ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
- Date: Wed, 17 Dec 2014 14:36:21 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Title: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht Hallo ukw,
habe mal ein paar mehr Minuten in diese "lapidar, eindeutig und und für jedermann leicht verständlich und zudem noch "gedschöpfungs-historisch" & sachlich völlig richtig"e Zusammenhänge investiert.
Dieses Video leistet alles andere als "Aufklärung", da wird sehr viel Unsinn und Überholtes miteinander verquirlt. Wenn Du das ernsthaft für voll nimmst, dann haben wir hier in der AG ein Vermittlungsproblem.
Punkt 1 ist die Entwicklung von Geld aus einer Tauschwirtschaft heraus - "als Befreiung der Zwänge" einer solchen. Hier nochmal der Hinweis auf Graeber mit seinem Buch über Schulden. Er ist nicht der einzige Anthropologe, der keine Hinweise für eine frühere Tauschwirtschaft gefunden hat, wo alles gegeneinander abgewogen wurde.
"Um zu Geld zu kommen braucht man in den meisten Fällen eine wichtige Grundlage: Geld - und das kann man leihen" - Sätze wie diese tun echt weh. Es wird wieder aufgewärmt, dass Banken ein Verleihgeschäft tätigen und das nur aus Geld noch mehr Geld werden kann? Das Feindbild in den Videos ist klar, der Bänker als Herrscher übers Geld, der die Welt unterjocht... Kann man nicht ernst nehmen.
Ah, und die Bank bekommt ihren Anteil beim (nicht zutreffenden) Weiterverleihen, ohne etwas dafür zu tun und ohne Risiko... Bombensicheres Geschäft... *kopfschüttel* Wie peinlich ist das?
Jaaaa, und dann kommt noch das Beispiel vom fehlenden Zins. Schon tausendfach widerlegt, auch als AG-Konsens (schon gelesen?: https://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Zins/Zinskritik-Kritik )
"Der Geldbedarf erhöht sich (durch Zins) ständig" ... das ist wie ein Rückfall in die Steinzeit, aber nicht das Niveau der AG?!
Dann kommt noch der Mythos vom Aufschulden durch Zinseszins. Es ist echt eine Herausforderung hier noch dranzubleiben und weiter zu schauen ;-)
Ahja, das Papiergeldsystem hat sich *aus* einem Goldgeldsystem entwickelt, nur das hat ja einen "Wert", der Rest ist "Glaube"... Dann der Schritt zum bargeldlosen Zahlungsverkehr, oh Schreck, es wird nur noch mit "Ansprüchen auf Bargeld" (Papier) gezahlt. Die Leute müssen echt doof sein, so was mitzumachen. Müssen doch mal aufwachen in ihrer Verblendung!
Plötzlich ist Bargeld das "echte Geld" - ja was denn nun, vorher war noch Gold das einzig Wahre?
Tja, und dann gibts zum Thema Mindestreserve bereits erste Überschneidungen mit dem Nachbarthread. Hier wird es so dargestellt, als wäre es ein einziger großer Schmu ("mehrfach verliehene Ansprüche ein und desselben"). Nochmal zum Mitschreiben: Bargeld ist nicht die Ausgangsbasis allen Geldes! Beantworte bitte für dich die Frage, wie Geld in die Welt kommt. In allen solchen "Erklärvideos" ist komischerweise immer zu Anfang ein Batzen Bargeld einfach so da. Wen muss das kümmern, wo das herkommt? Es gibt Leute, die gehen solchen Fragen nach, anstatt das einfach zu übergehen. Nur passt die Antwort eben nicht zum Kern der Story, die erzählt werden soll.
Die Behauptung "das System macht sich hier selbstständig" beim Geldmengenwachstum durch Zinsdienst ist einfach nur Unsinn. Ja, es ist die einfachste Sache der Welt, bezahl deine Zinsen mit einem neuen Kredit, oder besser gesagt, finde einen anderen Doofen, der das für dich tut. Wer den Umverteilungscharakter vom Zins nicht verstanden hat, ruft hier wahrscheinlich "Heureka! - endlich ist mal klar beschrieben, woran das System "krankt"...
Es sind die Geldsparer (in Summe), die Kreditnehmern die Rückzahlung am Ende verunmöglichen - wenn sie nicht wieder im notwendigen Maße entsparen. Wenn das nicht geschieht, muss zwangsweise weiter aufgeschuldetet werden oder die Kredite platzen am Ende. Da ist kein Automatismus (im Geldsystem) drin, der zu insgesamt wachsender Geldmenge führt.
Die Erklärung von Inflation und Deflation ist auch nur mangelhaft, wieder muss ein ominöses Gleichgewicht von Waren/Dienstleistungen und Geldmenge als Erklärung herhalten. Da spielen aber Einkommen und v.a. Einkommenserwartungen eine tragende Rolle.
Die Frage nach der Höhe des Anteils, den die Bank abgreift, ist überaus berechtigt. Die Türme und sonstigen Annehmlichkeiten sind ja letztlich Anzeichen, dass es für einige Große ein sehr profitables Geschäft war/ist. Das hat aber kaum etwas mit dem Geldsystem *an sich* zu tun, sondern ist vielmehr der politischen Rahmensetzung geschuldet. Ohne die Bailouts wären einige der Bankentürme unter den Hammer gekommen, das "Geschäft" wäre ausgespielt. Nur muss man hier auch wieder klar trennen: der Hauptanteil des Geldes wurde nicht mit dem Privatkundengeschäft gemacht, sondern mit anderen "kreativen Ideen". DIE gehören abgestellt, da sind wir uns einig. Aber deswegen alle Bänker und Banken übe einen Kamm zu scheren, greift mächtig zu kurz.
