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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel


Chronologisch Thread 
  • From: René Heinig <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Cc: 'Eric Manneschmidt' <eric.manneschmidt AT gmx.de>, energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de, Moritz Richter <mmarichter AT aol.com>, ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel
  • Date: Wed, 29 Aug 2012 16:28:25 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Am 29.08.2012 15:03, schrieb Moritz Richter:
Hallo,

Wer sagt denn dass der Energiekonzern nicht selbst Spekulant ist? Davon
abgesehen hast du in jedem Sektor wo Spekulation möglich ist auch andere
branchenferne die sich genug Informationen
beschaffen und einfach auch systemimmanente Spekulationsprobleme ausnutzen.
Ich verstehe immer noch nicht, warum grade der Emissionszertifikatemarkt
bezüglich Spekulationen so ein außergewöhnlich großes Problem darstellen
sollte:
- Niemand braucht Zertifikate zum Überleben


Das ist bei fast allen anderen Spekulationsobjekten auch nicht der Fall, spekuliert wird nicht weil das Spekulationsobjekt lebensnotwendig ist, sondern weil man mit einer Spekulation Geld verdienen kann oder halt einen Wettbewerbsvorteil generieren, den ich dann wieder zu Geld machen kann. Eine Steuer setzt direkt am Problem an ohne ein solches Hilfskonstrukt, was rein logisch betrachtet gar nicht sinnvoll funktionieren kann.


, ein hoher Zertifikatepreis hat noch nicht einmal zwingendermaßen einen
hohen Strompreis zu Folge.


Den Zertifikatpreis hochzusetzen ist auch nur eine Steuer (Preisregulation), nur eben mit dem Nachteil, dass Zertifikate noch zusätzlich Spekulationsobjekte werde können, was hier zu unkalkulierbaren Risiken führt.


- Die Marktakteuer sind Millionen- bis Milliardeneuro-Unternehmen, denen man
zutrauen kann, den Markt im Blick und genügend Informationen zu besitzen.


Japp, dass hatte Porsche damals auch als sie VW schlucken wollten, eine Börse und Spekulation treibt eigene und hier völlig unnötige Blüten.


- Das Angebot unterliegt keinen exogenen Umwelteinflüssen.


was auch immer du damit ausdrücken möchtest


- Wenn Marktverwerfungen oder ein Marktversagen festgestellt werden, sind
Markteingriffe jederzeit möglich. Die Politik kann einfach mehr Zertifikate
generieren (im Gegenzug zu anderen Märken, wo man z.B. nicht einfach
Nahrungsmittel herbeizaubern kann).


Dann wird das System ja noch absurder, wenn jederzeit damit gerechnet werden kann, dass nach Festsetzung der Menge dann trotzdem noch neue Mengen nachgeschossen werden, damit wird das Ganze noch undurchsichtiger und die richtig guten Spekulanten ziehen einen noch größeren Vorteil daraus.


- Die Zertifikatepreise sind sogar nach oben hin begrenzt, weil es sich ab
einem bestimmten Punkt für Unternehmen nicht mehr lohnt, diese auch zu
verwenden.


was auch immer du damit sagen möchtest


Spekulation ist per se auch nichts schlechtes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Spekulation_%28Wirtschaft%29
Insgesamt kann ich nicht nachvollziehen, warum grade der Zertifikatemarkt
z.B. im Vergleich zum Aluminiummarkt oder jeder anderen für die Wirtschaft
relevanten Ressource so viel problematischer sein sollte.


Weil man künstlich eine vollkommen überflüssige Ressource schafft auf die spekuliert werden kann und auch massiv wird, sobald man wirklich anfängt diese neue extrem wertvolle Ressource zu verknappen. Ich sehe hier keinerlei Vorteil nur Nachteile: Undurchsichtigkeit, schlechte Planbarkeit, schlechte Akzeptanz, Gefahr der stärkeren Monopolbildung durch Spekulation usw.


Wenn China diese Steuer einführt, dann ist das vielleicht so. Bis jetzt lebt es sich anscheinend als Trittbrettfahrer besser.


