ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen
- Date: Sat, 14 Feb 2015 12:10:09 +0100
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Am 12.02.15 um 19:40 schrieb moneymind:
> Habe heute nochmal in Stützels "Paradoxa" gelesen, bis ca. S. 26.
>
> Mir leuchtet folgendes ein:
>
> Wenn Käufe und Verkäufe im Gleichschritt stattfinden, entsteht kein
> nennenswerter Kreditbedarf. Der Kreditbedarf ist also ein reines
> Vorsprungphänomen.
Anders ausgedrückt: es besteht eine zeitliche Lücke zwischen zwei
Zahlungsvorgängen, wodurch sich ein Finanzierungsbedarf begründet.
> Bedeutet das nicht im Umkehrschluß: wenn wir die gegenwärtige
> Situation als "Schuldenkrise" oder wahlweise auch "Guthabenkrise"
> wahrnehmen und die Ursachen im "Geldsystem" vermuten - übersehen wir
> dann nicht die sozusagen darunter verborgenen
> Kaufs-/Verkaufs-Ungleichgewichte, die sozusagen das Primärphänomen
> wären?
Bitte streich den Begriff 'Gleichgewicht' aus deinem Wortschatz, wenn es
um makroökonomische Phänomene geht. Argumentativ ist man da ganz schnell
im neoklassischen Narrativ.
> Das scheint mir eine ganz essentielle Einsicht zu sein, die aber ja
> gerade bei den Leistungsbilanzungleichgewichten zwischen den
> verschiedenen Ländern offensichtlich ist - aber natürlich nicht nur
> dort gilt, sondern ganz generell.
Man sollte vielleicht besser von Leistungsbilanz*differenzen* sprechen.
> Umverteilung über Besteuerung wäre eine mögliche Form des Ausgleichs
> solcher Ungleichgewichte (und damit der Vermeidung von Spannungen
> zw. Gläubigern und Schuldnern), allerdings eine Form, die eine
Das sind vor allem Maßnahmen, die nur innerhalb eines Währungsgebietes
im jetzigen setting möglich sind.
> staatliche Autorität voraussetzt. Eine weitere Form wäre eben
> Keynes' "international clearing union", oder - wie manche behaupten -
> frei floatierende Wechselkurse (was aber Christoph ja als
Wo siehst du den Zusammenhang zwischen flexiblen Wechselkursen und einer
internationalen Verrechnngsstelle?
> Mechanismus beschrieben hat, das nicht wirklich zum Ausgleich von
> Ungleichgewichten dient, sondern letztlich dem Starkwährungsland
> nutzt und dem Schwachwährungsland schadet).
>
> Ist es nicht auch so, daß ... wenn kein nennenswerter Kreditbedarf
> entsteht, den Banken ein Betätigungsfeld wegfällt, diese also eher
> ein Interesse an Ungleichgewichten haben müßten?
Das ist auch so, solange Banken wie gewöhnliche profitorientierte
Unternehmen behandelt werden. Der Druck fällt weg, sobald Banken als
reine Treuhänder zusammen mit der Zentralbank als Verrechnungssystem
eines Währungsgebietes funktionieren.
> Zwischen Christoph und Gerhard scheint da ja eine gewisse
> Übereinstimmung zu bestehen, wenn sich beide - soweit ich sehe -
> dabei auch nicht direkt auf Stützel beziehen, sondern eher auf
> Keynes, der dies nicht so explizit und systematisch wie Stützel
> behandelt hat, dafür aber eine pragmatische Lösung auf der Basis
> dieser Einsicht erarbeitet hat (clearing union).
Bei meinem Ansatz für eine Clearing Union berufe ich mich vorrangig auf
Cencini. Bei ihm ist die Clearing Union Bestandteil einer
umfangreicheren Bankenreform (Quantumökonomie). Dort ist eine gemeinsame
Zentralbank von Zentralbanken eine reine Abrchnungsstelle für nationale
Notenbanken, welche in diesem Verbund die selbe Rolle für die nationalen
Notenbanken einnimmt, wie es die nationalen Notenbanken für die
jeweiligen Geschäftsbanken sind.
Der Unterschied zu Varoufakis Umwälzmechanismus, der stärker am
Keynes-Plan orientiert ist, besteht darin, dass bei Cencini in einer
rein passiven Form Strafzinsen für Zahlungsbilanzüberschüsse/defizite
nicht unbedingt notwendig sind. Dies könnte in der politischen Debatte
um die Zukunft der Eurozone von Bedeutung sein, da insbesondere Weidmann
und die Bundesbank immer Wert auf eine strikte Neutralität gelegt haben.
> Any ideas? Rolf will ja im nächsten mumble zu Stützels Paradoxa auf
> dieses Thema eingehen.
Ich halte die Beschäftigung mit Stützel für didaktisch sehr sinnvoll, da
er, als Einziger neben den Quantumökonomen, mit der strengen Logik der
doppelten Buchführung argumentiert. Ich hoffe ich kann im Verlauf dieser
Diskussion verdeutlichen, wie diese Paradoxa in der Quantumökonomie
teilweise aufgelöst werden.
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Patrik Pekrul, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Patrik Pekrul, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, David Finsterwalder, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Patrik Pekrul, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, moneymind, 14.02.2015
- Re: [AG-GOuFP] Kredit-/Zahlungsmittelbedarf = reines Vorsprungphänomen, Gerhard, 16.02.2015
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