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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Sat, 10 Jan 2015 21:33:28 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 10.01.2015 um 17:50 schrieb Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>:

Denke, es gibt also einige vernünftige Gründe, warum Sachwerte als Geldentsprechung gebucht werden sollten. Oder siehst Du diese als nichtig bzw. warum?

Ich sehe für das Geld die volkswirtschaftlichen Stromgrößen als relevant an, nicht die Bestandsgrößen. Warum sollte bei gleicher wirtschaftlicher Aktivität der Geldbestand mit dem Sachvermögen ansteigen, wo ist der Sinn? Geld dient dazu Transaktionen zu ermöglichen/vereinfachen. Ich sehe keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Transaktionsvolumen und dem Sachvermögen - insbesondere nicht in einer Dienstleistungsgesellschaft.

Man kann Geld oder die Wirtschaft doch nicht auf Stromgrößen beschränken. Geld hat genauso eine Transaktionsfunktion wie eine Wertaufbewahrungsfunktion. Ob man das jetzt gut heißt oder nicht.
Abgesehen davon sollte man die Diskussion nicht auf diesen Punkt begrenzen. 

Ich begrenze sie nicht auf diesen Punkt, ich beantworte nur konkret deine Frage.

Dass Geld auch eine Wertaufbewahrungsfunktion hat, ist vielleicht (oder ganz sicher) - neben dem zentralistischen Aufbau - der entscheidende systematische Fehler unseres Geldes. Würde Geld nicht zum Sparen verwendet werden (können), gäbe es auch kein Sparparadoxon, denn dann müsste tatsächlich jeder Betrag entweder konsumiert oder eben (real) investiert werden, und würde so in jedem Falle nachfragewirksam. Sinnvoll wäre also ein Geld, das systematisch zur Wertaufbewahrung ungeeignet ist - aber wir wollen ja nicht über „Utopien“ spekulieren.

Wenn man sich also weigert über Ursachenbekämpfung nachzudenken, bleibt nur Symptombekämpfung innerhalb des bestehenden Systems, und hierzu gibt es nur zwei Möglichkeiten:

1. Unbegrenzte Geldschöpfung, um stillgelegtes Geld zu ersetzen
2. Reduzierung der so entstehenden Vermögensmassen durch fiskalische Maßnahmen

Ich habe das schon mehrmals gesagt: Wenn man Klarheit in diese Diskussion bringen will, muss man den Inflationsbegriff entflechten.

Ich sehe zwar den Zusammenhang zum Thema nicht, aber ich gebe dir grundsätzlich recht.

Das halte ich für elementar auch für diese AG! In Sachen Quantitätstheorie und Verbraucherpreise muss man allgemein sagen: Der Inflationsbegriff und weite Teile der Theorie dazu sind voller Vermischungen und viel zu unscharf, um damit zu argumentieren. 

Man muss die Preisentwicklung eines Warenkorbes von der Kaufkraft einer existierenden Geldmenge gegenüber Gütern und Leistungen unterscheiden. Würde der Warenkorb auf die gesamte Wirtschaft ausgedehnt, würde sich beides entsprechen. Aber es macht Sinn, beides getrennt zu betrachten


Das stimmt, aktuell sind die Zentralbanken auf dem „Vermögensauge“ blind. Zwei Möglichkeiten:

1. Sie sind doof und merken es nicht
2. Es ist durchaus im Interesse bestimmter Kreise, dass die Vermögenspreise ungebremst explodieren
Heute wird Inflation, wenn sie denn existiert, durch zu viel Gelderzeugung in der Finanzwirtschaft hervorgerufen. Neues Geld dient immer denen, die die ersten Empfänger dieses Geldes sind, also in diesem Fall über den Umweg Kreditnehmer und dessen Zahlungen, den Großanlegern bei Banken. Im Moment der Geldmengenerhöhung hat das Geld noch die volle Kaufkraft, ist das Geld im Markt, dann bewirkt es eine durchschnittliche Preiserhöhung und damit Inflation. Leidtragend sind die Arbeitseinkommen, die weniger und später erhöht werden und die Vermögen der Kleinanleger.
Das ist der offensichtliche Zusammenhang, dass derjenige von neuem Geld (=Kredit) am meisten profitiert, der es als erster erhält.
Weil ein hoher Anteil des heute erzeugten Geldes innerhalb der Finanzwirtschaft bleibt und in deren virtuellen Mechanismen zirkuliert und sich vermehrt, übt es aber nur teilweise Nachfrage aus, was den Inflationseffekt reduziert.
Genauer: die Inflation der Verbrauchsgüter wird reduziert, die Preise für Anlagegüter explodieren, aber das ist offensichtlich genauso irrelevant wie das Geldsystem ;-)

Empirisch ist für das heutige System nachzuweisen, dass Inflation eindeutig mit den Lohnstückkosten korelliert. [ http://www.flassbeck.de/pdf/2012/Jan2012/Die%20Mythen%20der%20Krise_Capital.pdf ]

Dieser Zusammenhang ist so eng, offensichtlich und plausibel, dass sich jede weitere Erörterung erübrigt: http://www.flassbeck-economics.de/wp-content/uploads/2013/03/2013_03_19-Lohnpolitik-1-FS-LStK-und-Inflation-in-Deutschland.gif

Weitergedacht muss bei der Wirkung der Inflation also berücksichtigen, wodurch sie verursacht wird: Staatsausgaben, Kreditausweitung (für was genau), Arbeitsentgelte, Bürgergeld, Wertschöpfungsgeld, …

Jede Form von Einkommen (!) wirkt auf die Inflation in gleicher Weise. Deshalb ist es ja so albern zwischen Staatsschulden und privaten Schulden einen Unterschied zu konstruieren. Warum sollte ein bestimmter Betrag einen anderen Effekt haben, je nachdem ob er vom Staat oder von einem privaten ausgegeben wird? Nonsense.

