Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>
  • Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
  • Date: Sat, 14 Feb 2015 11:54:18 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 14.02.2015 um 08:54 schrieb Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>:


Am 13.02.2015 um 21:34 schrieb Patrik Pekrul:
Am 12.02.2015 um 19:40 schrieb moneymind <moneymind AT gmx.de>:

Hi,

Habe heute nochmal in Stützels "Paradoxa" gelesen, bis ca. S. 26.

Mir leuchtet folgendes ein:

Wenn Käufe und Verkäufe im Gleichschritt stattfinden, entsteht kein nennenswerter Kreditbedarf. Der Kreditbedarf ist also ein reines Vorsprungphänomen.
Unsinn! Käufe und Verkäufe müssen systematisch immer gleich groß sein, dann wenn einer etwas verkauft, muss ein anderer genau dieses zu genau diesem Preis kaufen?

Erklär mal, wie jemand etwas kauft, dass jemand anderes später erst verkauft oder umgekehrt?

Du verstehst nicht wovon die Rede ist. Mir kommt das sehr bekannt. Genau die gleiche Blockade hast Du bereits vor anderthalb Jahren an den Tag gelegt (z.B. Thread ex-Post vs ex-Ante). Nun ist es vornehmlich Deine Aufgabe zu ergründen worin diese Blockade begründet liegt. Da wir uns nunmehr aber anschicken Stützels Theorie gemeinsam systematisch zu erarbeiten will ich hier, auch für alle Mitlesenden den Versuch unternehmen den Erkenntnisprozess zu reflektieren.
Aus meiner Sicht liegt das zugrunde liegende Problem darin begründet, daß ein vermeintlich umfassend verstandener Gegenstandsbereich aus gänzlich anderer Sicht und mit einer anderen gänzlich anderen methodischen Vorgehensweise theoretisch beleuchtet und analysiert wird. Dabei bringt man ein Vorverständnis von Begriffen ein, die im Rahmen der neuen Theorie die es zu erschließen gilt eine abweichende Bedeutung haben (ich erinne an "Sparen" im Volkswirtschaftlichen Sinn - mit dem Du genau das gleiche Problem hattest).

Ich hatte damit kein Problem. Die Diskussion, die ich damals mit Axel führte bezog sich genau darauf, dass sich Keynes’ Betrachtung zu aggregiertem (!) Sparen und Investieren, und Axels Ansichten hierzu eben in der DEFINITION von „Sparen“ und „Investieren“ unterschied. Was Axel nicht einsehen wollte, dass Keynes’ Aussagen nicht „falsch“ sind, sondern nur innerhalb seiner Definitionen Gültigkeit haben. Ich denke bei Stützel handelt es sich um ein ähnliches Phänomen, wenn ich nur an die Definition von „Profit“ denke, die ja eher unorthodox ist.

Im Falle der Saldenmechanik sind die Begriffe wohldefiniert, was in vielen anderen Theorien leider nicht gegeben ist. Zum Erkenntnisprozess gehört also notwendig die Dekonstruktion von Begriffen. Erst dann läßt sich der jeweilige Begriff im neuen Kontext neu konstruieren. Was für elementare Begriffe gilt setzt sich auf der Ebene von Zusammenhängen fort. Dekonstruktion als eine notwendige Leistung des Erkenntnisprozesses zu begreifen halte ich für enorm wichtig. Konkret gilt es also, sich bei der Saldenmechanik genau anzuschauen was Stützel mit verwendeten Begriffen meint.

Da stimme ich dir zu. Ich denke aber nicht, dass es einen Erkenntnisgewinn bedeutet, wenn man bei Betrachtung der selben Sache zu anderen Schlüssen kommt, nur weil man bestehende Begriffe anders verwendet. Das ist so als würde man sich endlos über die Eigenschaften von „Wein“ unterhalten, und einer meint damit ein Getränkt, dass grundsätzlich aus Trauben gewonnen wird, während ein anderer auch „Kirschwein“ und „Gänsewein“ darunter subsummiert. Wenn Stützel nun hinsichtlich des „Profits“ zu anderen Erkenntnissen kommen sollte, als andere Ökonomen, nur weil er den Begriff umdefiniert, dann mag das zwar ein interessantes Gedankenspiel sein, wird aber zu keinen wirklichen neuen Erkenntnissen führen, sondern nur zu anderen Beziehungen, die aber in nichts anderem begründetet sind als besagter Neudefinition.


