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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
- Date: Tue, 20 Jan 2015 09:39:44 +0100
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Am 23.12.14 um 12:02 schrieb Marco Schmidt:
>>> Nominalwert vorhanden. Im Exdogene System wird Geld "gedruckt"
>>> und ist dann einfach da und das für immer und ewig.
>
>>> 1m Länge hat auch keine Marktwert, es ist einfach nur 1m. 30
>>> Reichmark sind auch heute noch 30 Reichmark, nur halt ohne
>>> Geltungsbereich.
>
>> Abgesehen von dem Detail, dass die Reichsmark ggf. noch bei den
>> Landeszentralbanken gegen Euro getauscht werden können, ein sehr
>> schöner Vergleich.
> M.E. hinkt der Vergleich. Geld ist Maßstab, soweit so klar. Der
> nominale Wert ändert sich nicht. So wie 1m 1m bleibt - aber: bei
> dieser Längenangabe gibt es keine (für den einzelnen nicht
> wahrnehmbare) Änderung in der absoluten Größe dieses Planeten, d.h.
> die Relation bleibt über die Zeit gesehen gleich. Der Maßstab hat
> eine fixe absolute Bezugsgröße.
>
> Beim Geld als Maßstab für Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen ist
> viel mehr Dynamik im Spiel, da die Menge/Vielfalt an "bemessenen"
> Dingen in der Vergangenheit stark zugenommen hat (aber auch abnehmen
> kann). Die Relation ist nicht konstant, der Maßstab also
> Schwankungen unterworfen.
Ich weiß jetzt nicht, worauf du mit deinem Einwand hinaus willst. Die
wesentliche Eigenschaft eines Masses ist doch, dass es bezüglich des zu
messenden Gegenstands invariant ist.
Kann es sein, dass bei dir noch die Vorstellung von Geld als Commodity
oder Handelsware vorhanden ist?
>> Beim Begriff 'Marktwert' kommt auch die Absurdität neoklassischer
>> Argumentation zum Ausdruck. Was soll mit dem Begriff 'Marktwert'
>> ausgedrückt werden: das Mass selbst oder oder das zu messende
>> Objekt?
> Das zielt in eine ähnliche Richtung. Beim Meter ändert sich das
> Messobjekt in seiner Gesamtheit nicht (aufs Universum bezogen
> vielleicht schon, aber das klammere ich mal aus, bleiben wir auf der
> Erde). Der Marktwert von einem nominalen Geldbetrag steht und fällt
> zum Einen mit dem Angebot an Waren und Dienstleistungen, welche ich
> dafür erwerben kann. Wie der sich letztlich zusammensetzt, ist eine
> andere Frage, spielen ja auch noch subjektive Präferenzen eine
> Rolle.
Wenn du von einem nominalen Geldbetrag sprichst, dann spielt da
tatsächlich die Vorstellung von Geld als einer Art Handelsware mit. In
der Quantumökonomie ist a priori einer jeden Ware oder Dienstleistung
ein Zahlenwert zugeordnet, welcher dem für seine Produktion notwendigen
Aufwand abbildet.
Hiervon zu unterscheiden ist der Preis. Wenn am Markt ein über dem
Aufwand liegender Preis erzielt werden kann, so stellt dies
makroökonomisch eine Umverteilung von Einkommen zugunsten des Verkäufers
dar. Ob ein bestimmter Preis realisiert werden kann, hängt von den
individuellen Präferenzen ab, unter Berücksichtigung des Budgets (=
verfügbares Einkommen als Finanzierungskapital). Das ist aber wieder
eine mikroökonomische Frage.
>> In der Quantuminterpretation ist die Sache eindeutig: Wert wird in
>> einer arbeitsteiligen Ökonomie nur einmal gemessen - mit der
>> Lohnzahlung. Damit ist der Wert des erbrachten Outputs
>> makroökonomisch fixiert.
> Da fällt mir nur eine Währung/ein Maßstab ein, die für alle
> gleichermaßen gilt: Zeit.
Darauf läuft alles hinaus. Geld monetarisiert Zeit.
>> Wie sieht es nun mit der Monetarisierung des Outputs beim
>> Unternehmen aus? Dies findet auf den *Gütermärkten* statt. Der
>> 'Marktwert' ist hier der Preis. Dieser wird vom Unternehmer
>> festgelegt, ist also mithin eine betriebswirtschaftliche
>> (mikroökonomische) Entscheidung.
> Ja, aber sie ist nicht vollkommen losgelöst von der effektiv
> vorhandenen Nachfrage, d.h. es gibt Rückkoppelungen.
Selbstverständlich. Gerade diese Rückkoppelungen machen doch die Dynamik
eines komplexen Systems aus, wie es die Ökonomie ist.
>> Wie sieht es in der traditionellen (neoklassisch bzw.
>> marginalistisch) Interpretation aus?
>
>> Grundlage ist hier die mikroökonomische Totalmodell nach Walras.
> Welches in die Tonne gehört. Da spielt m.W. noch die
> Fehlinterpretation von Says law mit rein, im Prinzip ist es ein auf
> Gleichgewichtszuständen basierendes "Mickymaus-Modell". Die
> Ausregelung macht die unsichtbare Hand des Marktes ;-)
Says law kommt in der Quantum Interpretation wieder zur Geltung,
allerdings nicht so, wie es die Gleichgewichtler erwarten.
>> Eine der ersten Konsequenzen wäre, dass damit auch das
>> neoklassische Wohlfahrtsmodell (der Markt sorgt immer für eine
>> optimale Allokation) in sich zusammenfallen würde, auf das sich
>> auch die Marktradikalen für ihre Politikempfehlungen berufen.
> Dazu habe ich ein kleines Schmankerl anzubieten:
> http://www.misesde.org/?p=9081
Führt zwar von meiner Argumentation weg, ist aber ein wunderbares
Beispiel, wie Narrative funktionieren: das neoklassische Idyll vom
enthaltsamen Unternehmer, ganz im Geiste calvinistisch-protestantischer
Ethik.
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 13.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Amos Comenius, 10.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 10.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Eckhard Rülke, 09.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 09.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 10.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 10.01.2015
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 10.01.2015
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