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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme


Chronologisch Thread 
  • From: Keox aka Daniel Worofka <piratkeox AT googlemail.com>
  • To: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Endogene und Exogene Geldsysteme
  • Date: Wed, 08 Feb 2012 09:43:04 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

Am 08.02.2012 08:25, schrieb Nicolai Haehnle:
> Hallo zusammen,
>
> 2012/2/8 Keox aka Daniel Worofka <piratkeox AT googlemail.com>:
>>> - Einkommensunterschiede bewirken, das einige Geld verleihen können, das
>>> erst durch Schulden/Kredite wieder den Wirtschaftsteilnehmern zur
>>> Verfügung gestellt wird.
>>
>> Ja, bei Vollgeld könnte eine Bank nur Geld weiterverleihen (Kredite
>> vergeben), welches sie sich vorher von anderen Banken oder Nichtbanken
>> geliehen hat. Es muss also Sparer geben. Theoretisch kann kein Kredit
>> vergeben werden, sobald niemand mehr bereit ist sein Geld gegen Zinsen
>> an die Bank zu verleihen. Solch ein Verhalten sollte aber nur während
>> schweren Krisen problematisch werden. Beim Vollgeld hätte die
>> Zentralbank aber jederzeit die Möglichkeit, entgegen ihrer Grundabsicht
>> neues Geld nur über die Staatsausgaben auszugeben, den Banken auch
>> direkt Geld zu leihen. Anders als im fraktionalen Reservesystem könnte
>> die Bank dann nicht mehr als die geliehene Summe weiterverleihen, da sie
>> selbst kein Geld mehr schöpfen könnte.
>
> An dieser Stelle wird es aber doch spannend. Nach welchen Kriterien
> verleiht die Zentralbank Geld an die Banken? Wer entscheidet das?

Das ist einer der Schwachpunkte des Vollgelds, aber im Grunde wird es
diesen Schwachpunkt immer geben: Es muss halt Menschen geben die
Entscheidungen treffen. Laut Huber soll die Zentralbank möglichst
unabhängig von der Regierung sein, weil die Vergangenheit gezeigt hat,
daß Politiker und Regierende die Möglichkeit zusätzliches Geld zu
erzeugen zu stark genutzt haben.

Folgende Maßnahmen könnten die Unabhängigkeit der Zentralbank stärken
(meine eigenen Vorschläge):

1. Nicht eine einzelne Person, sondern ein Rat, der aus mindestens 5
Mitgliedern besteht, sollte über die Höhe neu geschöpften Geldes
entscheiden.

2. Dieser Rat sollte vom Volk und nicht von Politikern gewählt werden.
Das kann natürlich auch schief gehen. Aber das gilt auch für die Wahl
von Politikern. Grundsätzlich denke ich, daß die Staatsverschuldungen
niedriger wären, wenn die Bevölkerungen mehr direkten Einfluß gehabt
hätten. Gut funktionieren kann das aber wahrscheinlich nur wenn die
meisten Wähler das Geldsystem verstehen.

3. Über einen Volksentscheid sollte das Volk das Recht haben jederzeit
die Zusammensetzung dieses Rats zu ändern.

4. Genauso sollte das Volk das Recht gegen jede Entscheidung dieses Rats
auch noch nachträglich über eine Volksentscheidung sein Veto einzulegen.

5. Sitzungen oder Treffen dieses Rats sollten öffentlich stattfinden.

Das wären Möglichkeiten um Mißbrauch einzudämmen. Dieser Zentralbankrat
hätte dann eben auch die Aufgabe bei einer Kreditklemme (was im Grunde
zu hohe Zinsen bedeuten würde) zu entscheiden, welche Banken wieviel
Kredite bekämen. Man könnte bestimmt auch noch irgendwelche Regeln dazu
entwerfen. Darüber habe ich mir aber noch keine Gedanken gemacht.

>
>>> - durch Tilgung verschwindet das Geld wieder, in seiner Existenzdauer
>>> bewirkt das Geld Umsätze und Einkommen
>>
>> Bei Vollgeld bewirkt das Geld auch Umsätze und EInkommen, aber die
>> Existenzdauer wäre für den größten Teil nahezu unendlich -> Im
>> Vollgeldsystem ist auch eine direkte Verringerung der Geldmenge bei
>> schrumpfender Wirtschaft vorgesehen.
>
> Wie genau würde diese Verringerung funktionieren? Ändert sich die
> Geldmenge (zumindest die Menge an Reserven) in dem Vollgeldsystem
> nicht nur durch den Haushalt der Regierung?

Reserven gibt es bei Vollgeld nicht mehr. Unter normalen Umständen sind
keine Zentralbankkredite vorgesehen. Es gibt dann nur noch eine
Geldmenge M und keine getrennten unbaren Kreisläufe mehr. Die Erhöhung
der Geldmenge erfolgt, indem die Zentralbank dem Staat das Geld
gutschreibt (zinslos und tilgungsfrei) und dieser es durch seine
Ausgaben in den Kreislauf bringt. Bei schrumpfender Wirtschaft ist auch
eine Verringerung der Geldmenge vorgesehen, damit der Geldwert stabil
bleibt. Dies geschieht indem der Staat einen Teil seiner Einnahmen der
Zentralbank gibt, welche es dann vernichtet.

Wenn die Wirtschaft
> schrumpft auch noch mit einem kontraktionären Haushalt draufzuhauen
> scheint mir nicht so eine gute Idee.

Grundsätzlich sollte die Zentralbank prozyklisch handeln, aber während
Hoch- und Tiefphasen eine gemäßigt kontrazyklische Geldpolitik
verfolgen, um Extreme zu vermeiden. Aber es hängt wohl auch davon ab,
weshalb die Wirtschaft schrumoft. Welche Möglichkeiten bestehen in
unserem fraktionalen Reservesystem bei einer schrumpfenden Wirtschaft?

Gruß Keox

>
> Schöne Grüße,
> Nicolai




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