Wenn also beim allerersten Einstieg in die Saldenmechanik bereits "Unsinn!" ausgerufen wird und alle Beteiligten (Patrik, Wolfgang aka Moneymind, und Stützel) überaus intelligente Personen sind, dann ist das imho ein deutlicher Indikator für kongnitive Dissonanz.

OK, ich ziehe „Unsinn!“ zurück. „Unsinn!“ steht für: "Ich stimme dem so nicht zu, weil ich es für fundamental falsch halte. Anbei meine Gegenargumente:"

Wir haben in der AG dieses Phänomen in der Vergangenheit vornehmlich als Erkenntnishürde bei Vertretern neoklassischer Theorien festgestellt und empfinden es womöglich als Abwertung der eigenen Person wenn es in Bezug auf die jeweils eigene Person zur Anwendung kommt. Es ist meiner Überzeugung nach, ungleich leichter es beim jeweils anderen zu konstatieren als in Betracht zu ziehen das man möglicherweise selbst davon betroffen ist.
Ich habe es mir angewöhnt eigene Erkenntnisprozesse zu reflektieren und für mich festgestellt dass sich um ein viel alltäglicheres Phänomen handelt als es gemeinhin angenommen wird und es daher ein ständiges Bemühen erfordert einen angemessen aufgeschlossenen Geist zu bewahren. Ich bin in dieser Beziehung Dir gegenüber vielleicht dadurch im Vorteil weil mein Intellekt verhältnismäßig schwerfällig ist und ich daher in der Regel wenn ich etwas nicht auf anhieb verstehe, zu allererst daran denke dass das Problem in meiner eigenen unzureichenden Dekonstruktionsleistung liegen könnte als in einer "Unsinn" hervorbringenden Konstruktionsleistung des jeweils anderen vermute - ich dem anderen also in der Regel ein hinreichendes intellektuelles Vermögen unterstelle.

Ich denke, Moneymind hat ein „hinreichendes intellektuelles Vermögen“. Ich beobachte nur, dass in dieser Gruppe die Übertragungsleistung nicht gelingt, dass genau die selben Zusammenhängen, die hinsichtlich des Funktionieren des Geldsystems im Inland erarbeitet wurden, sich im Außenhandel gelten. Wir begeben uns sichtlich wieder auf den „Goldmünzenhandel“ und die „unsichtbare Hand“ zu. Ganz so, als würde an der Landesgrenze irgendetwas okkultes passieren und plötzlich alles anders sein. Die Saldenmechanik kann benutzt werden, um Aussagen wie „Deutschlands Überschüsse sind „schuld“ and Griechenlands Defizit“ glasklar zu widerlegen - wie Arne auch schon eingeräumt hat. Und ich stimme mit Arne überein, dass wir diese logisch zwingende Herleitung akzeptieren sollten - und damit besagte Aussage ad acta legen. Leider hat sich Arne nicht die Mühe gemacht, die Gültigkeit der Aussage ebenso mathematisch herzuleiten, schade.

Sachlich ist das in Frage stehende Vorsprungsphänomen schnell erkärt:

Kaufvorsprung respektive Verkaufsvorsprung ensteht immer dann wenn Kauf/Verkauf und Zahlung zeitlich nicht zusammenfallen.

Was eben - meiner Meinung nach - faktisch nicht möglich ist (weder im deutschen Recht und im französischen schon gar nicht).

Gleischschritt meint das zeitliche Zusammenfallen von Kauf/Verkauf und Zahlung.

Das ist ein anderes Thema und dieses wiederum ist Gang und Gäbe; und es würde auch keiner bestreiten, dass man „auf Ziel“ einkaufen kann, wodurch ein (dokumentiertes) Schuldverhältnis entsteht.


Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang