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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]


Chronologisch Thread 
  • From: Monika Herz <elisapirat AT googlemail.com>
  • To: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • Cc: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]
  • Date: Sat, 10 May 2014 20:27:15 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Systempirat: Mich würde einmal interessieren, welche Kritikpunkte Brodbecks an Luhmannn für einen Außenstehenden besonders plausibel bzw. vernichtend sind, damit ich vielleicht etwas spezielles dazu sagen kann...
LIeber Systempirat, mich würde interessieren, was Luhmann eigentlich gesagt hat und was Brodbeck dazu gesagt hat.
Kannst Du das mal bitte für mich zusammenfassen?
Vielen Dank
Monika
PS: Übrigens hab ich Brodbeck zufällig heute live über die "rechte Rede" und "die Wahrheit" sprechen hören, und davon, dass der Mensch doch recht dazu neigt, nur das in seinen Geist aufzunehmen, was er vorher schon kannte, sein "Altes" also sozusagen bestenfalls anreichert mit "Neuem". Brodbecks Kompass lauet "Mitgefühl" - ist Luhmanns Werk von Mitgefühl geleitet?


Am 10. Mai 2014 12:26 schrieb Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>:


Am 10.05.2014 11:34, schrieb Rolf Müller:


Am 09.05.2014 20:15, schrieb Thomas Weiß:
Hi SystemPirat!

Da ich es schade finde, dass es anscheinend nicht recht klappt, die
Ideen eines offensichtlich sehr vernunftbegabten Menschen wie dir
produktiv in unsere AG zu tragen, versuche ich zu vermitteln. Nicht
zuletzt würde es mich selbst, als leidenschaftlichen
Freizeitphilosophen, freuen die Makroökonomie als gewinnbringende
Anwendung der Systemtheorie zu befruchten.

Trotz vieler Mails sehe ich bisher nicht, welcher Nutzen eine
systemtheoretischen Sichtweise in der Ökonomie bringen soll.
Anscheinend sieht man das auch nicht so einfach, wie du hier schreibst:
Nutzbringende Anwendung ist ein entscheidendes Kriterium. Wichtig ist
wahrzunehmen daß es abseits des Luhmanschen Zettelkastens verschiedene
Bestrebungen gibt die Systemtheorie für die Gesellschaftswissenschaften
nutzbar zu machen. Z. B. aus der Ecke der Kritischen Theorie die
'Kritische Systemtheorie', aus der Ecke der Katholischen Soziallehre die
'Reflextions-Systemtheorie'  und etliche Etikettenfreie Arbeiten dazu.
Die Vernichtende Kritik Brodbecks an Luhmanns Veröffentlichung 'Die
Wirtschaft der Gesellschaft' darf nicht als Ablehnung einer

Ich halte "Die Wirtschaft der Gesellschaft", besonders wenn man sie für sich alleine stehend betrachtet, auch nicht für sehr gelungen. Wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe, erweckt sie für mich eher den Eindruck einer Aufsatzsammlung als den einer strukturierten Hinführung zum Thema. Am Anfang habe ich mich besonders mit den traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen Perspektiven im Rücken sehr schwer damit getan.

Mich würde einmal interessieren, welche Kritikpunkte Brodbecks an Luhmannn für einen Außenstehenden besonders plausibel bzw. vernichtend sind, damit ich vielleicht etwas spezielles dazu sagen kann. Ich selbst finde leider keinen Ansatzpunkt, da der Aufsatz aus meiner Sicht ein völlig falsches Bild der Luhmannschen Theorie als Gesamtheit wiedergibt und somit die Kritik eigentlich nicht den "richtigen" Gegenstand zu treffen scheint.



Systemtheorie der Gesellschaft mißverstanden werden. In verschiedenen
Texten Brodbeck tauchen Zitate aus der Sprache der Systemtheorie, und
zwar durchweg als konstruktiv gewertete Beiträge, auf.
Z. B. "Wenn man in Kantscher und metaphysischer Tradition sagt, daß
Begriffe ihrem Gegenstand vorausgehen, so stehen die
Sozialwissenschaften vor der eigentümlichen Tatsache, daß das, was ihnen
vorausgeht, zugleich zu ihrem Gegenstand gehört: Die
(Wissenschafts-)Sprache, ihre Begriffe, ihre Verflechtung mit sozialen
Handlungen.  Boulding hat diesen Sachverhalt für die
Wirtschaftswissenschaften in der Sprache der Systemtheorie zu erfassen
versucht:  'We have here a certain epistemological paradox, that where
knowledge is an essential part of the system, knowledge about the system
changes the system itself.' Obgleich diese Tatsache bei
spekulativem Verhalten offenkundig ist, hat sie keinen Eingang in die
traditionelle Theoriebildung der Wirtschaftswissenschaften gefunden." [

Wenn ich das vorangehende Zitat richtig verstehe und einordne, scheint mir das gleichzeitig einer zentralen Grundannahme der Systemtheorie Luhmanns zu entsprechen. Sie muss somit als Grundcharakteristikum sozialer Systeme nicht mehr explizit neu in eine Theorie der Wirtschaft eingeführt werden, weil sie schon vom theoretischen (und praktischen!) Selbstverständnis immer mitge(be)dacht wird.


UMRISSE EINER POSTMECHANISCHEN ÖKONOMIE -
http://www.khbrodbeck.homepage.t-online.de/post.pdf ]
  - Systemtheorie der Gesellschaft als spannendes 'work in progress'. Die
beteiligten Wissenschaftler tragen das Erbe einer Tradition/Denkschule
mitsamt einer Ideologischen Komponente in diesen Prozess. Der kritische
Blick auf den eingeschlagenen Pfad der jeweils anderen ist mitunter
schärfer.


Der Begriff Begriff Systemtheorie wird ja im Moment sehr strapaziert. In fast jedem Zusammenhang gesellschaftspolitischer Diskussion wird das Wort "systemisch" verwendet. Dabei scheint mir jeder selbst dafür verantwortlich zu sein, was er darunter versteht. Dementsprechend schwammig und kontrovers erscheinen dann auch die Diskussionen.

Die Systemtheorie Luhmanns ist auf einem so hohen Abstraktionsgrad, dass vermutlich die meisten alternativen Theorien aus der Systemtheorie Luhmanns heraus beschrieben und erklärt werden könnten. Es kann doch schon ein Informationsgewinn sein, wenn man feststellen kann, an welcher theoretischen Stelle jemand nicht mehr mitgeht und welche "logischen" Konsequenzen das hat. Hier in Bezug auf "Menschlichkeit" und "Sympathie" urteilen zu wollen (wie in einem anderen Beitrag geschehen) halte ich für nicht zielführend.



PS: Vielleicht ist diese per serendipity gefundene Diss aus der
philosophischen (!) Fakultät für moneymind und auch andere interessant.
Bezug: Luhmann - lange Zyklen.
Die deutschen Kapitalmärkte im Konzept einer Globalen Entwicklung im 19.
(!) Jahrhundert mit einem Bezug zur Gegenwart, Winrich Meyer 2001
https://dl.dropboxusercontent.com/u/14730145/Diss-DieDeutschenKapitalmaerkteImKonzeptEinerGlobalenEntwicklungIm19.JahrhundertMitEinemBezugZurGegenwart.pdf


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