Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Sat, 10 Jan 2015 17:50:17 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>




Am 06.12.2014 um 09:59 schrieb "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>:

Der Schlüssel zur wirklichen Entschuldung wäre, den Anteil an Schuldfreiem Geld zu erhöhen. Das geht, indem man entweder das Bilanzrecht der Privatbanken ändert oder indem die Zentralbank anders bucht. Mein Vorschlag ist eben, dass die ZB statt Schulden im Aktiva die Sachwerte der Volkswirtschaft ins Aktiva bucht. So ist die Geldmenge kontrolliert, sie wächst immer so wie die Wirtschaft. Und das Geld wäre per se schuldenfrei. Parallel dazu gäbe es immer noch Kredite, also auch Schulden, jedoch nur einen Bruchteil des heutigen Stands.

Im Prinzip stimme ich dir zu, aber ich würde noch einen Schritt weitergehen:

1. Es gibt absolut keinen vernünftigen Grund, warum ausgerechnet der Wert aller Sachwerte (wie auch immer bewertet) immer genau der "angemessenen" Geldmenge entsprechen sollte (wie bestimmt man die?).

Das leitet sich aus der Erkenntnis ab, dass Geld weder durch Gold, noch durch Schulden sondern durch das gedeckt wird, was man real kaufen kann: Sachwerte, Güter, Dienstleistungen.
Das bedeutet, die Geldmenge müsste sich an Sachwerten + BIP orientieren. Das wären ca. 16 Bio + 2,7 Bio = 18,7 Billionen Euro. Die Geldvermögen liegen aktuell bei weniger als der Hälfte.
Es ist also auch nicht sinnvoll, 100% auszuschöpfen, da ja nicht alles zum Verkauf steht. 
Die Sachvermögenswerte sind einfach zu erfassen (passiert heute schon durch die Bundesbank) und können auch in der ZB als reale Deckung betrachtet werden. Sie sind ja real vorhandenes Volksvermögen.
Denke, es gibt also einige vernünftige Gründe, warum Sachwerte als Geldentsprechung gebucht werden sollten. Oder siehst Du diese als nichtig bzw. warum?

Ich sehe für das Geld die volkswirtschaftlichen Stromgrößen als relevant an, nicht die Bestandsgrößen. Warum sollte bei gleicher wirtschaftlicher Aktivität der Geldbestand mit dem Sachvermögen ansteigen, wo ist der Sinn? Geld dient dazu Transaktionen zu ermöglichen/vereinfachen. Ich sehe keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Transaktionsvolumen und dem Sachvermögen - insbesondere nicht in einer Dienstleistungsgesellschaft.

Man kann Geld oder die Wirtschaft doch nicht auf Stromgrößen beschränken. 
Geld hat genauso eine Transaktionsfunktion wie eine Wertaufbewahrungsfunktion. Ob man das jetzt gut heißt oder nicht.
Abgesehen davon sollte man die Diskussion nicht auf diesen Punkt begrenzen. 

Ich habe das schon mehrmals gesagt: Wenn man Klarheit in diese Diskussion bringen will, muss man den Inflationsbegriff entflechten.
Das halte ich für elementar auch für diese AG! In Sachen Quantitätstheorie und Verbraucherpreise muss man allgemein sagen: Der Inflationsbegriff und weite Teile der Theorie dazu sind voller Vermischungen und viel zu unscharf, um damit zu argumentieren. 

Man muss die Preisentwicklung eines Warenkorbes von der Kaufkraft einer existierenden Geldmenge gegenüber Gütern und Leistungen unterscheiden. Würde der Warenkorb auf die gesamte Wirtschaft ausgedehnt, würde sich beides entsprechen. Aber es macht Sinn, beides getrennt zu betrachten.

