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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)


Chronologisch Thread 
  • From: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vollgeld als Supermonetarismus (Flaßbecks Sicht)
  • Date: Thu, 08 May 2014 11:50:35 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

moneymind schrieb:
Es kommt primär eher darauf an, wer genau was genau nachfragt - und sekundär natürlich auch, woher die Nachfrager "das Geld dafür haben".

Mein Eindruck beim Vollgeldkonzept ist, daß ihm eine Analyse der Wirtschaft zugrundegelegt wird, bei der dieser entscheidende Punkt gar nicht im Mittelpunkt steht - liege ich da richtig?

Angebotstheorie und Nachfragetheorie gehören zusammen. Zur Zeit wird die Nachfragesseite vernachlässigt bis ignoriert. Seih z.B. Wirtschaftsweise, bei vor ein paar Jahren 5 Angebotstheoretiker, seit Bofinger ist endlich auch 1 Nachfragetheortiker dabei.
Die Gleichgewichts und Quantitätstheorie wird ohne Restriktionen angewendet. Zumal die Theorie selbst durchaus mal in Frage gestellt werden kann, damit der heutige Einfluß mal reduziert wird.
Wegen fehlender Restriktionen ist z.B. beim „Arbeitsmarkt“ ein Ergebnis, das die Einkommen noch zu hoch sind.
Beim der Geld für Nachfrage kommt wieder die Einkommensverteilung in einer VWL zum Tragen.

moneymind schrieb:
Der Staat kann daher als prinzipiell stärkstes Wirtschaftssubjekt jederzeit über zusätzliche Verschuldung Geld schöpfen und damit an prinzipiell beliebiger Stelle in der Wirtschaft Güter oder Dienstleistungen nachfragen.
Somit stellt der Staat die Mittel zur Verfügung, die nun die Steuerzahler in Finanzpolstern anlegen können (ugs: Sparen).

moneymind schrieb:
Die herrschende marktfundamentalistische Ideologie will den Staat aus der Steuerung der Wirtschaft heraushalten, weil sie Mißbrauch und Inflation fürchtet bzw. an die Wand malt.
… und dabei die Elimination der Inflation im Versuchsgebiet Japan ignoriert. Die Realität zeigt, dass eine „exorbitante“ Staatsverschuldung zu Stabilität führt mit Null-Inflation.
Natürlich muss die „Wirtschaft“ einen „Missbrauch“ fürchten und das zurecht, jedoch nur aus Sicht der „Wirtschaft“, nicht jedoch aus Sicht des Volks und der Unternehmen.
Denn wenn mal wieder die „Wirtschaft“ Schweinzyklen produziert, dann geht der Staat als Verhindere hinein und baut z.B. einfach mal ein paar tausenden Wohnungen mit reelen Mietpreisen usw.

moneymind schrieb:
Heute ist der Sozialismus tot, die Neoklassik hat gesiegt - und siegt sich jetzt zu Tode, weil sie eben eine Ideologie ist und keine brauchbare Wirtschaftstheorie.
Es ist eben nur eine Wirtschaftstheorie, die die Subjekte um die es wirklich geht (Die vielen Personen) nicht mal annähernd im Fokus hat.
Im Klartext: Wenn sich bei vollständiger Versorgung mit Überflussproduktion Arbeitslosigkeit ausbildet, dann muss die Arbeitslosigkeit besser verteilt werden. Eine weitere Ausweitung führt nur noch zu noch mehr Überfluss und letztendlich zu Blindleistung.

moneymind schrieb:
Dasjenige Konzept jedoch, das in der Weltwirtschaftskrise entwickelt wurde und die Nachkriegsordnung und -Wirtschaftspolitik bestimmte, bleibt noch immer wirksam verdrängt und ruft unter Marktfundis aller Art sofort spontane, vernichtend aggressive Abwehrreaktionen hervor (meine Erfahrung).
Abwehrreaktionen, da passt. Die werden auch schon hervorgerufen, wenn man nur mal einen anderen Ansatz diskutieren möchte. Zurück in die Vergangenheit ist nun mal gewohnter als vorwärts in die Zukunft.
Doch sollte das nicht daran hindern, das Bessere zu fordern.

Das Umsteuern geht mit Fordern los und/oder mit einem Herangehen von einer anderen Seite. Beispiel: „Bessere Verteilung der noch übrig gebliebenen Arbeit“ oder „Besserer Verteilung entstandener Arbeitslosigkeit“.

Was Investitionen angeht und den vermeintlichen Zusammenhang von S=I.
Investitionen finden am laufenden Band statt, das meiste sind Ersatzinvestionen. Da nun schon reichlich Unternehmen Netto“sparer“ sind, erfolgen die Investionen aus Eigenmitteln und eben nicht mehr auf Verschuldung. Dabei wird entspart.
Wir werden die Wachstumsforderung aus den Köpfen bringen müssen. Nullwachstum ist angesagt. Automatisierungen werden weiterhin bisher wiederkehrenden Arbeitstundenvolumen endgültig verschwinden lassen = Arbeitslosigkeit steigt, die nun irgendwie verteilt werden muss.

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Matthias Garscha hat schon bemerkt, dass an den Fundamente des Neoliberalismus gerüttelt wird. Doch bis der ins Wanken kommt, vergehen noch viele Jahre.
Hier kann die Piratenpartei mitrütteln oder (wie bisher) weiterhin vorsichtig die Betonwand anpusten (statt mit dem Presslufthammer mal den Vertretern einen vorzukoffern und die zu einer „Beweisführung“ ihre Dogmen zu zwingen).

Was die Geldmenge angeht: Hier interessiert mich nur die nachfragewirksame Menge und nicht die Absolutzahl, auf die gerne rumgeritten wird. Die nachfragewirksame Menge setze sich auch aus den Salden von mehreren Vorgängen zusammen.
Ist der Bedarf gedeckt und nur noch Ersatzbedarf notwendig, sind auch Wunschnachfargen gedeckt und nur noch Ersatznachfragen im Spiel, dann muss die Wirtschaftsleistung schrumpfen.
Das magische Viereck enthält u.a. Wirtschaftswachstum, deshalb ist das bedenklich und muss am Ende sogar als „nur gültig für die Zeit bis zum Erwachsenwerden einer VWL“ eingestuft werden. Wiederum Japan: die haben im magischen Vierecke seit Jahren in jeder Ecke eine „Null“ stehen.

Wir sind uns in vielen Sichtweisen, Interpretationen und Forderungen nach bestimmten Maßnahmen einig. Das ist u.a. der Unterschied zwischen der Betrachtung aus der Vogelperspektive (VWL) oder aus der Froschperspektive (BWL). Wer beide „draufhat“ und keine Lobbyinteressen, der kommt zu gleichen Ergebnissen.




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