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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel


Chronologisch Thread 
  • From: "Moritz Richter" <mmarichter AT aol.com>
  • To: <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>, <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: 'Eric Manneschmidt' <eric.manneschmidt AT gmx.de>, energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de, ag-nachhaltigkeit AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel
  • Date: Wed, 29 Aug 2012 15:03:24 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

> Wer sagt denn dass der Energiekonzern nicht selbst Spekulant ist? Davon
> abgesehen hast du in jedem Sektor wo Spekulation möglich ist auch andere
> branchenferne die sich genug Informationen
> beschaffen und einfach auch systemimmanente Spekulationsprobleme ausnutzen.

Ich verstehe immer noch nicht, warum grade der Emissionszertifikatemarkt
bezüglich Spekulationen so ein außergewöhnlich großes Problem darstellen
sollte:
- Niemand braucht Zertifikate zum Überleben, ein hoher Zertifikatepreis hat
noch nicht einmal zwingendermaßen einen hohen Strompreis zu Folge.
- Die Marktakteuer sind Millionen- bis Milliardeneuro-Unternehmen, denen man
zutrauen kann, den Markt im Blick und genügend Informationen zu besitzen.
- Das Angebot unterliegt keinen exogenen Umwelteinflüssen.
- Wenn Marktverwerfungen oder ein Marktversagen festgestellt werden, sind
Markteingriffe jederzeit möglich. Die Politik kann einfach mehr Zertifikate
generieren (im Gegenzug zu anderen Märken, wo man z.B. nicht einfach
Nahrungsmittel herbeizaubern kann).
- Die Zertifikatepreise sind sogar nach oben hin begrenzt, weil es sich ab
einem bestimmten Punkt für Unternehmen nicht mehr lohnt, diese auch zu
verwenden.

Spekulation ist per se auch nichts schlechtes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Spekulation_%28Wirtschaft%29
Insgesamt kann ich nicht nachvollziehen, warum grade der Zertifikatemarkt
z.B. im Vergleich zum Aluminiummarkt oder jeder anderen für die Wirtschaft
relevanten Ressource so viel problematischer sein sollte.

> > Warum sollte sich den China von sich aus für CO2 Vermeidungstechnologien
> > interessieren?

> Weil China gern eine vernünftige Atmosphäre und ein weniger problematisches
> Klima hätte. Eine Steuer bei der China mit eingebunden ist wird auf jeden
> Fall mehr bringen als der Zertifikatehandel,
> der systemimmanente Schwächen hat.

Wenn China diese Steuer einführt, dann ist das vielleicht so. Bis jetzt lebt
es sich anscheinend als Trittbrettfahrer besser.

> Würde sich genauso lohnen, wenn man dadurch Steuern einsparen kann.

Nur unter der Voraussetzung, dass China diese Steuer auch einführt!

> ja, da bin ich bei dir, der Energiesektor (fossile Energieträger) gehört ja
> zu den festgelegten Bereichen, genauso wie die Landwirtschaft und der
> Verkehr, aber was für Bereiche darüber hinaus sieht du > denn noch wo
> besonder viel Treibhausgase erzeugt werden. Mir fällt halt nichts weiter
> Sinnvolles ein, natürlich könnte man auch Sportlern, die besonders viel
> Atmen, mit Steuern (und Zertifikate)
> belegen, aber das ist doch irgendwo alles andere als verhältnismäßig, oder?

Treibhausgase entstehen doch nicht einfach so. CO2 zum Beispiel kann doch nur
entstehen, wenn auch eine fossile Ressource verbraucht wird. Anstatt das an
irgendwelchen Wirtschaftsbereichen festzumachen, ist es sinnvoller ohne
Ausnahme einfach das Treibhausgas (bzw. den Energieträger) selbst zu
besteuern. Sportler, die besonders viel atmen, stoßen zwar mehr CO2 aus,
tragen aber nicht zum Klimawandel bei, weil sie dieses vorher gebunden haben.
Deshalb frage ich mich, in welchem Bereich Treibhausgase ausgestoßen werden,
wo eine Besteuerung unverhältnismäßig ist? Es muss doch einen Grund für die
Eingrenzung geben!

> >, diese Zahl sollte mittlerweile noch weiter gesunken sein
> >(http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_carbon_dioxide_emissions).
> > Aus diesem Grund ist es eigentlich zwingend logisch, dass > > oberste
> >Prämisse der deutschen Klimapolitik sein muss, andere Länder dazu zu
> >bewegen, auch CO2 einzusparen und nicht vornehmlich darüber zu
> >philosophieren, auf welche Weise wir am besten
> > CO2 einsparen.

> Ich sehe nicht den Widerspruch, wieso soll es eine Voraussetzung für
> globale Problembekämpfung sein lokal nichts zu tun?

Ich war nie der Meinung, dass man nichts tun sollte. Wichtiger als eine
lokale Problembekämpfung ist aber die globale. Wenn die lokale
Problembekämpfung zu Lasten der globalen geht, ist deutlich mehr verloren,
als gewonnen!

> Wenn alle Länder Nonsens machen ist das doch immernoch schlechter als wenn
> die Hälfte etwas sinnvolles macht und die andere Hälfte nichts.

Das ist aber nicht der Fall. Der Zertifikatehandel ist nicht Nonsens. Er ist
deutlich besser, als gar nicht zu handeln!

> Wir müssen entscheiden, was wir für sinnvoll halten, Kompromisse werden
> dann in Verhandlungen erzielt, es ist wenig sinnvoll schon vorher
> Kompromisslösungen zu fordern, weil dieser Kompromiss > dann noch weiter
> aufgeweicht wird, da kann man die Bemühungen auch sein lassen, wenn wir
> letztendlich nur lauter wirkungslose Bürokratie schaffen, weil diese
> womöglich einfacherer
> durchzusetzen ist als eine durchgreifende Lösung.

Ehrlicher wäre es, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und mit allen
anderen Ländern zu erörtern, welches die beste Lösung sein kann. Sich hier im
Voraus festzulegen, ist sicher nicht hilfreich.


Grüße

Moritz





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