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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht

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ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
  • Date: Sat, 10 Jan 2015 11:40:02 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Am 10.01.2015 um 10:58 schrieb Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>:

> Das Geldschöpfungsprivileg allein führt nicht zu den
> Konzentrationsprozessen, wie sie sich unübersehbar herausgebildet haben.

Das habe ich auch nie behauptet, sondern ich habe wiederholt (und seit
Jahren) gesagt, dass die Konzentrationsneigung grundsätzlich besteht, und das
geldschöpfungsprivileg in privater Hand dieses verstärkt:

http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaUngleichverteilung
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaUngleichverteilung2

> Ja, es ist ein Privileg, dass an Auflagen gebunden ist - und damit eine
> Frage der Regulierung.
>
> Wenn man dieses Privileg anprangert, sieht das für mich ähnlich aus, wie
> den Zinsmechanismus für alles Unheil in der Welt verantwortlich zu machen.
> Was ist schlimm an der Zinsnahme? Nichts, außer er wird nicht wieder
> ausgegeben.

Ich denke, ich habe an keiner Stelle irgendetwas von Zinsen erwähnt (obwohl
auch sie die Tendenz zur Vermögenskonzentration verstärken, aber das ist ein
anderes Thema).

> Was ist schlimm an der Geldschöpfung? Nichts, außer man hält sich nicht an
> die Regeln.

Die entscheidende Frage ist

1. Wer
2. Wie
3. Wann
4. Wofür

Geld schöpfen darf, wobei ich am Ende 4. für das wichtigste Kriterium halte.

> Ja, die wollen wir alle ändern, aber hat das was mit dem "System" an sich
> zu tun?

Unser System definiert sich über 1., 2., 3. und 4. Änderst du die Regeln,
änderst du das System.

(Aber das Thema hatten wir ja schon. Wer behauptet, ein Kartenspiel ist ein
Kartenspiel, egal ob es Poker oder Mau Mau heisst, und daher die Regeln
irrelevant, seien solange man nur mit Karten spielt, der übersieht das
Wesentliche: Die REGELN definieren das Spiel, und nicht die Karten. Die
Tatsache, dass ein Spiel mit Karten gespielt wird, ergibt sich aus den Regeln
und nicht umgekehrt. Ebenso definiert sich unser Geldsystem über seine
Regeln, und andere Regeln resultieren in einem anderen Geldsystem. Aber das
brauchen wir nicht erneut aufrollen.)

> Du, Patrick, argumentierst gegen ein Banken-*Kartell*.

Ich probiere erst einmal ein Bewusstsein zu erzeugen, dass ein solches
existiert und daher die herkömmliche Ökonomische Theorie, die von absoluter
Konkurrenz ausgeht - und damit zur Neutralisierung des Einflusses des
Institute - einfach nur falsch ist. Wenn ich von "den Banken" spreche, meine
ich nicht die einzelne Banken, sondern die Banken zusammen. Wie schon
gezeigt, ist das keine "Verschwörungstheorie" sondern empirisch belegt:
http://arxiv.org/pdf/1107.5728v2.pdf

Eine adäquate Geldtheorie muss also von den realen Verhältnissen ausgehen und
nicht von einem abstrakten idealisierten Modell. Das Kartell existiert
(präziser, es gibt mehrere, folglich muss man sich mit der Theorie des
Oligopols auseinandersetzen, die etwas komplexer ist als die des Monopols
oder des vollkommenen Marktes) und ist ein sehr wirksames Instrument, um die
reichen noch reicher zu machen (noch einmal: Das ist nicht Ursache, sondern
Verstärker der ohnehin vorhandenen Grundtendenz).

> Zerschlage dieses, sorge für ein feingliedriges Bankensystem mit
> ausreichend Kontrollen/Regularien, dass keiner schummelt und gut ist.

Gute Idee! Man muss nur auf globaler Ebene verbieten, dass sich Banken
gegenseitig Geld leihen....

