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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit,

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit,


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Currency vs. Credit,
  • Date: Tue, 03 Mar 2015 19:02:11 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

moneymind schrieb:
Bessere (weil spezifischere) Frage:

Wie kamen Menschen dazu, ein Rechtssystem zu entwickeln, das es ermöglicht, daß Menschen /verbriefte, handelbare Vermögensrechte/ schaffen können - und damit transferierbare Nominalforderungen? Und damit Kreditwirtschaft ...

In schriftlosen Stämmen werden keine bedruckten Zettel hin- und hergereicht und keine abstrakt quantifizierbaren Vermögenswerte verbucht und verrechnet ... da GIBT'S keine Bücher, nur direkte Aktion.

Was es dort NICHT gibt, worum sich aber unsere "kapitalistische" Kreditwirtschaft dreht, sind Gläubiger-Schuldner-Beziehungen, die von Dritten für "Dinge" gehalten werden und in Form von Zetteln ("Wertpapieren") an Vierte und weitere weitergereicht werden.

In other words: es gibt dort keine anonymisierbaren Schuldtitel, die als "Ding" gelten und als "Zahlungsmittel" dienen, sondern nur DIREKTE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN KONKRETEN PERSONEN.


Dort kursieren also nicht anonymisierte Beziehungen zwischen Menschen (wie Wechsel, CDOs oder ABS) in Form von Zetteln auf "Märkten" und "haben einen Preis", "versprechen einen Gewinn" in der Form G-G', werden mit Beziehungen zwischen ganz anderen Menschen zu abstrakten Zahlen aufaddiert, die "Vermögen" (=letztlich Macht über nicht spezifizierte andere Menschen) ausdrücken.

Jeder Mensch, der aus einer Stammesgesellshaft kommt, würde sich bei der Konfrontation mit solch seltsamer Praktiken ans Hirn tippen und sich fragen: "spinnen die?!?"

Das macht übrigens auch jedes Kind. WIR dagegen halten "Kredit", "Geld", "Vermögen", "Wert" für "selbstevidente" "Dinge" und "Begriffe", die wir so gut wie nie hinterfragen, analysieren, in Frage stellen.

Marx hat SEINE Ahnung dieses Zusammenhangs mal so beschrieben (klassische Stelle aus dem ersten Kapitel des "Kapital"), leider bezogen nur auf die "Warenform des Arbeitsprodukts" und nicht auf die "Nominalforderung" oder Finanzvermögen, was viel näher am Kern wäre:

/"Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dies Quidproquo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. So stellt sich der Lichteindruck eines Dings auf den Sehnerv nicht als subjektiver Reiz des Sehnervs selbst, sondern als gegenständliche Form eines Dings außerhalb des Auges dar. Aber beim Sehen wird wirklich Licht von einem Ding, dem äußeren Gegenstand, auf ein andres Ding, das Auge, geworfen. Es ist ein physisches Verhältnis zwischen physischen Dingen. Dagegen hat die Warenform und das Wertverhältnis der Arbeitsprodukte, worin sie sich darstellt, mit ihrer physischen Natur und den daraus entspringenden dinglichen Beziehungen absolut nichts zu schaffen. Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt. Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies <87> nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist.

Dieser Fetischcharakter der Warenwelt entspringt, wie die vorhergehende Analyse bereits gezeigt hat, aus dem eigentümlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, welche Waren produziert.

Gebrauchsgegenstände werden überhaupt nur Waren, weil sie Produkte voneinander unabhängig betriebner Privatarbeiten sind. Der Komplex dieser Privatarbeiten bildet die gesellschaftliche Gesamtarbeit. Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, d.h. nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen." (MEW 23, S. 87 http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm)/




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