ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: ukw <ukw AT berlin.com>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Geld und Macht
- Date: Mon, 22 Dec 2014 15:43:30 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 22.12.2014 um 09:47 schrieb Marco Schmidt:
Am 22.12.2014 um 00:22 schrieb ukw:Dieses letzte Zitat stammt eigentlich nicht von mir sondern von Rudi2
>Such mir mal die Fakten der GLS Bank aus dem Netz oder von der BankNein, tut er / tue ich absolut nicht. Das ist deine Wahrnehmung.
>selbst und dann prüfe das mit Deinen Behauptungen nochmal.
>Du drischst auf die GLS Bank ein
>
>Weshalb wird dann dieses Märchen heute noch weit überwiegend in den
>Medien so vertreten und sogar auch von Bankenvertretern noch verwendet?
Am 21.12.2014 um 21:17 schrieb muellerrudolf AT on22.de:
---------- Original Nachricht ----------
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
Datum: Sun, 21 Dec 2014 15:58:11 +0100
Von: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
An: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Einige Aussagen verwirren, zumindest habe ich Schwierigkeiten bei der
Zuordnung.
.....
Zuerst aber zur Aussage von Peter: "die GLS Bank verleiht das Geld ihrer
Sparer"
Die Aussage eines Laien, oder eine für Laien gedachte Aussage: "Der Sparer bringt das Geld zur Bank und diese verleiht es
weiter ........" So kann man die "Kreditvermittlung" auch den Schülern der Sekundarstufe I und II vermitteln,
(siehe BuBa). Die Deutsche Bundesbank spricht dort von der "Finanzintermediär"-Funktion des Bankensystems. Das
Bankensystem sammelt finanzielle Mittel und vermittelt diese an Kapitalbedürftige. Eine aus den Zeiten der goldgedeckten
Währungen verständliche Sichtweise. Eine Goldmünze oder aber eine durch Gold gedeckte Banknote wird bei einer Bank als
Sparguthaben hinterlegt. Daraufhin kann die Bank dieses "Bargeld" an andere "verleihen". Eine herrlich
einfache Geschichte mit nur einem wesentlichen Manko, sie stimmt vorne und hinten nicht.
Weshalb wird dann dieses Märchen heute noch weit überwiegend in den Medien so
vertreten und sogar auch von Bankenvertretern noch verwendet?
Das Märchen von den "ehrbaren Geldsammlern" und "Vermittlern" war Grundlage der "Goldenen Bankregel" (welche noch nie
eingehalten wurde) deren Weiterentwicklung in das heutige KWG einfloss. Diese "Goldene Bankregel" von 1856 wurde nicht verschärft sondern
fortlaufend aufgeweicht, da Banker erkannten, dass bestimmte Zahlungsmittel den Banken dauerhaft zur Verfügung stehen, obwohl sie täglich von den Kunden
abgehoben werden können. Auch können zur Deckung von Sichtguthaben weitere geldnahe Aktiva verwendet werden. Die Anwendung der "Goldenen
Bankregel", denn um nichts anderes handelt es sich bei der Betrachtung von "Sparen" und "Verleihen", begründet die Bezeichnung der
Banken als Finanzintermediäre. Das Bankgeschehen von dieser vereinfachten "Vermittlungsseite" zu betrachten, gleicht der Anwendung einer 100 %
sicheren Faustformel. Ich kann nicht mehr verleihen als ich besitze. Auch Frau Merkel begreift diese Formel.
Nun funktioniert unser heutiges Kreditgeldsystem nicht mehr nach den Regeln von
Goldwährungen oder goldgedeckten Währungen. Untersucht man die Vorgänge in einer Bank
näher, so stellt man fest, dass bei jeder Kreditgewährung gleichzeitig neues
Geschäftsbanken-Buchgeld entsteht. Mit der Rückzahlung eines Kredites vergeht dieses
Buchgeld jedoch auch wieder. Auch die Deutsche Bundesbank beschreibt in ihrem
Schülerbuch "Geld und Geldpolitik" die Entstehung von
Geschäftsbanken-Buchgeld aus dem Nichts.
Nicht aufgeklärt wird der Widerspruch zwischen der Funktion der Bank als Finanzintermediar und
als Geldschöpfer. Wenn die Bank doch selbst Geld schöpfen kann muss sie doch nicht erst
"Geld" einsammeln um es dann auf dem Kreditwege wieder in Umlauf zu bringen. Also sind
sämtliche Bänker unfähige Kaufleute, wenn sie mit hohen Kosten verbundene Kundengelder einsammeln
um diese dann ausleihen zu können. Wo sie doch selbst "kostenfrei" Geld schöpfen und
dieses dann gegen Zinsen verleihen können. Wie ist dies erklärbar?
