ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Amos comenius <comenius2000 AT gmail.com>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht
- Date: Sat, 06 Dec 2014 15:57:52 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 06.12.2014 um 10:27 schrieb Christoph Ulrich Mayer:
> Solange das Dogma vorherrscht, Geld würde durch Schulden gedeckt und dieses
> faktisch durch das Bilanzrecht manifestiert wird, entspricht jedes
> Geldvermögen per se Schulden.
Dies ist kein Dogma, sondern die Realität und geradezu das Wesen des
Geldes. (Das "Dinggeld" hat dieses nur verschleiert.)
> Die Gesamtschuld von 100% muss nun irgendwie verteilt werden.
>
> Der Ursprung des BIP ist der Kauf bei Unternehmen jeglicher Art. Ebenso ist
> der Ursprung der meisten Kredite bei Unternehmen, sie wollen zukünftige
> Einnahmen durch Produkte und Dienstleistungen erzielen, müssen dafür aber
> zunächst in Maschinen und Arbeitskräfte investieren.
Das ist heute in der Realität in Deutschland immer weniger der Fall.
> ...
> Bleibt dann noch der Staat und das Ausland. Verschuldet sich der Staat
> (heute ca. 2,1 Bio) nicht, dann gehen bei ausgeglichener Handelsbilanz nach
> und nach alle Unternehmen in Konkurs. Oder Privatpersonen müssen sich noch
> stärker verschulden (siehe USA).
>
> Eine Entschuldung, das ist hier in der GoFp jedem klar, geht in einem
> Schuldgeldsystem nur mit Reduktion der Geldvermögen. Das hießt, entweder
> man geht dann in Wirtschaftsreduktion und Deflation oder man verteilt das
> Geldvermögen so um, dass die Wirtschaft wieder stabil funktionsfähig wird.
Eine "Entschuldung" des Staates ist also nicht wünschenswert. Und sie
ist auch nicht erforderlich, wenn der Staat das Geld bei eigenen Banken
(oder der Zentralbank) aufnimmt, weil er dann ggf. anfallende Zinsen
gleich wieder einnehmen würde.
> Der Schlüssel zur wirklichen Entschuldung wäre, den Anteil an Schuldfreiem
> Geld zu erhöhen.
"Schuldfreies Geld" ist eine contradictio in adjecto. (Wer will schon
Geld, für das niemand etwas schuldet ???)
> Das geht, indem man entweder das Bilanzrecht der Privatbanken ändert oder
> indem die Zentralbank anders bucht. Mein Vorschlag ist eben, dass die ZB
> statt Schulden im Aktiva die Sachwerte der Volkswirtschaft ins Aktiva
> bucht.
Ein Buchhaltungstrick ändert an der Realität nunmal gar nichts.
> So ist die Geldmenge kontrolliert, sie wächst immer so wie die Wirtschaft.
Nein, sondern so wie die Sachwerte der Volkswirtschaft, Das ist erstens
nicht dasselbe und zweitens überhaupt kein sinnvoller Maßstab für die
Begrenzung der Geldmenge, wie Patrick schon richtig darlegte.
> Und das Geld wäre per se schuldenfrei.
Wie schon oben gesagt: Niemand sollte das wollen. Wozu soll das gut sein?
> ...
> Und da die Geldvermögen möglichst stark steigen sollen, überlegen die
> Banken-Strategen natürlich, wie sie maximale Schuldenberge erzeugen können
> und sie versuchen, sich immer neue potentielle Schuldner zu erschließen.
Das genau ist das Geschäftsmodell von Banken.
> Dazu wurde den Menschen eingeredet, sie sollen ihre abbezahlten Immobilien
> refinanzieren, es wurden trickreiche Immobilienkredite vergeben, die nach
> wenigen Jahren nicht mehr bezahlbar waren, das führte zur Immobilienblase
> und dem Finanzcrash. Die Protagonisten aber haben ihre Verluste aus dem
> Platzen an den Staat transferiert, die Kreditblase wurde von Privatleuten
> zum Staat verschoben.
> Die Kreditkarten sind ebenso ein System zum Schulden generieren, das bei
> Konsumenten sehr gut wirkt. Die Kreditkartenblase in den USA war auch schon
> 2008 ein Thema.
> Ganz schlimm ist inzwischen die Kreditsumme bei Studenten und Studierten.
> Die Eltern haben zu wenig Vermögen und Einkommen, also wird über Schulden
> finanziert. 47% der ehemaligen Studenten der Y-Generation in den USA zahlen
> mindestens die Hälfte ihres Einkommens an Rückzahlungen und Zinsen, hier
> einige Fakten mehr:
> http://theeconomiccollapseblog.com/archives/24-reasons-why-millennials-are-screaming-mad-about-our-unfair-economy
>
Nun daran wird auch dein Bilanzierungstrick der Zentralbank nichts
ändern. Einkommenserhöhungen für Leute, die noch nicht alles haben und
Erhöhung von Sozialleistungen würde einerseits dazu führen, dass die
Reichen weniger Einkommen hätten, also auch weniger sparen müssten und
die Ärmeren wären weniger leicht zu verschulden. _Das_ wäre doch mal 'ne
Lösung für die Übrerschuldung der kleinen Leute.