Wahr ist, dass der Staat tendenziell (wertschöpfende) Ausgaben in der Realwirtschaft tätigt, welche zu Verbraucherpreisinflation führt (und gemessen und veröffentlicht wird), und die Privatwirtschaft dazu übergegangen ist, eher in Finanzprodukte zu investieren, die nicht wertschöpfend sind (und sich nur auf die Vermögenspreise auswirken, welche nicht gemessen und veröffentlicht wird). Insofern stimmt es, dass öffentliche Ausgaben eher preistreibend zu sein scheinen - dafür sind sie aber im Allgemeinen wertschöpfend, und darum geht es ja am Ende.
Empirische Zahlen zur Inflation beschreiben immer nur das Ergebnis des aktuellen Systems und der aktuellen Rahmenbedingungen. Im aktuellen System wirkt der Cantilloneffekt zugunsten der Kreditnehmer, dieser wird aber durch Zins & Rendite aufgesogen und an die Geldinhaber transferiert. Die Empirischen Daten belegen also, dass eine Geldmengenerhöhung zugunsten von Geld- und Sachvermögen wirken und aktuell keine Inflation bewirken, weil das System das aktuell so hervorbringt. Sie sagen nicht über eine völlig andere Geldinjektion 
Vielleicht kannst du Comenius den Cantilloneffekt näherbringen? Aktuell sieht er nicht, dass diejenigen, die zuerst Geld kriegen am meisten davon profitieren. Das gilt grundsätzlich, aber umso mehr in Zeiten ansteigender Konjunktur.
 Wie wäre das bei einer Geldinjektion in der Realwirtschaft?
Das wäre super! Mein Vorschlag:

1. Mehr öffentliche Investitionen
2. Erhöhung der verfügbaren Einkommen durch Verlagerung der Abgabenlast von Einkommen zu Vermögen
3. Verlagerung der Steuerlast von Leuten mit hoher Konsumquote (kleine Einkommen) zu Leuten mit niedriger Konsumquote (hohe Einkommen)
4. Und wenn es zwischen Einnahmen und Ausgaben immer noch ein Delta geben sollte, Finanzierung der Lücke zinslos durch die Zentralbank oder öffentliche Institute
5. Kreditlenkung zugunsten realer Investitionen 

Beim Wertschöpfungsentgelt sind die Erstempfänger neuen Geldes die Arbeitsleistenden, sie profitieren also von der in diesem Moment vollen Kaufkraft. Wird "zu viel" Geld ausgeschüttet, dann steigt die Geldverfügbarkeit der Arbeitskräfte, also Konsumenten, damit die Nachfrage und es kommt teilweise zu einer nachgelagerten Inflation. In diesem Fall sind also nicht die Arbeitseinkommen durch Inflation benachteiligt, sondern die Geldvermögen. Dies ist beabsichtigt, die Inflation sollte so hoch sein wie die durchschnittliche Verzinsung, damit wird das Vermögen erhalten aber nicht mehr aus sich heraus vermehrt. Das leistungslose Vermögenseinkommen wird geringer, das leistungsbezogene Einkommen wird höher und mit ihm die Steuereinnahmen und die Sozialeinkommen.

Wo ist der Unterschied zu höheren Löhnen, hätten die nicht genau den selben Effekt? (wir wollen ja nicht „Utopien“ verfolgen)
 In einem System, in dem sagen wir extreme 20% des Bruttoinlandproduktes als zusätzliches Geld an Unternehmen als Eigentum der Mitarbeiter ausgeschüttet wird, würde voraussichtlich folgendes passieren:Die Unternehmen werden das Geld in neue Produktivitätsmittel und Anlagen investieren. Sie werden einen Teil verwenden, um sich zu entschulden.  
Oder sie legen das Geld einfach in Finanzanlagen an, wie bisher auch.
Wenn es starke Konkurrenten hat, wird es die Preise senken. Und einen Teil ausschütten. Da der Empfang des Geldes an Regeln geknüpft ist, kann es nicht an Anteilseigner ausgeschüttet werden sondern nur an Mitarbeiter.So entstehen höhere Steuereinnahmen und höhere Einkommen der Privatpersonen.
Wie sollen die Unternehmen denn die Beträge investieren, wenn das Geld an die Beschäftigten geht?
Diese werden ebenfalls einen Teil für Entschuldung, einen Teil für „Konsum“ verwenden.
Was denn jetzt? Werden die Beträge von den Unternehmen investiert oder von den Beschäftigten konsumiert?
Da durch mehr Entgelt und Mitbestimmung der Leistungsanreiz für Arbeit deutlich gesteigert wird, steigt die Leistung und der Output der Unternehmen.
Mag sein, und erneut stelle ich die Frage: Wo ist der Unterschied zu höheren Löhnen, hätten die nicht genau den selben Effekt?
Gleichzeitig steigt die Kaufkraft von Unternehmen Mitarbeitern und Staat. Und Unternehmen haben geringere Kosten, können also die Preise senken. Es ist also schwer abzuschätzen ob dadurch überhaupt eine Inflation entsteht. Je höher das Wertschöpfungsgeld, desto höher die Gewichtung von Arbeit gegenüber Vermögen. Ich fände es sinnvoll, wenn die Inflation auf Höhe des durchschnittlichen Zinsniveaus läge, dann würde Vermögen erhalten aber nicht vermehrt.

Ich verstehe immer noch nicht, inwiefern „Wertschöpfungsgeld“ und höheres verfügbares Arbeitseinkommen (bspw. durch geringere Abgaben) unterschiedlich wirken sollen.




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