Die heutige "Geldschöpfung aus dem Nichts" unterliegt mengenmäßig gesetzlichen Anforderungen. Diese sind im
Wesentlichen im Kreditwesengesetz (KWG)verankert. Die ursprüngliche "Goldene Bankregel" lässt sich in der
"Liquiditätsverordnung" (§11, KWG) erkennen. Die goldene Bankregel kann stark vereinfacht auch darauf
zurückgeführt werden, dass nur "verliehen werden kann, was man zuvor auch besitzt". In der Welt der
materiellen Waren keine Frage, wenn man Warentermingeschäfte außen vor lässt.
Gebe ich aber als Bank nur Zahlungsversprechen ab, so kann ich Giroguthaben in
langfristige Kredite (der Kunden) umwandeln wenn ich weiß, dass 90 % der Giroguthaben
dauerhaft auf den Girokonten verbleiben. Mit umwandeln ist hier die Deckung des
vergebenen Kredits aus täglich fälligen "Geldern" gemeint (siehe LiqV).
Die Bank verleiht kein "Geld" sonder Zahlungsversprechen, genauer gesagt
Kredit (Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Bank).
Die Verleihgeschäfte der Bank entsprechen also keinem Sammeln von Geld mit anschließender Verleihung. Bedingt durch die gesetzlichen Vorgaben sowie
auch die, durch den Wettbewerb der Banken untereinander entstehenden Reduzierung der "Geldschöpfungskapazität", wird insgesamt die
"Buchgeldschöpfung" der Geschäftsbanken erheblich eingeschränkt. Betrachtet man das Bankensystem als "Black Box", ohne Kenntnis
des Innenlebens, so entsteht der Eindruck, dass die ursprüngliche Version vom "Sparen" und "Weiterverleihen" auch heute noch
größtenteils gilt. Berücksichtigt man ferner, dass ich mich mit der Formel: "Ich kann nur verleihen was ich bereits besitze" auf der
sicheren Seite befinde, ist die Verwendung dieser einfachen "Wahrheit" nicht erstaunlich.
Erst die nähere Untersuchung bringt zum Vorschein, dass Banken heute nicht
nach dieser Regel arbeiten (Ausnahmen wie Realkreditinstitute gibt es auch
hier). Ohne die heute stattfindende Fristentransformation und die Verwendung
von geldnaher Aktiva zur Liquiditätssteigerung kann eine Bank nicht mehr im
Wettbewerb existieren. Andererseits sind ihr durch das KWG sowie auch der
damit zusammenhängenden Erfordernis nach einem Gleichschritt der Banken
Grenzen nach oben gesetzt. Eine Bank, die von einem sich eingestellten
Gleichstand bei der Kreditschöpfung zu sehr abweicht wird, falls keine
Kompensation durch andere Bilanzpositionen vorhanden ist, sehr schnell
Liquiditätsprobleme bekommen. Details siehe
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Mehrbankensystem
<http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Mehrbankensystem>
Zusammenfassung:
"Die Formulierung, die GLS Bank verleiht das Geld ihrer Sparer" basiert auf einem nicht mehr vorhandenen
"Warengeldmodell". Bei Verwendung dieser "Weisheit" muss mE zumindest ein Hinweis auf die fehlende Basis sowie
auf die Buchgeld-Schöpfung der Geschäftsbanken erfolgen. Ein erheblicher Anteil der Deckung von Krediten wird durch "täglich
fällige Einlagen" vorgenommen, welche grundsätzlich zu diesem Zweck nicht vorgesehen sein können und doch zu 90% dafür
eingesetzt werden. Weitere Faktoren siehe "Liquiditätsverordnung
<http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Kreditwesengesetz#Liquidit%C3%A4t>"
Das Modell "Geld der Sparer wird verliehen" ist sehr mangelhaft und sollte
nicht ohne Nennung der einschränkenden Faktoren benutzt werden.
Dieser Themenbereich wird z. Zt. im Wiki aufbereitet unter
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Ist-Zustand_des_Geldsystems
<http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Ist-Zustand_des_Geldsystems>
Beste Grüße
Rudi2
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Peter Baum, 20.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 20.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, ukw, 21.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, ukw, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Rudolf Müller, 21.12.2014
- [AG-GOuFP] Fwd: Re: Geld und Macht, muellerrudolf, 21.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Geld und Macht, ukw, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Geld und Macht, Marco Schmidt, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Fwd: Re: Geld und Macht, ukw, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 21.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, ukw, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, ukw, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Peter Baum, 22.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, ukw, 21.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 19.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 19.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Axel Grimm, 19.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Comenius, 17.12.2014
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