China tut einiges bei der Energieumstellung, die sind weiter als viele (überhebliche) Europäer denken.


Treibhausgase entstehen doch nicht einfach so. CO2 zum Beispiel kann doch nur
entstehen, wenn auch eine fossile Ressource verbraucht wird.


Das stimmt so nicht ganz, Ressourcen werden im Grunde nicht verbraucht sondern umgewandelt, und bei verschiedenen Prozessen finden Umwandlungsprozesse statt, wo am Ende mehr "ungebundenes" CO2 rausgeht als reingegangen ist.


Anstatt das an irgendwelchen Wirtschaftsbereichen festzumachen, ist es
sinnvoller ohne Ausnahme einfach das Treibhausgas (bzw. den Energieträger)
selbst zu besteuern.


Im Energiesektor natürlich die Energieträger besteuern, beim Verkehr natürlich auch, in der Landwirtschaft, den dritten großen Bereich im Bunde, wird es schwieriger, hier würde ich das Futter besteuern, insbesondere Importe (aus Südamerika).


Sportler, die besonders viel atmen, stoßen zwar mehr CO2 aus, tragen aber
nicht zum Klimawandel bei, weil sie dieses vorher gebunden haben.


Inwiefern bindet denn ein Sportler CO2?


Deshalb frage ich mich, in welchem Bereich Treibhausgase ausgestoßen werden,
wo eine Besteuerung unverhältnismäßig ist? Es muss doch einen Grund für die
Eingrenzung geben!


Ich kann nicht jeden Bereich überblicken, aber es gibt 3 große Emissionserzeuger, kann man überall groß und breit lesen, von Fachliteratur bis yellowpress. Und da ich nicht für Überregulierung bin, reguliere ich einfach nur dort wo es angebracht ist, sprich du musst erklären warum du Bereiche Regulieren willst, die nicht als Problembereiche erkennbar sind. Aber so wie ich dich verstehe, willst du eh nur fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle)? besteuern, von daher würdest du eh nicht alle Bereiche treffen, geschweige denn mehr als ich besteuern würde.

Ich war nie der Meinung, dass man nichts tun sollte. Wichtiger als eine
lokale Problembekämpfung ist aber die globale. Wenn die lokale
Problembekämpfung zu Lasten der globalen geht, ist deutlich mehr verloren,
als gewonnen!


Wenn ich lokal die Emissionen senke sinken nach Adam Ries auch die globalen Emissionen. Genau dieses Denken: "ich mach nur was, wenn alle anderen was machen" hat bisher immer dazu geführt, dass im Grunde unterm Strich nichts gemacht wurde, egal ob beim Klimaschutz oder auch bei der Abrüstung, im Gegenteil wird diese Argumentation noch soweit getrieben, dass eigtl. das Gegenteil von dem gemacht wird, was sinnvoll wäre.

Es gehen diverse Staaten mit einer CO2-Steuer voran und wir sollten mitziehen und uns nicht aus der Verantwortung stehlen mit da gibt es ja noch die "bösen" Chinesen und co die machen doch viel weniger als wir.


Das ist aber nicht der Fall. Der Zertifikatehandel ist nicht Nonsens. Er ist
deutlich besser, als gar nicht zu handeln!


Es geht hier darum ein effizienteres Instrument zu nutzen, nicht darum nur ein vermeintlich wertloses einfach abzuschaffen. Und im Vergleich zweier Instrumente sind die Zertifikate Nonsens.


Ehrlicher wäre es, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und mit allen
anderen Ländern zu erörtern, welches die beste Lösung sein kann. Sich hier im
Voraus festzulegen, ist sicher nicht hilfreich.


Dann gehe mal los und verhandel mit anderen etwas, bevor du dir überhaupt Rückhalt in den eigenen Reihen geholt hast. Mit welcher Legitimation willst du denn irgendeine Verhandlung aufnehmen und diese in irgendeine Richtung treiben? Genau durch ein solches Vorgehen haben wir ja jetzt _keine_ Steuer und dafür den nahezu wirkungslosen Zertifikatehandel, weil genau das gemacht wurde, was du hier gerade als Lösung skizzierst.

Viele Grüße
René




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