> Ergo: Heute geht es vor allem um Verteilung, nicht mehr um die Steigerung
> von Wertschöpfung wie zu Ludwig Erhards Zeiten.
... sagen die, die sparen können. Die anderen hätten schon gern ein
größeres Stück vom Kuchen und da das Viele sind, könnte der Kuchen auch
durchaus noch etwas wachsen. Aber gut, Umverteilung wäre schon wichtig.
Welche Vorschläge hast du dafür?
> ... Eine Vermögenssteuer wird leider von vielen als unrealistisch
> angesehen:
> ...
> Stephan Kaufmann: Ja, es klingt so. Aber wer soll die Steuer durchsetzen?
> Sie bleibt eine Hoffnung, weil sie nur international denkbar ist,
> mindestens die großen Industriestaaten müssten sich einig sein. Jeder weiß
> aber, dass dieser Einigkeit der globale Standortwettbewerb um Kapital dem
> im Wege steht. Jeder Standort wirbt um die Kapitaleigner der Welt, um deren
> Kapital für das Wirtschaftswachstum des eigenen Standorts zu
> funktionalisieren. Deswegen versuchen alle, Investoren möglichst günstige
> Bedingungen zu bieten und damit stehen alle Staaten in der Konkurrenz.
> Jetzt kommt Piketty und sagt: Einigt euch doch! Das ist eine prekäre
> Angelegenheit, denn es wäre eine Kooperation der Konkurrenten. Der Anreiz
> für jeden Staat auszuscheren, ist viel zu groß, deswegen wird es dazu nicht
> kommen.
Nun, dann wird es endlich Zeit, dass die Staaten die Tricks der
Kapitaleigner durchschauen und aushebeln. Ganz so einfach ist das ja mit
der Kapitalflucht nun nicht, wenn man einen Staat hat, der sie ernsthaft
verhindern will. Der Kapitaleigner kann nun recht einfach ins Ausland
fliehen, aber was kann er schon mitnehmen? Doch höchstens sein Geld. Die
Fabriken, die Menschen und ihr Knowhow bleiben doch hier und können
weiter produzieren. Und das ist doch entscheidend. Diese kann ich nun
mit einer saftigen Vermögenssteuer belasten. Wenn die Kapitaleigner dann
den Konkurs erklären, kann der Staat für'n Appel und'n Ei die
Konkursmasse kaufen und an die Belegschaft verschenken, die dann die
Fabrik beleihen kann, um die für die Produktion erforderliche Liquidität
zu erhalten. Und wenn niemand mehr in Deutschland investieren will,
wegen der hohen Vermögenssteuer, dann kann der Staat das selber tun.
Wenn dann Billigimporte drohen, erheben wir eine Steuer auf die
Einfuhren und verbilligen entsprechend die Ausfuhren (=Abwertung der
Währung). Also: Die Macht des Kapitals kann der Staat durchaus
begrenzen, wenn er denn will.
> ...
> Deshalb sage ich eben: Lasst das über die Zentralbank regeln. Sie kann die
> Schuldenverknüpfung im System auflösen und das so jährlich neu entstehende
> Geldvermögen in der Bevölkerung verteilen.
Nun gut, lassen wir mal deinen Zentralbankbilanztrick außen vor, wir
sind uns ja einig, dass der Staat an ausreichend Geld kommen könnte,
wenn er wollte, über Steuern oder Kredite (egal, was nun auf der
Aktivseite der ZB gebucht wird).
> Mein Vorschlag ist wie einigen bekannt ist, das Geld in Unternehmen zu
> bringen - als Eigentum der Mitarbeiter.
Wie soll das funktionieren, wenn die Unternehmen keine
Mitarbeiterbeteiligung wollen und auch kein Geld vom Staat brauchen, das
mit einer solchen Bedingung verknüpft ist, weil sie ja genug auf der
hohen Kante haben.
Ahoi,
Comenius
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Monika Herz, 04.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, moneymind, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 05.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Gerhard, 08.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 09.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Gerhard, 10.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 09.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Amos comenius, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, moneymind, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, moneymind, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, moneymind, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 07.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 07.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Comenius, 07.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 07.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Marco Schmidt, 07.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 09.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Amos comenius, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Christoph Ulrich Mayer, 06.12.2014
- Re: [AG-GOuFP] Geld und Macht, Patrik Pekrul, 05.12.2014
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.