Heute wird Inflation, wenn sie denn existiert, durch zu viel Gelderzeugung in der Finanzwirtschaft hervorgerufen. Neues Geld dient immer denen, die die ersten Empfänger dieses Geldes sind, also in diesem Fall über den Umweg Kreditnehmer und dessen Zahlungen, den Großanlegern bei Banken. Im Moment der Geldmengenerhöhung hat das Geld noch die volle Kaufkraft, ist das Geld im Markt, dann bewirkt es eine durchschnittliche Preiserhöhung und damit Inflation. Leidtragend sind die Arbeitseinkommen, die weniger und später erhöht werden und die Vermögen der Kleinanleger.Weil ein hoher Anteil des heute erzeugten Geldes innerhalb der Finanzwirtschaft bleibt und in deren virtuellen Mechanismen zirkuliert und sich vermehrt, übt es aber nur teilweise Nachfrage aus, was den Inflationseffekt reduziert.

Empirisch ist für das heutige System nachzuweisen, dass Inflation eindeutig mit den Lohnstückkosten korelliert. [ http://www.flassbeck.de/pdf/2012/Jan2012/Die%20Mythen%20der%20Krise_Capital.pdf ] 

Weitergedacht muss bei der Wirkung der Inflation also berücksichtigen, wodurch sie verursacht wird: Staatsausgaben, Kreditausweitung (für was genau), Arbeitsentgelte, Bürgergeld, Wertschöpfungsgeld, … 

Empirische Zahlen zur Inflation beschreiben immer nur das Ergebnis des aktuellen Systems und der aktuellen Rahmenbedingungen. Im aktuellen System wirkt der Cantilloneffekt zugunsten der Kreditnehmer, dieser wird aber durch Zins & Rendite aufgesogen und an die Geldinhaber transferiert. Die Empirischen Daten belegen also, dass eine Geldmengenerhöhung zugunsten von Geld- und Sachvermögen wirken und aktuell keine Inflation bewirken, weil das System das aktuell so hervorbringt. Sie sagen nicht über eine völlig andere Geldinjektion   Wie wäre das bei einer Geldinjektion in der Realwirtschaft?Beim Wertschöpfungsentgelt sind die Erstempfänger neuen Geldes die Arbeitsleistenden, sie profitieren also von der in diesem Moment vollen Kaufkraft. Wird "zu viel" Geld ausgeschüttet, dann steigt die Geldverfügbarkeit der Arbeitskräfte, also Konsumenten, damit die Nachfrage und es kommt teilweise zu einer nachgelagerten Inflation. In diesem Fall sind also nicht die Arbeitseinkommen durch Inflation benachteiligt, sondern die Geldvermögen. Dies ist beabsichtigt, die Inflation sollte so hoch sein wie die durchschnittliche Verzinsung, damit wird das Vermögen erhalten aber nicht mehr aus sich heraus vermehrt. Das leistungslose Vermögenseinkommen wird geringer, das leistungsbezogene Einkommen wird höher und mit ihm die Steuereinnahmen und die Sozialeinkommen. In einem System, in dem sagen wir extreme 20% des Bruttoinlandproduktes als zusätzliches Geld an Unternehmen als Eigentum der Mitarbeiter ausgeschüttet wird, würde voraussichtlich folgendes passieren:Die Unternehmen werden das Geld in neue Produktivitätsmittel und Anlagen investieren. Sie werden einen Teil verwenden, um sich zu entschulden.  Wenn es starke Konkurrenten hat, wird es die Preise senken. Und einen Teil ausschütten. Da der Empfang des Geldes an Regeln geknüpft ist, kann es nicht an Anteilseigner ausgeschüttet werden sondern nur an Mitarbeiter.So entstehen höhere Steuereinnahmen und höhere Einkommen der Privatpersonen. Diese werden ebenfalls einen Teil für Entschuldung, einen Teil für „Konsum“ verwenden.Da durch mehr Entgelt und Mitbestimmung der Leistungsanreiz für Arbeit deutlich gesteigert wird, steigt die Leistung und der Output der Unternehmen. Gleichzeitig steigt die Kaufkraft von Unternehmen Mitarbeitern und Staat. Und Unternehmen haben geringere Kosten, können also die Preise senken. Es ist also schwer abzuschätzen ob dadurch überhaupt eine Inflation entsteht. Je höher das Wertschöpfungsgeld, desto höher die Gewichtung von Arbeit gegenüber Vermögen. Ich fände es sinnvoll, wenn die Inflation auf Höhe des durchschnittlichen Zinsniveaus läge, dann würde Vermögen erhalten aber nicht vermehrt.




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang