Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] [PiraNa] Emissionssteuer vs. Zertifikatehandel

["Moritz Richter" <mmarichter AT aol.com>]

Hallo René,

für mich ist die Frage Preissteuerung oder Mengensteuerung zunächst 
zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass global gesehen möglichst viel CO2 
eingespart wird. Ich bezweifle, dass man dieses Ziel mit nationalen 
Alleingängen erreicht. Aus verhandlungstaktischer Sicht sehe ich es nicht als 
sinnvoll an, zu sagen: wir machen das jetzt einfach mal so auf nationaler 
Ebene, wenn ihr Lust habt, könnt ihr das ja auch machen.
Deshalb stellt sich mir eher die Frage, mit welchem der beiden Instrumente 
das Ziel besser erreicht werden kann, also welches der beiden Instrumente für 
internationale Einigungen besser geeignet ist. Und aus diesem Grund kann dann 
meines Erachtens auch eine Kombination beider Instrumente eine Lösung sein, 
da hierdurch zum einen nationale Reduktionsverpflichtungen möglich werden 
(für Staaten die "noch mehr wollen") und zum anderen eine leichte Adaption 
durch andere Staaten, durch die einfache Erhebung einer Steuer möglich sind. 
Meine Meinung: Wenn alle Staaten bei einem Emissionszertifikatehandel 
mitmachen würden und auch langfristig (die nächsten 40 Jahre) die 
Menge(nreduzierung) vorgegeben ist, so dass man am Ende sagen kann, wir haben 
es erreicht, dass der CO2-Gehalt diese oder jene Schwelle nicht überschritten 
hat, wäre dieser einer Steuer deutlich überlegen. 
Was jedoch für eine Steuer spricht, ist dass sie von vielen Staaten deutlich 
einfacher implementiert werden kann und in gewisser Weise 
wirtschaftsfreundlicher (Planbarkeit) ist. Steuer bedeutet für mich 
Minimalkonsens, damit überhaupt was passiert. Das kann nicht falsch sein, da 
es ja momentan so aussieht, dass man sich auf den Maximalkonsens nicht 
einigen kann. 

Gruß

Moritz

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de 
[mailto:energie_und_infrastruktur-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag 
von René Heinig
Gesendet: Donnerstag, 30. August 2012 10:24
An: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Cc: AG Energiepolitik; Nachhaltigkeitspiraten
Betreff: Re: [Energiepolitik] [Ag-umwelt] [PiraNa] Emissionssteuer vs. 
Zertifikatehandel

Am 30.08.2012 07:55, schrieb Gunnar Kaestle:
>
> Dass der CO2-Handel ein zahnloser Tiger ist, liegt eher daran, dass 
> die Mengensteuerung noch zu wenig Rücksicht auf das Anreizsignal 
> namens Preis legt.


Eine Mengensteuerung ist eben eine Mengensteuerung, wenn ich eine 
Preissteuerung will (und ich will sie ja), dann sollte ich die auch 
Konsequent durchziehen mit einer Steuer.

Wenn ich allerdings eine Mengensteuerung haben will, und genau das ist doch 
überhaupt der Sinn der Zertifikate, dann muss ich die Menge auch mal deutlich 
verknappen. Und dann eben nicht einfach mal noch mehr Zertifikate 
nachschießen, wenn man feststellt dass die gesetzte Menge doch etwas klein 
ist, sondern damit leben, und eher noch weiter verknappen, damit ich eben 
genau die Art der Steuerung auch nutze für die ich die Zertifikate geschaffen 
habe.

Aber genau darüber diskutieren wir hier nicht mal, bisher hat noch keiner 
gesagt, dass mit den Zertifikaten auch wirklich über die Menge gesteuert 
werden soll, weil eigtl. und das entnehme ich mal der Diskussion als Konsens 
jedem klar ist, dass diese Art der Steuerung schlecht ist. Statt dessen wird 
vorgeschlagen die Zertifkate (hoch) zu bepreisen und dadurch quasi eine 
Steuer über ein an sich überflüssiges und Gefahren bergendes Hilfskonstrukt 
zu realisieren.

tl;dr
Im Grunde sind wir uns anscheinend einig, dass wir eine Steuerung über 
den Preis und nicht über die Menge haben wollen, nur die einen wollen 
noch ein Hilfskonstrukt dafür nutzen und die anderen nicht.

Viele Grüße
René
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