Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

[Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>]

> Am 10.01.2015 um 15:30 schrieb Amos Comenius <comenius2000 AT gmail.com>:
> 
>> Am 10.01.2015 um 15:17 schrieb Patrik Pekrul:
>> Am 10.01.2015 um 11:40 schrieb Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>:
>> 
>>>> Was ist schlimm an der Geldschöpfung? Nichts, außer man hält sich nicht 
>>>> an die Regeln.
>>> Die entscheidende Frage ist
>>> 
>>> 1. Wer
>>> 2. Wie
>>> 3. Wann
>>> 4. Wofür
>>> 
>>> Geld schöpfen darf, wobei ich am Ende 4. für das wichtigste Kriterium 
>>> halte.
>>> 
>>>> Ja, die wollen wir alle ändern, aber hat das was mit dem "System" an 
>>>> sich zu tun?
>>> Unser System definiert sich über 1., 2., 3. und 4. Änderst du die Regeln, 
>>> änderst du das System.
>> Nachfrage:
>> 
>> Um mal zu einer Versachlichung der Diskussion zu kommen, hätte ich 
>> folgende Fragen:
>> 
>> A. Geldsystem
>> 1. Ist es ein anderes System, wenn der Staat (schuldenfrei) Geld 
>> emittiert, oder die Geldmenge im wesentlichen schuldbehaftet über private 
>> Institute emittiert wird?
> Nein.

Interessant. Was wäre denn zum Beispiel ein anderes Geldsystem? Was sind die 
konstituierenden Merkmale eines Geldsystems?

>> 2. Sind wir uns einig, dass die "Disziplinierung" des Staates durch "die 
>> Märkte" dadurch begründet ist, dass der Staat sich das Geld zwingend von 
>> privaten Instituten leihen muss?
> Nein. Erkönnte auch Steuern erheben.

Stimmt, das kann er und tut er auch. Es gibt aber zwischen der Höhe der 
notwendigen Ausgaben und der Höhe der angemessenen Abgaben keinen zwingenden 
Zusammenhang und erst recht keine Gleichheit. Was passiert mit dem Delta?

>> 3. Sind wir uns einig, dass es solange keine (wirksame) Neuregulierung des 
>> Geldwesens geben wird, solange diese "Disziplinierung" aufrechterhalten 
>> wird?
> Nein

OK, was also hält die Staaten davon ab, z.B. die Steuern für MFI zu erhöhen - 
in welcher Form auch immer?

>> 4. Sind wir uns einig, dass eine andere Form der Staatsfinanzierung diese 
>> Abhängigkeit lösen kann?
> Nein.

Du meinst also, dass der Staat immer noch abhängig vom Votum der Märkte wäre, 
wenn er sich (de facto) schuldfrei finanzieren könnte? Wieso?

>> B. Bankkartelle/Geldschöpfungsprivileg
>> 5. Sind wir uns einig, dass es de facto mehrere (weltweite) Bankkartelle 
>> gibt, die die Geldmenge beliebig ausdehnen können, solange sie sich 
>> gegenseitig die Refinanzierung über den Geldmarkt ermöglichen?
> Nein.

Aha, was begrenzt also die Refinanzierung?

>> 6. Sind wir uns einig, dass diejenigen einen (Zeit-)Vorteil beim Erwerb 
>> des Sachvermögens haben, denen die Finanzierung ermöglicht wird?
> Ja.
>> 7. Sind wir uns einig, dass das Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben" dazu 
>> führt, dass es (vornehmlich) die Habenden sind, denen es ermöglicht wird 
>> sich (in nennenswertem Maßstab) weiteres Sachkapital anzueignen?
> Ja.
>> 8. Sind wir und einig, dass derjenige, der im Boom früher investieren kann 
>> (weil er finanziert wird), am Ende des Zyklus den meisten Gewinn macht?
> Nein.

Ok, warum verdient jemand, der bei steigenden Vermögenspreisen früher 
einsteigt, nicht mehr als jemand der erst später einsteigen kann?

>> 9. Sind wir uns einig, dass so eine zunehmende Konzentration des Vermögen 
>> befördert/beschleuningt wird?
> So und anders.

Widerspruch zu 8. Inwiefern trägt 8. zur Vermögenskonzentration bei, wenn es 
nicht in höheren Renditen resultiert?

>> Und abschließend (um Missverständnisse) zu vermeiden: Natürlich ist das 
>> Ziel letztendlich die Herrschaft über das Sachvermögen zu erlangen. Geld 
>> allein bringt einem nichts, aber wer das Geldsystem beherrscht, dem gehört 
>> am Ende das Sachvermögen.
> Nein. umgekehrt.

Widerspruch zu 6. Woher haben die Halter des Sachvermögens ihr Vermögen bevor 
sie Geld bekommen? Schuf Gott am 8. Tage die reichen?

>> Das Geldsystem ist nichts weiter als ein (Macht-)Instrument der "Elite".
> Nein.

Gut, das war zu erwarten. Klären wir erst einmal die anderen Punkte 
insbesondere die Widersprüche.

>> Hierzu Prof. Binswanger (war für Josef Ackermann ungefähr das, was Obi-Wan 
>> Kenobi für Darth Vader war):
>> 
>> "99 Prozent der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft 
>> sieht es nicht, die Ökonomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als 
>> "nicht existent". Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem 
>> erkennen, ist keine wirkliche [ökologische] Wende möglich."
> Eine so abstrakte Aussage ist nicht falsifizierbar, kann also auch nicht
> als wahr gelten.

Nunja, immerhin erkennen immer mehr Leute, dass das Geldsystem nicht neutral 
ist. Einige verstehen eben schneller als andere.