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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Theorie von Kreditzyklen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Theorie von Kreditzyklen


Chronologisch Thread 
  • From: Ex-SystemPirat <systempirat AT live.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Theorie von Kreditzyklen
  • Date: Sun, 2 Mar 2014 15:08:46 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



Am 01.03.2014 14:06, schrieb moneymind:
Jetzt müsste man nach einer (Wirtschafts)Theorie suchen, die solche
Vorgänge beschreiben kann und vielleicht als Nebeneffekt die
bisherigen, unzulänglichen Modelle als Sonderfälle in sich wieder findet.

So etwa, wie in der Physik mit der Quantenmechanik, die die Newtonsche
Mechanik nicht falsch macht, aber als für irdische Dimensionen
bezogenen Sonderfall ausweist.


Die Theorie gibt es zumindest in Ansätzen längst, z.B. ab S. 455 im
VWL-Lehrbuch von Heine/Herr. Leider befindet sie sich nur in
keynesianischen Lehrbüchern, nicht in den Köpfen aktueller
Wirtschaftspolitiker - dort wurden neoklassische Mythen hineingesetzt.

Oder, pragmatischer, von George Soros ("The Credit and Regulatory
Cycle", in "Alchemy of Finance
http://de.scribd.com/doc/23682509/Soros-George-The-Alchemy-of-Finance";,
S. 81-88).

Die Überlegungen von Soros, so einfach sie auch sind, halte ich für
essentiell für die paradigmatische Fundierung des Keynesianismus (und
diese Diskusion läuft ja derzeit bei INET).

Was die "bisherigen Modelle als Sönderfälle" angeht, würde ich sagen: nein.


Wenn man nach Erklärungsansätzen sucht, gibt es diese Theorien schon lange, allerdings sind sie in den Wirtschaftswissenschaften noch weitgehend unbekannt. Die meisten anderen Wissenschaftsbereiche scheinen mir da schon auf einem höheren Abstraktionsniveau zu arbeiten. Was ich generell traurig finde ist, dass so viel Energie darauf verwendet wird, die Defizite der wirtschaftswissenschaftlichen Theorien bezüglich ihrer Praxistauglichkeit dafür zu verwenden, die Wissenschaftler als Personen zu diskreditieren. Jeder Wissenschaftler weiß, dass er sich auf den Stand der Wissenschaften berufen muss, wenn man ihn zwingt, wissenschaftlich zu argumentieren.

Vielleicht liegt das mangelnde Interesse, neue Theorien zu entwickeln, daran dass man dort aber keine vorgefertigten Lösungsrezepte finden würde, sondern eher mit der Einsicht konfrontiert wäre, dass es keine ein für alle Mal feststehenden logisch herleitbaren bzw. eindeutig als gut oder schlecht bewertbaren Lösungen geben kann.

Das "neue Modell" muß nicht das bisherige Modell als Sonderfall
enthalten, sondern all das, was das "bisherige Modell" tatsächlich oder
vermeintlich erklären konnte, ebenfalls erklären, PLUS das, was das
"bisherige Modell" eben nicht erklärt hat.

Ein neues Paradigma eben. Die keynesianische Tradition ist am nächsten
dran, ihr fehlen aber m.E. noch entscheidende Fundamente und Klärungen,
um auf der paradigmatischen Ebene ganz klar und einfach daherzukommen,
und mit den simplen Grundbegriffen eine größere Vielfalt von Phänomenen
einheitlich erklären zu können als die Neoklassik (und Klassik).

Mit Deiner Physik-Analogie, in der Du die neoklassische Ökonomie in
Analogie zur Newton'schen Mechanik siehst, setzt Du voraus, daß die
Neoklassik einen Teilbereich der Geldwirtschaft korrekt
beschreibt/erklärt und deswegen als "Sonderfall" in das neue Modell
integriert werden kann.

Welche Teilbereiche erklärt die Neoklassik denn Deiner Meinung nach?
Nicht, daß Du da "mit Blendgranaten wirfst" ... ;-)

Der letzte Absatz klingt zwar gut, hat aber wenig Substanz. Er wäre
nur fundiert, wenn die Floskeln "makroökonomisch inkompetente
Politker" und "makroökonomische Durchblicker" genauer spezifiziert und
auf konkrete Zielgruppen bezieht.

