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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]


Chronologisch Thread 
  • From: Thomas Weiß <Weiss-Tom AT gmx.de>
  • To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, systempirat AT live.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Systemtheorie [War: Wert- und Preistheorie - Was ist Geld?]
  • Date: Fri, 09 May 2014 20:15:59 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi SystemPirat!

Da ich es schade finde, dass es anscheinend nicht recht klappt, die Ideen eines offensichtlich sehr vernunftbegabten Menschen wie dir produktiv in unsere AG zu tragen, versuche ich zu vermitteln. Nicht zuletzt würde es mich selbst, als leidenschaftlichen Freizeitphilosophen, freuen die Makroökonomie als gewinnbringende Anwendung der Systemtheorie zu befruchten.

Trotz vieler Mails sehe ich bisher nicht, welcher Nutzen eine systemtheoretischen Sichtweise in der Ökonomie bringen soll. Anscheinend sieht man das auch nicht so einfach, wie du hier schreibst:
Am 25.04.2014 11:44, schrieb Ex-SystemPirat:
Wenn man Inspirationen aus dem Bereich der Systemtheorie so einfach "ausbreiten" könnte, so dass jemand sofort davon überzeugt wäre oder etwas damit anfangen könnte, wo wäre denn dann das grundlegend (paradigmatisch) Neue daran?

Die auf Selbstorganisation und Selbstreferenz beruhende Systemtheorie kann man sich eigentlich nur auf dem Weg erschließen, den sie selbst beschreibt, indem man sie nach ihrem Selbstverständnis praktiziert und reflektiert. Man kann sie nicht "von außen" erlernen, "produktiv" nutzen und - was vielleicht noch viel schwerer wiegt - kritisieren, sondern nur, indem man sich (kommunikativ) auf sie einlässt.

Dennoch solltest du einen Weg finden, uns diese Chance zu ermöglichen. Wenn der einzige darin besteht, sich monatelang mit Systemtheorie zu beschäftigen, wirst du hier wohl nicht glücklich werden.
Wie wäre es stattdessen mit einem mittellangen Text, selbst- oder fremdgeschrieben, der für Anfänger verständlich in die Theorie einführt, sowie deutlich macht, wie man sie im Kontext der Ökonomie anwenden könnte und v.a. welchen Nutzen man daraus ziehen könnte.

Am 25.04.2014 11:44, schrieb Ex-SystemPirat:

Was mich persönlich in der Folge grundlegend desillusioniert hat, ist die Selbstverständlichkeit, mit der angenommen wurde, dass das Ganze ohne einen grundlegenden Paradigmenwechsel auch auf der wissenschaftlichen Ebene beschrieben und vielleicht sogar erklärt werden kann.

Wirklich neue gesellschaftliche Lösungen wird man nur dann wissenschaftlich begründen können, wenn man die alten, den traditionellen Naturwissenschaften entnommenen kausal motivierten Glaubenssätze über den Haufen wirft. Vielleicht etwas Plastischer formuliert: Wenn man sich von den Restriktionen der Newtonschen Mechanik in Richtung auf die Sichtweise der Quantenmechanik bewegt.

Ich sehe die derzeit herrschende Ideologie (Neoklassik) nicht als Analogon der Newtonschen Mechanik, sondern eher einer prä-wissenschaftliche Erklärung, in der Blitze entstehen, weil eben Zeus gerade zornig ist. Anders ausgedrückt: Im Zustand den die Wirtschafts"wissenschaft" heutzutage hat, sollte man, bevor man innovative Wege geht (Quantenmechanik), die derzeitigen "Wissenschaftler" lieber darauf hinweisen, dass ihre Theorie grober Unfug ist.
Eine systemische makroökonomische Theorie sehe ich daher als ein wichtiges Projekt in ferner Zukunft an, aber nicht als die derzeit brennendste Baustelle.

Am 09.05.2014 11:42, schrieb Ex-SystemPirat:
Die Wirtschaft bei Luhmann mit den zentralen Begriffen Zahlung, Geld, Preis, Markt... und ihren eher "unkonventionellen" Interpretationen, ist ein hervorragendes Beispiel, die praktische Relevanz der Systemtheorie am eigenen Leib zu erleben, wenn man sich erst einmal auf deren Grundverständnis eingelassen hat. Tut man letzteres nicht, wird man wahrscheinlich tatsächlich wenig mit ihr anfangen können. Man verspielt sich damit dann eine Kreativität, die einen zu sehr überraschenden und unkonventionellen Schlussfolgerungen und Erklärungen verhelfen kann, die sich dann auch mit neu geschärfter Aufmerksamkeit in der Realität bestätigen lassen.

Kannst du auf einen konkreten Text verweisen, in dem Luhmann die Ökonomie systemtheoretisch erklärt?

Für den ersten Zugang könnte zudem eine "als ob" Haltung sehr hilfreich sein, nach dem Motto: Lass uns so tun, als ob dies oder jenes zutreffen würde. Dies könnte bei entsprechender Disziplin die Diskussion dahingehend entschärfen, dass keiner zustimmen muss, dass etwas "wirklich" so und nicht anders "ist".

Sehr gut. In der Philosophie geht es nicht darum, einer Ansicht zuzustimmen, sondern eine Argumentationsweise nachzuvollziehen!

Ich bin gespannt auf deine Antwort!

MfG, Thomas




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