ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: "Piratos aka. Tobias" <piratos.aka.tobias AT egomatrix.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme
- Date: Thu, 9 Feb 2012 17:19:54 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Tobias,
2012/2/9 Piratos aka. Tobias <piratos.aka.tobias AT egomatrix.de>:
> Ich frage mich die ganze Zeit, wie die Banken "Basel III" schaffen wollen,
> die können ja nicht alle neue Aktien ausgeben, die wird heutzutage sicher
> keiner kaufen, wer will schon Bankaktien ;)
> Was gäbe es für Alternativen?
>
> Mir sind zwei Punkte klar, wo man noch was drehen könnte,
> zum Einen eine gewisse Zeit keine Guthabenzinsen mehr zahlen (Axels Idee),
> und zum Anderen das Risiko der Aktiv Seite "neu bewerten" um so mehr "freies
> Eigenkapital" zu haben, dass macht ja anscheinend aktuell die Commerzbank.
> Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das was mit Basel III zu tun hat.
>
> Hast Du noch eine Idee, wie eine Bank mehr Eigenkapital "erzeugen" kann?
Nein. Zumindest Tier I-Kapital ist sehr rigide, und enthält im
Wesentlichen nur "Common Shares" (bzw. Dinge die dazu äquivalent sind;
Bankanleihen zählen ganz explizit nicht dazu) und "Retained Earnings".
(siehe http://www.bis.org/publ/bcbs189.pdf ab Seite 21 im PDF; was der
"stock surplus" ist, ist mir allerdings nicht klar)
Wenn es um eine separate Tier II-Schranke geht, gibt es etwas mehr
Möglichkeiten, insbesondere Anleihen mit einer Laufzeit von mindestens
5 Jahren.
Andere Möglichkeiten, um mehr Eigenkapital zu erzeugen, sehe ich
nicht. Wie du sagst kann die Bank dann höchstens versuchen, die
Aktivseite umzustrukturieren, also Kredite zu vergeben, die nach dem
Basel III - Risk Weighting weniger ins Gewicht fallen - oder eben,
ihre Gewinne eine Zeit lang nicht mehr an die Eigentümer auszuzahlen
(was sicherlich nicht verkehrt ist angesichts der vorangegangenen
Exzesse ;)).
Allerdings würde ich den Banken da keine Tränen nachweinen. Die
Veränderungen sind so klein und die Übergangsregelungen so großzügig
(ab Seite 35), dass man weniger kaum erwarten kann. Sollte es
tatsächlich zu Kreditklemmen deswegen kommen, kann man für die
Realwirtschaft andere Lösungen finden, z.B. über öffentlich-rechtliche
Banken, oder generell über eine großzügige Konjunkturpolitik - von der
sollen primär die Menschen profitieren und nicht die Banken, aber wenn
mehr Vermögen im System ist fällt es natürlich als Nebeneffekt auch
den Banken leichter, das notwendige Eigenkapital aufzubauen.
> @Axel: Du hattest mir mal angedeutet, dass die Banken sich gegenseitig
> Schuldverschreibungen ausstellen könnten und so wäre das Eigenkapital
> Problem zu lösen, kannst Du das nochmal erklären, das hab ich nicht
> verstanden.
Das würde mich auch interessieren. Soweit ich den Basel III-Text
verstehe ist das nicht vorgesehen.
Allerdings kann eine Bank natürlich Aktien einer anderen Bank
besitzen. Also: Bank A hält Bank B-Aktien auf ihrer Aktiva-Seite.
Diese Aktien sind Tier I-Kapital von Bank B. Hier greift, soweit ich
das verstehe, der Abschnitt ab Absatz 80 auf Seite 24. Ein
Rechenbeispiel: Bank A hat 1.000.000 Tier I-Kapital und Aktien von
Bank B im Wert von 500.000. 400.000 davon liegen über 10% des eigenen
Tier-1-Kapital und werden deswegen abgezogen. Nach Anpassung hat die
Bank A also nur noch ein Tier I-Kapital von 600.000. So interpretiere
ich diesen Abschnitt zumindest.
In begrenztem Rahmen können die Banken sich also gegenseitig das
Eigenkapital erhöhen, indem sie sich gegenseitig neu ausgeschüttete
Aktien (oder Anleihen mit Laufzeit >= 5 Jahren) abkaufen. Allerdings
ist dem offenbar ein gewisser Riegel vorgeschoben.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, CU_Mayer, 08.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Keox aka Daniel Worofka, 08.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, CU_Mayer, 08.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Guido Schwelm, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, CU_Mayer, 08.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Piratos aka. Tobias, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Axel Grimm, 12.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Piratos aka. Tobias, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Stephan Schwarz, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Piratos aka. Tobias, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Axel Grimm, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Hilmar Benecke, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Piratos aka. Tobias, 09.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Heutige und alternative Geldsysteme, Nicolai Haehnle, 09.02.2012
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