Bank bezahlt, d.h. ihre Verbindlichkeit erfüllt.
Siehe meine Antwort auf Dein anderes Posting.
Bezüglich des gegebenenfalls folgenden Abflusses von Mitteln sehe ich absolut keinen Einfluss durch die Art der zugrunde liegenden Giralgeldschöpfung.
Verstehe nicht, was Du damit meinst.
(Vielleicht musst Du Dich an dieser Stelle etwas von Deinem Hierarchiemodell trennen.;-))
Der Punkt ist, die Hierarchie besteht immer, verhält sich aber dynamisch. Sie kann sich "abflachen" (dann entscheiden sich die unteren Hierarchieebenen, nicht nur dem hierarchisch obersten, sondern auch darunterliegenden Ebenen Zahlungsmittelfunktionen zuzusprechen). Das andere Extrem ist ein Bank run, in dem die Hierarchie wieder sehr steil wird. Der Punkt ist, daß das ein dynamischer Prozess ist, der nicht von der Gesamtwirtschaft zu trennen ist. Momentan ist die totale Abflachung, die dann viele für "bare Münze" und den immer bestehenden Normalzustand halten, eben durch die aktuelle Geld-, Fiskal- und wirtschaftspolitische Konstellation bedingt, in der eine ultra-restriktive Fiskalpolitik und eine ultra-lockere Geldpolitik systematisch gegeneinander arbeiten.
Das merkt die Geschäftsbank nicht nur dann, wenn der Verkäufer sich sein Guthaben in bar auszahlen lassen möchte, sondern auch, sobald sie bei jemandem etwas kauft, der sein Konto eben nicht bei ihr, sondern bei einer anderen Geschäftsbank führt. Dann ist es eben mit einer bloßen Gutschrift nicht getan, sondern für die Überweisung an die andere Bank wird (nach Clearing) Zentralbankgeld benötigt.Der Ausgleich muss nicht zwingend in ZB-Geld erfolgen. Er kann z. B. bei Korrespondenzbankgeschäften auch durch Erhöhung des gegenseitig eingeräumten Kredites erfolgen.
Siehe Antwort an andere Mail, auch das ist keine Zahlung, und letztendlich müssen die Salden in Zentralbankgeld beglichen werden. Forderungen, die man niemals einfordert, sind keine Forderungen mehr.
Von der Vorstellung des übergeordneten "Zentralbankgeldes" habe ich mich mittlerweile gelöst und bevorzuge ein Modell mit in erster Linie horizontal angeordneten Banken einschl. Zentralbank.
Dann nimmst Du die Situation, wie sie gegenwärtig aussieht, für bare Münze (s.o.) und hältst sie für immer gegeben, verpaßt damit aber die Dynamik der Hierarchie (s.o.). Du hältst die ultra-lockere Geldpolitik der Gegenwart für das immer gegebene - das ist aber Ausdruck einer spezifischen Konstellation, s.o.
Diese hat jedoch aufgrund von Gesetzen das Privileg, die Geschäftsbanken durch verordnete Zwänge an sich binden zu können. Dies geschieht sowohl durch die Mindestreserve, Verpflichtung an die Geschäftsbanken, jederzeit deren selbst geschöpftes Giralgeld in gesetzliches Zahlungsmittel tauschen zu müssen sowie auch durch den Bedarf an ZB-Geld für Überweisungen.
Würde kein Bargeld mehr benötigt, aus welchen Gründen auch immer, bliebe als Bindung lediglich zwingend die Mindestreserve und ZB-Geld für Überweisungszwecke.
Es gibt noch eine Reihe weiterer geldpolitischer Instrumente, die Du nicht nennst. Per Refinanzierungspolitik kann die ZB z.B. bestimmen, welche GB-Aktiva zentralbankfähig sind und welche nicht, d.h. welche Aktiva die GBen monetisieren können und welche nicht. Auch das beeinflußt Liquiditätsrisiko und -Situation der GBen.
Überweisungsmittel wären ein Zwangspunkt, der aber bei genügend Kreditbeziehungen unter den Banken auch minimiert werden könnte. Beide Modelle haben mE ihre Berechtigung. Man sollte jedoch auch deren Grenzen klar erkennen.
So ist es, daher ist es so wichtig, die Dynamik der Kredithierarchie zu erkennen und zu erkennen, daß in unterschiedlichen Situationen eher eines der beiden Prinzipien dominant wird. Und dann als nächstes, in WELCHEN Situationen, und durch welche Konstellation diese zustandekommen. Statt eines der beiden Prinzipien zu verabsolutieren und damit falsch zu verallgemeinern. Genau das macht Perry Mehrling http://ieor.columbia.edu/files/seasdepts/industrial-engineering-operations-research/pdf-files/Mehrling_P_FESeminar_Sp12-02.pdf wunderbar, und es ist hier anscheinend noch nicht angekommen. Kann ich nur empfehlen.
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Zentralbanksystem
Genau das war ja mein Punkt, und genau dies wird ja im Universalbankmodell ausgeblendet.Falls Du damit die "Wickselsche Idealbank" meinst, so möchte ich darauf hinweisen, dass diese ein Modell in einem Staate ohne Bargeld und mit nur einer Bank verkörpert.
Eben, deswegen kann es da per Definition keine Kredit-/Geldhierarchie geben.
http://www.um-bruch.net/uwiki/index.php?title=Das_Geldr%C3%A4tsel:_Wicksellsche_Idealbank
Aber die Gemeinsamkeiten zwischen dem Kauf auf Kredit der Nichtbank und demjenigen der Geschäftsbank gehen noch weiter. Auch die Forderung gegen den Käufer "Nichtbank" kann dessen Gläubiger aber unter Umständen gegenüber Dritten als Zahlungsmittel verwenden (Wechsel).Mit Kreditkauf meinst Du jeweils den Erwerb einer Forderung? Die Bank erwirbt eine Forderung an den Kreditnehmer und dieser eine Forderung an die Bank?
Der Unterschied zwischen dem Kreditkauf der Nichtbank und dem der Geschäftsbank besteht nur darin, daß im Fall des Käufers Nichtbank dieser eine Verbindlichkeit eingeht, die einen genau definierten Fälligkeitstermin hat (z.B. Zahlungsziel 30 Tage), während die Geschäftsbank eine jederzeit fällige Verbindlichkeit ("Sichtverbindlichkeit") eingeht. Das bedeutet eine jeweils andere zeitliche Struktur der Liquiditätsrisikos.
Siehe nochmal das Beispiel oben.
Gruß
Wolfgang
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", moneymind, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", ukw, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", Rudolf Müller, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe ...", Alexander Raiola, 12.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ... ", ukw, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundenein, moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundenein, Rudolf Müller, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ... ", moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ... ", Rudolf Müller, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der ...", moneymind, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ... ", Rudolf Müller, 08.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken ... ", moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundenein, Rudolf Müller, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] [AG Wirtschaft] Vortrag "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundenein, moneymind, 07.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 13.05.2016
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- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 16.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Rudolf Müller, 16.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 16.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Rudolf Müller, 17.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 16.05.2016
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- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 17.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Peter Baum, 17.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 18.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 17.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Rudolf Müller, 16.05.2016
- Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?", Arne Pfeilsticker, 16.05.2016
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