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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?"

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?"


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: Peter Baum <p.baum AT posteo.de>
  • Cc: Hans-Florian Hoyer <hfhoyer AT posteo.de>, "ag-geldordnung-und-finanzpolitik@lists piratenpartei. de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, joseph.huber AT t-online.de, Hajo Köhn Neue Geldordnung <hajo.koehn AT neuegeldordnung.de>, "Manuel Klein - Monetative e. V." <manuel.klein AT monetative.de>, sg AT grossmann-koehn.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] "Kreditvergabe der Banken durch Geldschöpfung oder Kundeneinlagen?"
  • Date: Wed, 18 May 2016 00:37:20 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 17.05.2016 um 21:24 schrieb Peter Baum <p.baum AT posteo.de>:

Hallo Arne,

ich gratuliere zu Deinem letzten Satz:

    Zugegeben, manchmal muss man mich sehr gern haben, um meine Argumente ertragen zu können. :-)

 er zeugt von Humor und Selbsterkenntnis :-)

Deine sehr detaillierte Betrachtungsweise zu studieren ist zwar mühsam, führt aber dann doch bisweilen auch zu vertieften Erkenntnissen.

Dennoch neige ich eher zu Florians Ansicht.
Es kommt ja m.E. darauf an, dem Publikum, insbesondere Schülern, die "Geldströme" verständlich zu machen. Das geht sicher nicht ohne das Verständnis von Bilanzen mit ihren Aktiv- und Passivkonten, weil die Transaktionen dort verbucht werden. Es geht aber - und da stimme ich Florian zu - ohne Buchungssätze: diese schrecken den Leser eher ab.

Hallo Peter,
dass verständliche Kommunikation wichtig ist, ist unstreitig. - Bevor man jedoch anderen etwas erklärt, sollte man selbst den Sachverhalt verstanden haben. Und um das zu erreichen sollte man m.E. jedes geeignete Mittel heranziehen. 


Das Bild des Geldflusses stimmt beim Bargeld, da findet in der Tat eine räumliche Bewegung von einer Geldbörse in die andere statt. Beim Buchgeld gibt es das nicht, da können Beträge nur in T-Konten entweder ins Soll oder ins Haben gebucht werden, und entsprechend ändert sich der Saldo, aber es fließt nichts.

Obwohl bei einer Überweisung zwischen verschiedenen Banken kein Bargeld transportiert wird sondern bei jeder der beteiligten Banken nur Buchungen vorgenommen werden,

„nur Buchungen“? - Die Buchungen sind nach meinem Verständnis lediglich die Dokumentation, aber nicht der dokumentierte Sachverhalt, um den es hier geht. Der Sachverhalt um den es geht sind schuldrechtliche Beziehungen und insbesondere Ansprüche auf Geld. Das eine Ende dieser Beziehung nennt sich Forderung, das andere Ende Verbindlichkeit. Aufgrund von rechtlichen Verfügungen werden z.B. Forderungen übertragen und Verbindlichkeiten durch Leistungen erfüllt.

und zwar jeweils sowohl auf der Aktivseite (Reserven) als auch auf der Passivseite (Giralgeld), kann man dies im Ergebnis als einen Geldfluss ansehen: Das Giralgeld "fließt" vom einem Girokonto der einen Bank auf ein Girokonto bei der anderen Bank (M1 ändert sich nicht),

Mir sind diese Begriffe zu metaphorisch und zu wenig am tatsächlichen Geschehen. Natürlich könnte man z.B. sagen, dass das Leben „fließt“ und ignoriert dabei, was tatsächlich gemeint ist: Die Einen sterben und andere werden geboren. - Und so ähnlich ist es bei einer Überweisung. Bei der Bank des Überweisenden stirbt ein Anspruch auf Geld durch Erfüllung. Diese Erfüllung besteht aus Leistungen, die bei der Empfängerbank einen neuen Anspruch auf Geld entstehen lässt.

Dadurch dass das neue entstandene Anspruch auf Geld einen anderen Schuldner hat, bedeutet dies, dass genau genommen der gestorbene und der geborene Anspruch in einem entscheidenden Merkmal unterschiedlich sind.

Da aber Ansprüche auf Geld Gattungsschulden sind, was bedeutet, dass dieser wesentliche Unterschied ignoriert wird. Und so entsteht tatsächlich der Anschein eines „Fliesens“. Dieses Fliesen ist aber eine „gewollte“ Sinnestäuschung. 

Von „fliesen" kann und sollte man m.E. nur reden, wenn der selbe Anspruch auf Geld einen neuen Gläubiger bekommt. 

In einem reinen Bargeld oder Vollgeldsystem könnte man sagen, dass dort das Geld „fließt“: Das Forderungsende einer Rechtsbeziehung wird ständig weiter gereicht. 

In unserem derzeitiges Geldsystem ist ein ständiges Kommen und Gehen von Ansprüchen mit einer sehr hohen Frequenz.

Die aus meiner Sicht entscheidende Frage ist nun: Welche Auswirkungen haben diese Unterschiede? 

und die Reserven "fließen" gleichzeitig in gleicher Höhe von einem Aktivkonto bei der einen Bank auf ein Aktivkonto der anderen Bank - obwohl es sich jeweils nur um Buchungen handelt, die den Saldo der beteiligten Konten in gleicher Höhe ändern.

Ich meine, um diese Vorgänge zu verstehen, braucht man Kenntnisse über Bilanzen, aber keine Buchungssätze.

M.E. kann man eine Bilanz erst verstehen, wenn man die dahinter liegenden Buchungssätze versteht. 

Viele Grüße
Arne



Wichtig für das Verständnis des Publikums finde ich, dass bei der Bereitstellung von Krediten tatsächlich Giralgeld entsteht, was erst bei der Tilgung wieder verschwindet, dass aber die Kreditgeldschöpfung einer Geschäftsbank nicht so sehr durch die Mindestreserve und die Eigenkapitalvorschriften sondern viel mehr durch den drohenden Abfluss von Reserven bei Überweisungen zu anderen Banken begrenzt wird.

Das Clearing verwirrt dabei nur, denn mit den zufließenden Reserven, welche die abfließenden vermindern, geht ja immer auch eine entsprechende Zunahme der Verbindlichkeiten auf der Passivseite einher.

Mit bestem Gruß

Peter





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