Es ist eine Frage der Machtaufteilung, ob man dem Staat eine direkte Eigenfinanzierungsmöglichkeit gewährt, oder ob private Institute und "Märkte" daran mitverdienen/mitentscheiden (und hier auch wieder - in welcher Höhe). Im schlimmsten Fall verkäme das Staatsgebilde zu einem Selbstbedienungsladen... Die Frage ist, wie man gewährleistet, dass die Investitionen bedarfsgerecht getätigt werden und nicht am Ende die Staatsbediensteten rumkungeln. Dann wäre auch wieder nichts gekonnt. Ohne Kontrollfunktion läuft es nicht. Aber das ist eben das ewige "work in progress", nie wirklich abgeschlossen, da das Pendel auch wieder in andere Richtungen schwingt.
Grüße,
Marco
am Mittwoch, 17. Dezember 2014 um 11:08 schrieb ukw:
Axel, warum wehrst Du Dich so vehement gegen offensichtliche Tatsachen? Innerhalb der AG hätten wir so schon vor Jahren an diesem Punkt sein können. Die mögliche Verbreitung und Außenwirkung der AG Intern klar verstandenen Zusammenhänge wäre viel größer gewesen. Danke an Patrik und Christoph für ihre Geduld und ihre gut recherchierte Sachkenntnis. (Axel, ich stelle mit diesem Satz bewußt Deine Eitelkeit auf die Probe) Da eine Regierung oder eine Verwaltungseinrichtung in einem solchen (in diesem Thread beschriebenen) Staat auf Dauer keine Politik machen kann und/oder keine Verwaltungsvorgänge durchsetzen kann, die den Finanzierenden nicht genehm ist, (denn die Finanzierenden bestimmen den Preis der Finanzierung) so ist klar, das die Demokratie aus einem weiteren Grund nur eine Scheindemokratie sein kann. Das erste Indiz ist: Politik besteht aus Visionen, Ideen und Gesetzen. Kein Bürger darf Visionen, Ideen und Gesetze wählen. Wir sind gezwungen worden Personen zu wählen. Das zweite Indiz ist: Die gewählten Visionen, Ideen und Gesetze (Verordnungen) kosten Geld, bedingen Geld bei der Umsetzung. Darum werden Regierungsgedanken bzw Äußerungen der Opposition gerne mal mit dem Argument "wie soll das denn finanziert werden" vom Tisch gewischt. Also bestimmen die Geldgeber über einen subtilen Mechanismus die Politik. Eine Politik, die den Geldgebern nicht genehm ist, wird "etwas teurer sein" als eine Politik, die den Geldgebern nicht genehm ist. Das 15 Minuten Video "Wie funktioniert Geld" erstellt durch Max von Bock - dieses Video ist aus dem Jahr 2005 und erklärt die Zusammenhänge lapidar, eindeutig und und für jedermann leicht verständlich und zudem noch "gedschöpfungs-historisch" & sachlich völlig richtig. Ein seit 9 Jahren existierenden 15 Minuten Video kann mehr zur Aufklärung und Lösung der Finanzkrise beitragen als die AG Geldordnung und Finanzpolitik der Piratenpartei Deutschland in 3 Jahren? Vielleicht sollte man darüber mal 9 Minuten nachdenken. mfg ukw Am 17.12.2014 um 08:34 schrieb Christoph Mayer: Axel Grimm schrieb: Patrik74 schrieb: Du sagst es, diese "Herrschaften" halten denn Großteil der Wertpapiere. Wenn der deutsche Staat also 2 Bio.€ Schulden hat - in Wertpapieren - dann erhalten diese Leute bei 3% allein daran jedes Jahr einen Großteil der 60 Mrd.€ - ohne Risiko, und nur weil sich der Staat bei ihnen, und nicht bei sich selbst verschuldet. WAS soll das? Es ist gelogen, wenn man meint, das irgendein Anleger dem Staat Geld leihen könnte, das ist einfach nur falsch. Falls es noch nicht bekannt ist, vor EINUNDZWANZIG Jahren ist das „dem Staat Geld leihen“ durch Gesetze unterbunden worden. Warum hält sich diese Märchen so hartnäckig? Weil es so schön ins Wunschbild passt, nicht wahr? Du weißt genau, dass hier die Banken gemeint sind. Sie sind das Transportmittel für Vermögenseinkommen, niemals der Endpunkt. Und um gleich die Mär von dem 100% Zufluss der Zinsen zur privaten Rente zu widerlegen, das hier waren 2008 die Top 10 Gläubiger des De Staates: 1. Merryll Lynch 2. The Royal Bank of Schottland 3. Societe Generale S.A. 4. Barclays Bank PLC 5. Lehman Brothers 6. Goldman Sachs 7. Deutsche Bank AG 8. J.P. Morgan 9. Morgan Stanley 10. UBS Deutschland |
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, (fortgesetzt)
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- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Axel Grimm, 18.12.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Axel Grimm, 17.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 17.12.2014
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