Ja, stimme Dir zu. Grob: makroökonomisch inkompetent: Neoklassiker;
makroökonomische (besser-)Durchblicker: Keynesianer ...

Sonst sind solche Ausführungen in meinen Augen nur Blendgranaten, die
die eigene Schlampigkeit in der Tiefe der Argumentation verbergen sollen.

Wer es nötig hat, Andersdenkende pauschal als "Nullblicker" zu
bezeichnen, noch dazu ohne den konkreten Zusammenhang zu einem
eventuellen eigenen Konzept herzustellen, kommt für mich als seriöser
Gesprächspartner nicht in Betracht.


Stimme Dir zu. Allerdings: anstatt "Blendgranaten" zu unterstellen,
hätten doch einfache Fragen genügt: "welche makroökonomisch
Inkompetenten bzw. Durchblicker genau?" Damit würdest Du meine
Argumentation konkret überprüfen, anstatt Schlampigkeit zu unterstellen.


Asche auf mein Haupt. Genau das hätte ich tatsächlich fragen müssen. Ich bemängle ja, dass man durch das Diskussionsklima hier verleitet wird, eher unsachlich, als sachlich zu argumentieren. Da nehme ich mich nicht aus.

Ich habe hier in Diskussionen schon des öfteren in der von dir vorgeschlagenen Form nachgefragt, habe darauf aber nur selten eine (konstruktive und verstehen wollen dokumentierende) Antwort bekommen. In anderen "Umgebungen" können sich auf Nachfragen dieser Art, wenn sie ernst genommen werden, tatsächlich sehr gute und konstruktive Diskussionen ergeben.

Leider wird hier meist, aus meiner Perspektive gesehen, irgend ein Satz (m)einer Argumentation willkürlich herausgegriffen, der Rest gelöscht und dann irgend etwas geschrieben, was mit (m)einem roten Faden nur sehr entfernt bis gar nichts zu tun hat. Kurz gesagt: Das Verstehen des Anderen (im Gegensatz zur Präsentation der eigenen "Weisheiten") scheint mir bei den meisten Diskussionen in der AG einen sehr geringen Stellenwert zu haben.

In meiner nun schon etwas längeren Wahrnehmung scheinen in der AG
solche, vorwiegend die Anderen fachlich herabwürdigenden Aussagen,
generell nicht unerwünscht zu sein


Stimme zu, daß es besser wäre, darauf zu verzichten.

Ok, der letzte Absatz scheint mal ein ehrliches und selbstbezogenes
Statement zu sein. Für mich (als Wähler) wirft das aber sehr
bedenkliche Fragen auf. Für die politische Kompetenz der AG scheint
mir das jedenfalls nicht zu sprechen, wenn sie auf die "Finanzmärkte
scheisst".


Wollte damit sagen, daß ich nicht Zocke und mich daher mit den Details
dieses Geschäfts nicht beschäftigt habe. Zocken ist für mich keine
akzeptable Form der Generierung von Einkommen. Für mich gehört dazu, daß
man für andere eine reale Leistung erbringt, die diesen wirklich nützt
(I win/others win) und nicht ein pures Nullsummen-Umverteilungsspiel
spielt (I win/others lose).

Deswegen kenne ich mich mit Zockerei auch nicht im Detail aus.

Die generelle Funktionsweise rein des rein spekulativen "Spiels"
(Nullsummenspiel, pure Umverteilung - was ich gewinne, verliert ein
anderer) kann man aber auch ohne Kenntnis aller Details erfassen.

Aber ich gebe Dir recht, was eigentlich fehlt und woran man arbeiten
müßte, wäre die Klärung der paradigmatischen Fundamente der
keynesianischen Tradition (Praxis der Geld- und Kreditschöpfung und
saldenmechanische Paradoxien etc. eingeschlossen) - ein Prozess, der ja
auch läuft (z.B. modern monetary theory, etc. etc.) und auf den die AG
auch blickt - und den sie versucht, nachzuvollziehen.

Daß hier keine einheitliche Perspektive herrscht, ist m.E. eben auch
Ausdruck dessen, da in der Diskussion um die Fundamente der
keynesianischen Tradition bisher keine konsensfähige Klärung erreicht
wurde.





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