> Wo Macht ist, braucht es auch eine geeignete Kontrolle und
> Interventionsmöglichkeiten. Die (Konzentrations-)Probleme sind m.E.
> allesamt politisch zu lösen.

Das stimmt, sonst würde ein Engagement in oder für eine politische Partei
auch keinen Sinn machen. Aber solange die Politik von den "Geldschöpfern"
abhängig ist, ist das schwer durchzuführen. Also muss man diese Abhängig
lösen, bspw. indem sich der Staat bei sich selbst verschuldet, sprich:
Einfach Geld emittieren kann. Bevor das passiert wird sich die enge
Verbindung von Geld und Politik nicht lösen lassen, und damit bleiben auch
alle möglichen Kontrollen/Regularien Makulatur.

> Dann gehört zu etwas wie dem *Mindest*...(-Lohn, z.B.) auch ein
> *Maximal*... Aber da gehen die ach so freiheitsliebenden Liberalen ja
> sofort auf die Barrikaden. Dass Politik und Finanzwelt aktuell z.T. eine
> unheilige Allianz bilden, muss die restliche Bevölkerung auf den Plan
> rufen. Daher ist Comenius Kritik berechtigt, dass eine Systemkritik
> lediglich den Strippenziehern nutzt.

Dass es diese "unheilige Allianz" gibt, ist doch unbestritten - aber sie ist
systembedingt. Der Staat braucht das Geld von privaten Unternehmen - welchen
Sinn sollte das haben, außer dass die privaten die Möglichkeit bekommen
sollen, den Staat zu "disziplineren", sprich: Kontrollen und Regularien für
jenen einführen. Das System muss wieder vom Kopf auf die Beine gestellt
werden. Der demokratisch legitimierte Rechtsstaat macht die Regel für die
Banken und nicht umgekehrt!

> Technisch betrachtet arbeitet das aktuelle Geldsystem wunderbar, man muss
> natürlich die Randbedingungen kennen.

"Technisch betrachtet" funktioniert auch Guantanamo wunderbar - was soll das
denn für ein Argument sein?

> Z.B. dass es selbstverstärkend in eine Richtung läuft. Der hat, dem wird
> gegeben (da "kreditwürdig").

Na wenn wir uns zumindest darin einig sind, dann ist das ja schon mal was.
Das meine ich doch mit, wenn ich sage, dass das Geldsystem ein Katalysator
ist.

> Das führt aber wieder einmal zu einem noch nicht vollständig verstandenen
> Wertesystem, wie überhaupt "Wert" entsteht. Klar ist, dass es ein komplexes
> Thema ist, da subjektive Präferenzen mit reinspielen.

Der Zusammenhang erschließt sich mir nicht, ich weiß auch nicht, ob wir dazu
neue abstrakte Theorien brauchen.

Mir geht es darum, die Macht des "Geldkartells" zu brechen und dafür gibt es
drei probate Mittel:

1. (schuldfreies) Geldschöpfungsprivileg für den demokratisch legitimierte
Rechtsstaat
2. Kreditlenkung in der Privatwirtschaft
3. Fiskalische Moderierung der privaten (Geld-)Vermögen

Das sind alles sehr konkrete Forderungen, die sich auch ganz einfach umsetzen
lassen, ohne in "Utopien" zu verfallen:

1. Direkt Staatsfinanzierung durch die Zentralbank
2. Festlegung von Kreditkontigenten für bestimmte Zwecke (siehe Werner:
http://princesoftheyen.com/prof-richard-werner/ )
3. Einführung einer progressiven (Geld-)Vermögenssteuer

Und zwar in genau der Reihenfolge, denn im ersten Schritt muss die
Abhängigkeit des Staates von "den Märkten" ([sic] das Bankenkartell) gelöst
werden, sonst passiert gar nichts (wirksames).



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