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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: ukw <ukw AT berlin.com>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Tue, 13 Jan 2015 20:58:59 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 11.01.2015 um 23:28 schrieb "ukw" <ukw AT berlin.com>:

> Die Risikoaufschläge werden willkürlich festgelegt.

Das ist eine interessante Beobachtung, die ich emprisch bestätigen kann, da
ich auch eine zeitlang in der Finanzierung gearbeitet habe.

Auch wenn ein Einzelbeispiel sicher nicht als "Beweis" dienen kann, so kann
man doch davon ausgehen, dass die Methoden der Finanzmathematik ([sic]
Alchemie) überall ähnlich gelehrt und dann auch angewandt wurden. Ein
Beispiel, das ich schon damals haarsträubend fand.

Nach CAPM (Capital Asset Pricing Model) geht die Finanzwelt davon aus, dass
die angemessene Verzinsung aus der Verzinsung einer risikolosen Anlage und
einem Risikoaufschlag besteht. Als Näherung für eine risikolose Anlage nehme
man bspw. eine (schweizer) Staatsanleihe, so weit so gut, aber wie hoch ist
der angemessene Risikozuschlag?

Nun, den probiert man bei Marktpapieren aus der Volatilität der Vergangenheit
abzuleiten (was sehr mathematisch daherkommt, aber qualitativ völliger
Nonsense ist), aber was macht man bei neuen Investments für die es keine
historischen Marktpreise und Volatilitäten gibt?

Da hat sich der Meister für seinen Zauberlehrling etwas Schönes ausgedacht:
WACC (Weighted Average Cost of Capital)!

In a nutshell:

1. Man zahlt viel Geld an Nostradamus, der aufgrund seines langen Bartes und
seiner buschigen Augenbrauen, die Welt von jetzt bis in alle Ewigkeit
(mindestens aber die nächsten 20 Jahre) voraussehen kann, und der liefert
einem dann den prognostizierten Cash Flow des investments.

Wenn man den nun mit dem angemessenen Satz diskontiert erhält man den
Gegenwartswert PV (Present Value). Nur wie findet man den?

2. Nun das ist ganz einfach. Der Wert des Investment A steht in der Bilanz
auf der Aktivseite, die Schulden auf der Passivseite. Der Wert des
Eigenkapitals ergibt sich aus der Differenz

3. Da Nostradamus auch bei der Bank arbeitet, geht man davon aus, dass der
Zinssatz i des Fremdkapitals D in jedem Fall richtig ist, und wer ein bißchen
Finanzmathe gemacht hat, weiß, dass wenn den zukünftigen Schuldendienst zum
gegebenen Zinssatz abdiskontiert, dann enstpricht der Gegenwartswert dem
aktuellen Buchwert. Sehr schön. Gut, dass es Nostradamus gibt.

4. Und nun kommt der Trick: Da beide Seiten der Bilanz stets gleich groß
sind, muss die durchschnittliche Verzinsung auf beiden Seiten gleich sein,
denn die Erträge des Investments (A), werden ja am Ende auf Eigenkapital (E)
und Fremdkapital (D) aufgeteilt (den Staat lasse ich jetzt mal außen vor).
Ergo:

A = E + F
A x WACC = E x r + D x i

Merke: Der Wert A ergibt sich, indem man die zukünftigen von Nostradamus
vorhergesagten Zahlungsströme mit WACC abdiskontiert.

Und da Nostradamus auch bei der Bank arbeitet und folglich i unzweifelhaft
richtig ist, und D feststeht gilt: E = A - D, somit

A x WACC = (A - D) x r + D x i = A x r + D x (i - r)

WACC = r + D/A (i - r)

5. Und nun spielt man so lange iterativ mit r herum, bis es endlich passt.

6. Nun kommt wieder CAPM und man zieht von so gefundenen WACC, den
risikolosen Zins ab und hat den Zinsaufschlag. Super!

Klar, das Ganze hängt jetzt natürlich an der Vorhersage von Nostradamus, aber
da gibt es zum Glück die Heuristik: Je mehr du Nostradamus zahlst, desto
besser seine Voraussage...

(Die Tatsache, dass etliche Nostradamusse ihre eigene Pleite nicht
voraussehen konnte, sollte einen nicht skeptisch machen, sie sind einfach nur
nicht angemessen bezahlt worden ;-)

> Ein steigendes Kreditrisiko lässt sich schon dadurch herstellen, das durch
> rezessive Kreditvergabe eine Liquiditätsverknappung erzeugt wird. Eine
> rezessive Kreditvergabe belastet die Geldschöpfer nicht, denn Geldschöpfung
> ist keine Leistung. Geldschöpfer/Kreditgeber erhalten dann nämlich mehr
> Zins und schöpfen einfach nur weniger Geld. In der Summe bleiben die
> Zahlungen der Kreditnehmer an die Kreditgeber gleich hoch, da ein höherer
> Zins erhoben wird.

Oha, auf diesen "Fehler" im System bin ich noch gar nicht gekommen. Vielen
Dank dafür ;-)

Das selbe Prinzip gilt wohl auch für erdölexportierende Länder, je mehr sie
exportieren, desto niedriger der Preis und umgekehrt - am Ende verdient der
Scheich immer gleich (prächtig).

Aber das ist wohl wieder nur so eine Theorie von "Illuminati"...












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